16 diplomierte Sozialarbeiter und zwölf Ärzte arbeiten laut Gerhard Schinnerl, dem Geschäftsführer des Vereins Wiener Sozialprojekte, im Schichtdienst für das Hilfsangebot. Tageszentrum, Ambulatorium und Notschlafstelle sind 365 Tage im Jahr rund um die Uhr geöffnet.
Rund 280.000 “Gäste”
Über 280.000 Personen haben das Tageszentrum des Ganslwirts bereits besucht, berichtete Sozialstadträtin Renate Brauner bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vizebürgermeisterin Grete Laska (beide S) am Donnerstag. 108.000 Patienten seien seit dem Bestehen der Drogenberatungsstelle in das medizinische Ambulatorium gekommen, 57.000 Personen hätten in der Notschlafstelle genächtigt.
Brauner hob auch die hohe Tauschquote bei Spritzensets hervor. Seit Bestehen der Einrichtung seien rund fünf Millionen Sets getauscht worden, meinte Brauner. 95 Prozent der im Ganslwirt ausgegebenen Spritzen würden auch wieder zurückgebracht. Das bedeutet auch mehr Sicherheit für die Anrainer, betonte Brauner. Denn: Jede Spritze, die zurückgegeben wird, liegt nicht im Park herum.
Niedrige HIV-Prävalenz
Auf Grund dieser hohen Tauschquote habe Wien eine im europäischen Vergleich niedrige HIV-Prävalenz (Häufigkeit, Anm.) unter den Drogenkonsumenten, sagte Brauner. Obwohl jede einzelne dieser Personen natürlich eine zu viel sei, betonte sie. Im Jahr 2004 seien 6,3 Prozent der Drogenkonsumenten HIV-positiv gewesen, meinte Brauner. Im Vergleich dazu liege die Prävalenzrate in Frankreich bei 20 Prozent, fügte der Wiener Drogenkoordinator Michael Dressel hinzu.
Wichtig sei bei der Drogenberatungsstelle auch gewesen, Süchtigen ein niederschwelliges Angebot zu bieten, erklärte Laska, die von 1994 bis 2004 als Sozialstadträtin für Drogenpolitik zuständig war. Heftiger Gegenwind habe den Initiatoren in den Anfängen der Anlaufstelle für Suchtkranke entgegen geblasen, sagte sie.
Rund 1.100 Protestanten bei Eröffnung
Die sozialmedizinische Drogenberatungsstelle Ganslwirt wurde am 24. November 1990 unter dem damaligen Bürgermeister Helmut Zilk (S) in der Esterhazygasse eröffnet. Damals hatten nach Polizeiangaben rund 1.100 Menschen gegen das von der Gemeinde Wien im ehemaligen Restaurant Ganslwirt geplante Drogenberatungszentrum demonstriert.