AA

Gefangen im Netz - Kritik und Trailer zum Film

Zwei tschechische Filmemacher haben ein Experiment gewagt, das die Dimension des Kindesmissbrauchs in der Gesellschaft verdeutlicht - vornehmlich jenen im Internet. Um zu zeigen, wie dreist die Täter hier die Unerfahrenheit ihrer Opfer ausnutzen, haben die Filmschaffenden drei volljährige, aber sehr jung aussehende Frauen mit Fakeprofilen in die Sozialen Netzwerke geschickt. Die Bilanz: Es meldeten sich 2.458 Männer bei den vermeintlich Zwölfjährigen - "mit eindeutigen Absichten".

Die Dimension des Kindesmissbrauchs in der Gesellschaft rückt immer wieder durch große Kriminalfälle in den Fokus. Doch auch abseits dieser lauert Gefahr, nicht zuletzt im Internet. Um zu zeigen, wie dreist die Täter hier die Unerfahrenheit ihrer kleinen Opfer ausnutzen, haben Filmschaffende in Tschechien ein gewagtes Experiment unternommen. Ab Dienstag ist der daraus entstandene Dokumentarfilm "Gefangen im Netz" nun im Kino zu sehen.

Gefangen im Netz - Kurzinhalt zum Film

Die Macher suchten drei sehr jung aussehende, aber volljährige Frauen, die sich auf Fakeprofilen in gängigen sozialen Netzwerken als zwölfjährige Mädchen ausgeben sollten. Die Filmleute bauten in den Kulissen eines Studios drei Kinderzimmer nach. Von dort aus sollten die Schauspielerinnen zehn Tage lang online gehen und schauen, von wem sie kontaktiert werden.

Das Ergebnis: Es meldeten sich 2.458 Männer - "mit eindeutigen Absichten", wie es heißt. Die Kamera war dabei und verfolgte, welchen Verlauf die auch per Webcam geführten Chats nahmen. Regisseurin Barbora Chalupová, die das Projekt gemeinsam mit Vít Klusák realisiert hat, zeigt sich überrascht vom Tempo, mit dem die Täter die Mädchen kontaktierten. "Nach ein paar wenigen Eröffnungsfloskeln kamen sie sofort zur Sache: zu expliziten sexuellen Angeboten", sagt sie. Auch die Fülle der Nachrichten habe sie erstaunt: "Die Schauspielerinnen hatten kaum Zeit zu antworten, geschweige denn all die Chat-Anfragen zu bedienen."

Im Film stellt sich das etwa so dar: "Stört es dich nicht, dass ich 12 bin?", schreibt eines der Mädchen im Chat mit einem Mann. "Wenn das unser Geheimnis bleibt, dann nicht", antwortet dieser. Andere Männer verhalten sich ähnlich und antworten auf entsprechende Fragen etwa: "Das macht nichts, ich war auch mal 12." Oder einfach: "Warum sollte es?"

Gefangen im Netz - Die Kritik

Die Filmleute betonen, dass verschiedene Experten die Darstellerinnen während des Drehs begleitet und betreut hätten. So kommen in der Doku beispielsweise eine Sexualwissenschafterin und ein Anwalt zu Wort. Die Sexualwissenschafterin sagt, die Täter gäben sich der Illusion hin, dass die Mädchen den Kontakt wollten, weil diese nicht aktiv Widerstand leisten. Das unterwürfige Verhalten der Mädchen im Chat sei jedoch schlicht darauf zurückzuführen, dass die Männer eben viel älter und körperlich überlegen seien.

Der Anwalt spricht mit Blick auf die Chatpartner von einer "Flut aller denkbaren Straftaten" in Bezug auf Kinder. Am Ende jedoch seien "aus den Jägern Gejagte" geworden, heißt es von den Filmleuten. Das gedrehte Material sei der tschechischen Polizei zur Strafverfolgung überlassen worden.

Neben der Vollversion gibt es auch eine um explizite Szenen gekürzte Schulfassung der Doku. So soll Schulklassen ermöglicht werden, sich mit dem Thema Cybergrooming auseinanderzusetzen. Eine Botschaft der Filmleute lautet dabei: Die Täter sind schuld, nicht die Kinder, die ihnen ins Netz gehen.

Alle Spielzeiten auf einen Blick

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Kinostarts
  • Gefangen im Netz - Kritik und Trailer zum Film
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen