Gefälschter Honig in Österreichs Supermarkt-Regalen - Drei Viertel sind gepanscht
Die "konkret"-Redaktion des ORF hat nun 31 Honiggläser aus heimischen Supermärkten mittels DNA-Test prüfen lassen. Fazit: 75 Prozent der untersuchten Produkte dürften eigentlich nicht als Honig verkauft werden.
Gepanschter Honig kommt aus dem Ausland
Alle beanstandeten Honigproben haben ihren Ursprung außerhalb Österreichs, so der Dachverband der österreichischen Bienenzuchtverbände. In heimischen Supermarktregalen stehen demnach viele Flaschen und Gläser, in denen laut Etikette angeblich "Honig aus EU und Nicht- EU-Ländern" steckt - Oft zu scheinbar attraktiven Preisen unter acht Euro pro halben Kilogramm. Nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Händler würden betrogen.
Bienenzüchter schlagen Alarm
"In 23 von 31 gezogenen Proben aus österreichischen Supermarktregalen steckt hinter der Etikettaufschrift ,Honig‘ nur aromatisierter Zuckersirup, der noch nie eine Biene gesehen hat", kritisiert Imker Ing. Reinhard Hetzenauer, Präsident der Biene Österreich, des Dachverbandes der österreichischen Bienenzuchtverbände. Er ist angesichts des Ergebnisses der jüngsten DNA-Tests alarmiert. Schon bisher war bekannt, dass weltweit Honig neben Olivenöl zu den meistgefälschten Lebensmitteln zählt.
Um diesen Etikettenschwindel auf den Grund zu gehen, ließ die ORF-Sendung "konkret" notariell beaufsichtigte Stichproben von Imkerhonig, Markenprodukten und Eigenmarken der Handelskonzerne ziehen und in zwei Labors DNA-Analysen erstellen. Die Handelsketten SPAR und REWE reagierten rasch und nahmen mehrere Honigsorten zur Überprüfung aus den Regalen.
"Wenn die Handelsbetriebe ab jetzt die DNA-Methode anwenden, ist ein wichtiger Schritt zur Absicherung der Produktqualität getan. Die freiwillige Selbstkontrolle hat bewirkt, dass keine Käfigeier mehr in den heimischen Regalen sind. Dieselbe strenge Lieferantenkontrolle sollte auch für Honig zur Anwendung kommen", fordert Hetzenauer.
Neue Richtlinie gegen gepanschten Honig
Kommissar DNA im Supermarkt
Wirtschaftsforensiker Mag. Dr. Matthias Kopetzky ist Sachverständiger für Wirtschaftskriminalität und selbst Imker. Er plädiert in der Lebensmittelbranche für jene molekularbiologische Analysemethode, die bei polizeilichen Ermittlungen seit 1997 Standard ist. "Diese DNA-Untersuchung, mit der Straftäter von den Gerichten mitunter lebenslänglich ins Gefängnis geschickt werden, ist für ehrliche und genauere Honigtests eine zeitgemäße Methode." Dieser Test hilft schweren gewerbsmäßigen Betrug, wie die Zuckersirupabfüllung in Honiggläser, zu entlarven.
Auch Greenpeace warnt
Bei den im Test als gefälscht eingestuften Honigen handelt es sich ausschließlich um importierte Produkte, warnt auch Greenpeace. Für Imker und Imkerinnen in Österreich stellen mit Billig-Zuckersirup gepanschte Honige eine unfaire Konkurrenz dar, da diese die Großhandelspreise für Honig drücken. Greenpeace empfiehlt Konsumenten und Konsumentinnen, bis zur vollständigen Aufklärung des Skandals Honig direkt von österreichischen Erzeugern zu kaufen - am besten Bio-Honig.
SPAR verordnet große Honig-Untersuchung
Nachdem sich der Verdacht der Honig-Fälschungen auf Österreich ausgeweitet hat, hat SPAR eine sofortige Überprüfung sämtlicher Eigenmarken-Honige angeordnet. Die SPAR-Eigenmarken-Honige kommen seit langem hauptsächlich von österreichischen Imkerinnen und Imkern. Die sieben SPAR-Honige, die Import-Honig aus Europa enthalten, wurden, bis die Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, aus den Regalen genommen. SPAR fördere seit vielen Jahren bewusst heimischen Honig und führe mittlerweile 252 verschiedene österreichische Honige im Sortiment, oft von kleinen lokalen Imkereien, so der Handelskonzern in einer Aussendung.
SPAR-Vorstand Markus Kaser bekräftigt: "Wir setzen uns intensiv für die heimischen Imker ein, da Honig nicht nur ein hervorragendes regionales, naturbelassenes Produkt ist, sondern die Bienen einen wichtigen Faktor im Ökosystem und der Nahrungsmittelproduktion darstellen. Wir wollen mit allen Mitteln dafür kämpfen, dass dieses wertvolle Produkt erhalten bleibt und dass sich Konsumenten bei SPAR sicher sein können, garantiert echten Honig zu genießen!"
Die Honige der SPAR-Eigenmarken kommen aus Österreich, teilweise sind die Imkerinnen und Imker auf der Vorderseite des Produktes genannt, heißt es von SPAR. Die Erzeuger seien vertraglich verpflichtet, keinen anderen Honig als ihren eigenen zu verwenden. Auch diese Honige werden nun von einem Prüflabor auf ihre Echtheit untersucht.
(VOL.AT)