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"Geht mir um meinen Bub"

Susannes größte Sorge gilt ihrem 14-jährigen Sohn.
Susannes größte Sorge gilt ihrem 14-jährigen Sohn. ©Privat
Susanne (38) aus Feldkirch liegt seit Weihnachten im Spital. Nun soll sie in eine Notunterkunft entlassen werden – doch Sohn Fatih (14) darf nicht mit.

Von Anja Förtsch (WANN & WO)

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Aus Susanne Stuhlmayers Stimme ist eine Sache herauszuhören, die noch schlimmer ist, als ihre Verzweiflung: Resignation. Die 38-jährige Alleinerziehende aus Feldkirch hat beinahe alle Hoffnung aufgegeben. Und tatsächlich fällt es Außenstehenden schwer, der Frau noch Mut zuzusprechen, wenn sie ihre Geschichte erzählt. „Kurz vor Weihnachten bin ich ins Krankenhaus eingeliefert worden“, schildert Susanne im Gespräch mit WANN & WO. „Ich hatte plötzlich keine Luft mehr bekommen. Mein 14 Jahre alter Sohn hat für mich die Rettung angerufen.“ Susanne kommt ins LKH Feldkirch. Und muss dort bis heute bleiben. Ihr Sohn Fatih muss in eine betreute Wohngemeinschaft in Feldkirch ziehen, denn er kann als Minderjähriger nicht allein bleiben, die kleine Familie hat aber keine Angehörigen oder Bekannte, bei denen er unterkommen könnte.

Probleme in der Unterkunft

Doch dort bekommt er schnell Probleme: „Er war natürlich durch den Wind. Er musste mitansehen, wie ich um Luft rang, wie ich ins Krankenhaus gebracht wurde, er war plötzlich ganz auf sich allein gestellt in einer fremden Umgebung“, erklärt Susanne. „Das war für ihn eine extrem schwierige Zeit und er ist schließlich bei den anderen Jugendlichen angeeckt.“ Die Leitung der Einrichtung reagiert und verweist den 14-Jährigen der Wohngemeinschaft. Er darf sich nicht mehr in den Räumlichkeiten aufhalten“, sagt Susanne, „lediglich abends eine Notschlafstelle in dem Haus aufsuchen, die er aber morgens wieder verlassen muss.“ Kopfzerbrechen bereite ihr dabei aber besonders die Zeit, die der Junge tagsüber allein auf der Straße verbringt. „Ich habe wahnsinnige Angst, dass Fatih abrutscht. Er treibt sich jetzt bereits in zwielichtigen Kreisen herum.“ Eine offizielle Stelle, die aus Verschwiegenheitsgründen aber ungenannt bleiben muss, bestätigte WANN & WO die Schilderungen.

„Hängt von Mitarbeit ab“

Auf den genauen Fall wollte und konnte Christian Netzer, Leiter der Kinder- und Jugendhilfe der aufgrund eines früheren Wohnortes zuständigen BH Bludenz, im Gespräch mit WANN & WO nicht eingehen. „Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass allen Jugendlichen in solchen Fällen Betreuungsangebote gemacht werden“, so Netzer. „Wie es dann weitergeht, hängt aber auch davon ab, was die Jugendlichen annehmen.“ Man könne schließlich niemanden zwingen, etwa in einer WG zu bleiben. „Aber selbst wenn sich ein Jugendlicher gegen eine Unterbringung entscheidet, gibt es externe Sozialarbeiter, die Anlaufstelle sind. Das Horrorszenario, bei dem Jugendliche komplett auf dem Abstellgleis landen, gibt es in meinen Augen im Bereich Bludenz nicht. Es hängt aber immer davon ab, was der Jugendliche annimmt und inwiefern er mitwirkt.“

Was wird aus Fatih?

In den nächsten Tagen soll Susanne aus dem Sprital entlassen werden. In ihre alte Wohnung kann sie nicht zurück: Sie lebte mit Fatih bisher bei ihrem Ex-Partner, das Paar hat sich inzwischen getrennt. „Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich finde keine bezahlbare Wohnung für mich und meinen Sohn. Man sagte mir, ich könnte ein Zimmer in einer Notunterkunft haben. Aber da kann ich doch nicht ihm wohnen. Wo soll denn dann Fatih hin?“

Wer kann Susanne und ihrem Sohn helfen? Susanne sucht dringend eine Wohnung für sich und ihren 14-jährigen Sohn Fatih, da beide sonst möglicherweise getrennt voneinander in Notunterkünften unterkommen müssen. „Wir haben keine hohen Ansprüche, zwei Zimmer reichen schon aus. Es sollte nur in Feldkirch oder der Umgebung sein“, erklärt Susanne. Wer der Alleinerziehenden und ihrem Sohn helfen möchte, kann sich per Mail an WANN & WO wenden: anja.foertsch@wannundwo.at.

(WANN & WO)

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