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Galerie Bleich-Rossi feiert 25 Jahre

Ausstellung "Martin Kippenberger" zum Jubiläum der 1982 in Graz gegründeten Galerie - Gabriella Bleich-Rossi: "Graz stagniert. Wien ist dagegen ein guter Boden."

Die Galerie Bleich-Rossi feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsausstellung, doch bei Gabriella Bleich-Rossi, der energischen, quirligen Galeristin will keine rechte Feierstimmung aufkommen. “Es ist eine Geschichte voller Verluste”, resümiert die gebürtige Römerin und muss bei ihren atemlosen Ausführungen einen Moment tief durchatmen, “erst starb mein Mann, dann Martin Kippenberger, später Wolfgang Bauer und Jörg Schlick.” Das erste Vierteljahrhundert der 1982 in Graz gegründeten Galerie wird in Wien gefeiert. Die Ausstellung, die heute, Freitag, eröffnet wird, ist dem 1997 gestorbenen deutschen Künstler Martin Kippenberger gewidmet, und auf verborgene Weise ist auch der drei Jahre zuvor verstorbene Galerist Alexander Bleich-Rossi dabei präsent.

1989 hatte Kippenberger, den das Ehepaar Bleich-Rossi in Wien kennen gelernt hatte und der bald nicht nur zu einem prägenden Künstler der Galerie, sondern auch zu einem guten Freund wurde (“Martin war ein Motor – nicht nur für die Galerie, auch für die Grazer Kunstszene. Künstler, Sammler, Galeristen, Museumsleute – wir waren alle eine Familie!”), ein Multiple gemacht, das in seinen Umrissen Maßarbeit war. Kippenberger, immer auf der Suche nach neuen Ideen, nahm Maß an ausgewählten Betrachtern – und deshalb hängt nun ein dunkles, flaches Objekt mit der Aufschrift “Up Side Down / And Turning me” an der Wand, das angeblich exakt nach Größe und Schulterbreite von “Aky” Bleich-Rossi zugeschnitten ist.

In dieser elften Kippenberger-Ausstellung der Galerie finden sich Multiples wie eine Stehlampe oder aus Holz nachgeschnitzte Armaturenbretter eines Opel-Mantras ebenso wie Plakate, Collagen, Skizzen auf Quittungsblöcken, Zeichnungen auf Hotelbriefpapierbögen oder Gemälde. Die Ausstellung, die getrost als Ergänzung zu der derzeit im Grazer Kunsthaus laufenden Kippenberger-Schau verstanden werden kann, hat Bleich-Rossi komplett aus der eigenen Sammlung zusammengestellt. “Wir haben diese Sachen über die Jahre und mit Mühe zusammengekauft, denn Kippenberger war immer teuer.” Doch gerade, weil er den Galeristen “lieb und teuer” war, “ist es eine Hommage an Martin, keine Verkaufsausstellung. Er repräsentiert schließlich einen wichtigen Teil der Geschichte unserer Galerie, einen Teil meines Lebens.”

Sollte sich allerdings ein Sammler oder ein Museumsdirektor finden, der ein wirklich gutes Angebot macht, lässt sich über alles reden. Schließlich muss eine Galerie verkaufen, denn von jenen 2.250 Euro, die der Galerie Bleich-Rossi soeben als Prämie des Wiener Kulturamts zugesprochen wurden, könnte man nicht einmal die Miete der Räumlichkeiten in der Dominikanerbastei zahlen. So nimmt Gabriella Bleich-Rossi die Prämie als symbolische, ideelle Anerkennung für ihre Bemühungen um ein gutes Programm.

Begonnen hatte alles vor vielen Jahren in Graz. “Mein Mann war Architekt und hat die Kunst geliebt”, erzählt Gabriella Bleich-Rossi. Beim Organisieren von Benefiz-Ausstellungen hatte er eine gute Hand bewiesen, im wohlsituierten Grazer Bürgertum gab es viele Freunde mit dem nötigen Kleingeld. Also befolgte er den Rat von Freunden und eröffnete mit seiner Frau am 4. Dezember 1982 eine eigene Galerie. Es waren die Jahre der Transavanguardia, nach der ersten, der jungen Kunst gewidmeten “Aperto” der Biennale, der boomenden “Jungen Wilden” wie Anzinger, Bohatsch oder Schmalix. Hubert Schmalix wurde die erste Galionsfigur der jungen Galerie. “Graz war damals noch sehr konservativ, aber wir haben langsam eine richtige Sammlerszene aufgebaut, die uns vertraute.” Bald kam man mit Albert Oehlen, Martin Kippenberger, Jörg Schlick und Wolfgang Bauer in Kontakt, war einander im Umfeld der legendären “Lord Jim”-Loge eng verbunden und übersiedelte in schöne, neue Räumlichkeiten.

Nach dem Tod des Galeristen kamen auch finanziell schwierige Zeiten. Gabriella Bleich-Rossi musste die teuren Räume aufgeben und begann einen Wunsch nach Neuorientierung zu verspüren. Statt eine Rückkehr in ihre Heimatstadt Rom wurde es schließlich ein Aufbruch nach Wien (“Die Stadt hat mir fast so gut gefallen wie Rom”). Auf Einladung der Wiener Galeristin Christine König arbeitete sie 2005 ein halbes Jahr gleichzeitig in Graz und Wien und fand schließlich nahe dem Schwedenplatz die idealen Räumlichkeiten. Eröffnet wurde 2006 mit Hans Kupelwieser. Gabriella Bleich-Rossi bereut den Umzug nicht. “Was hätte ich in Graz noch machen können? Graz stagniert. Wien ist dagegen ein guter Boden. Wien ist eine der spannendsten europäischen Hauptstädte mit einem enorm breiten Kulturangebot. Und wenn ich Kollegen sagen höre, ich wäre eine gute Ergänzung, dann freut mich das sehr.”

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