Fußball-WM-Quali: ÖFB-Team vor "Sechs-Punkte-Spiel" gegen Bosnien

"Wir können einen Riesenschritt machen, dessen sind wir uns bewusst", so ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick. Bosnien hat seine ersten vier Spiele in Gruppe H gewonnen, das ÖFB-Team hat drei Siege aus drei Spielen vorzuweisen. Noch nie zuvor ist das ÖFB-Team mit vier Siegen in eine EM- oder WM-Qualifikation gestartet. Sollte das gelingen, wären die Chancen auf die Teilnahme an der Endrunde 2026 in Nordamerika deutlich erhöht, und das Ende der seit 1998 anhaltenden WM-Durststrecke wäre in Sicht. "Es ist schon ein wichtiges Spiel, in gewisser Weise ein Sechs-Punkte-Spiel", meinte Rangnick.
"Aufgeladene" Atmosphäre wartet in Fußball-WM-Quali auf ÖFB-Team
Auf ein Remis werde es sein Team nicht anlegen. "Unsere Spielweise ist nicht darauf ausgerichtet, einen Punkt zu holen", betonte Rangnick. Die Situation in der Tabelle wäre bei einem Unentschieden zwar immer noch gleich. Der dritte Kontrahent Rumänien würde möglicherweise mit einem Remis spekulieren. "Aber wir nicht, wir werden alles in die Waagschale werfen", versprach Rangnick. Die Bosnier würden zurecht dort stehen, wo sie stehen. "Sie haben einige erfahrene Spieler, die eine gute Karriere hingelegt haben. Uns ist klar, dass wir eine Leistung brauchen, die an unser Leistungslimit herankommt. Das ist genau das, was wir anstreben."
Eine Detailanalyse des Gegners mit der Mannschaft war erst nach der Ankunft in Bosnien geplant. Auch auf die "sicherlich aufgeladene" Atmosphäre im engen, 13.600 Zuschauer fassenden Stadion Bilino Polje will Rangnick sein Team vorbereiten. "Wir wissen, was da auf uns zukommt", sagte der Deutsche. "Natürlich werden die versuchen, das Spiel auch emotional auf einem gewissen Niveau zu halten, das sind wir gewohnt." Seine Spieler würden das auch aus ihren Clubteams kennen. "Das ist nichts, wo ich Sorge habe, dass uns das beeindruckt."
Vielmehr als um Bosniens Qualitäten geht es für Rangnick darum, den eigenen Matchplan auf den Platz zu bringen. Die Leistungssteigerung nach der Pause beim mühevollen 1:0 am Samstag in Linz gegen Zypern gibt Hoffnung. "Wir spielen dieses Mal auswärts gegen einen Gegner, der im eigenen Stadion auch in der Situation ist, das Spiel auch selber machen zu müssen", meinte Rangnick.
Ob die Bosnier dem nach Ballgewinnen gefährlichen ÖFB-Team den Gefallen tun werden, aufzumachen, bleibt abzuwarten. Allzu offensiv erwarten bosnische Medien die Aufstellung von Teamchef Sergej Barbarez nicht. Altstar Edin Dzeko könnte als Solospitze beginnen und Stuttgart-Angreifer Ermedin Demirovic auf der Bank Platz nehmen. "Am Ende liegt es auch daran, wie wir das Spiel gestalten, in welche Richtung es sich dann entwickelt", betonte Rangnick. "Das hat auch etwas mit unserer Herangehensweise zu tun. Ich habe da schon gewisse Vorstellungen, wie das aussehen muss, damit wir unsere Stärken zur Entfaltung bringen."
Änderungen bei ÖFB-Team in Startelf
Mit welcher Startformation er das tun will, dazu ließ sich Rangnick nicht in die Karten blicken. Gut möglich scheint aber, dass jene Elf beginnt, die am Anfang der zweiten Hälfte gegen Zypern auf dem Platz gestanden ist. Damit würde Michael Gregoritsch im Sturmzentrum Marko Arnautovic ersetzen und auf dem rechten Flügel der ebenfalls zur Pause eingewechselte Romano Schmid statt Patrick Wimmer starten. "Es geht darum, ausgeruht zu sein - und natürlich fit und gesund", erklärte Rangnick. "Wir werden definitiv nur fitte Spieler ins Spiel schicken."
Auf David Alaba scheint das zuzutreffen. Der nach seinen Verletzungsproblemen ohne Saisonpflichtspiel für Real Madrid angereiste ÖFB-Kapitän war gegen Zypern 70 Minuten im Einsatz. Laut Rangnick spreche nichts dagegen, dass der 33-Jährige erneut in der Startelf stehe. "Ich gehe auch davon aus, dass er beginnen kann." Alaba selbst würde kein Problem sehen, zum zweiten Mal nach seinem Kreuzbandriss 2023 ein Länderspiel über 90 Minuten zu bestreiten. "Aber mal schauen, wie das Spiel verläuft", sagte der Wiener. "Ich fühle mich gut, ich fühle mich bereit."
Das Abschlusstraining Montagmittag in Windischgarsten stand noch im Zeichen der Regeneration. "Es deutet einiges darauf hin, dass alle Spieler einsatzfähig sind", sagte Rangnick am Abend in seiner Pressekonferenz in Sarajevo. Einzig der gesperrte Verteidiger Stefan Posch machte die Reise nicht mehr mit.
Auswärtsauftritte von ÖFB-Team geben Hoffnung
Den Quali-Auftakt im Juni gegen Rumänien (2:1) und in San Marino (4:0) hatte Alaba verpasst. "Wir haben gegen Rumänien zu Hause gezeigt, wozu wir imstande sind", meinte Rangnick. "Das war über weite Strecken ein richtig starkes Spiel von uns." Optimistisch stimmten ihn auch die Auswärtsleistungen in der vergangenen EM-Quali in Schweden (3:1) und Belgien (1:1). "Auf diesem Niveau brauchen wir auch in Bosnien unser Spiel", meinte der 67-Jährige. "Wir freuen uns auf das Spiel und versuchen, da einen großen Schritt in Richtung WM zu machen."
Kein gutes Omen ist der Schiedsrichter. Beide bisherigen Partien unter der Leitung des Spaniers Jesus Gil Manzano hat die Rangnick-Auswahl verloren - im Oktober 2023 in der EM-Quali daheim gegen Belgien (2:3) und bei der EM im Vorjahr gegen Frankreich (0:1).
(APA/Red)