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„Fühlte mich wie in einem Spionagethriller“

Maximilian Lehner
Maximilian Lehner
IMA Schelling Geschäftsführer Maximilian Lehner im W&W-Talk über sein Unternehmen, IT-Sicherheit und die Generation Z.

WANN & WO: Wie hast du deine Kindheit und Jugend in Erinnerung?

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Maximilian Lehner: Nach der Volksschule in Hard habe ich das Gymnasium Mehrerau in Bregenz besucht. Studiert habe ich in London. Auch meine Geschwister haben früh das Weite gesucht und sind nach der Schule ins Ausland gegangen. Ich habe dort sehr viel lernen dürfen, auch, mir selbständig in einer anderen Großstadt ein Leben aufzubauen.

WANN & WO: Wie groß ist in einer Unternehmerfamilie wie deiner der Druck, sich zu beweisen?

Maximilian Lehner: In so einem Umfeld aufzuwachsen, sehen manche als Vorteil, einige aber auch als großen Nachteil. Für mich war die Abkapselung durch den Umzug nach London sehr wichtig, um in einem anonymen Umfeld Erfahrungen zu sammeln. Man muss sich beweisen, aber mir war beim BWL-Studium noch nicht klar, in welche Richtung ich mich entwickeln möchte. Ich habe dann begonnen, mit einer Mentorin daran zu arbeiten, wie mein Auftreten ist, wie man Entscheidungen trifft, Projekte plant und so weiter. Was ich etwas unterschätzt habe, ist der Druck von außen, indem man immer verglichen wird. Mit dem, was man sein könnte, oder eben mit den Geschwistern. Ich habe gelernt, dass ich mich entwickeln muss, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Selbstreflexion ist sehr wichtig, aber auch Feedback von außen. Man muss Angewohnheiten hinterfragen und auch umstellen, um gewisse Ziele zu erreichen.

WANN & WO: Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben?

Maximilian Lehner: Ich habe in der Zeit, als ich in Hard Handball gespielt habe, viel über Teamgeist gelernt. Dass man so auch gegen scheinbar übermächtige Gegner viel erreichen kann. Kein Einzelner ist so groß wie das Team. Leute, die sich als Stars sehen, sind oft eher auf sich selbst fokussiert. Das vergiftet die Stimmung. Bei Projekten in der Größenordnung von fünf Millionen Euro und mehr muss die Team-
Mentalität im Vordergrund stehen.

WANN & WO: Wie hast du den Hacker­angriff auf die IMA Schelling letztes Jahr in Erinnerung?

Maximilian Lehner: Ich hatte etwa vier Monate davor die Verantwortung für den IT-Bereich übernommen. Als der Angriff passiert ist, fühlte ich mich teilweise wie in einem Spionagethriller. Wir mussten schnelle Entscheidungen treffen, denn da waren 2000 Jobs in Gefahr. Manche dieser Entscheidungen waren vielleicht nicht optimal, aber das gehört in so einer Situation dazu. Seither haben wir sehr viel in die IT-Sicherheit investiert und investieren hier noch weiter.

WANN & WO: Kann man sich gegen so etwas komplett absichern?

Maximilian Lehner: Das geht nur, indem man den Aufwand so groß macht, dass andere Ziele attraktiver werden. Speziell im Hinblick auf Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz fallen die Überwachung von Datenflüssen und von internen Prozessen leichter, aber diejenigen, die Angriffe ausführen, bleiben auch nicht stehen. Entsprechend muss man sich wappnen. Man kann X Millionen in Sicherheit investieren, aber 100 Prozent Sicherheit wird man nie erreichen.

WANN & WO: Verändert Künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelten?

Maximilian Lehner: Gerade im administrativen Bereich ist KI ein sehr brauchbares Tool und es gibt große Fortschritte in der Softwareentwicklung. Wir sehen aber auch, dass kreative Prozesse weitgehend unberührt und damit wichtig bleiben. KI hilft bei der Administration, Dokumentation und bei der Fehlersuche.

WANN & WO: Aktuell gibt es einige TikTok-Videos, in denen die Generation Z sich beschwert, dass es zu wenig Geld für viel zu viel Arbeit ohne Freizeit gibt. Wie siehst du das?

Maximilian Lehner: Manche Uni-Absolventen haben Vorstellungen, die jenseits von Gut und Böse sind. In Europa haben wir uns über Jahrzehnte einen gewissen Wohlstand erarbeitet und sind so in ein recht gemütliches Fahrwasser gekommen. Wenn man die aktuellen Verhandlungen im Kollektivvertrag anschaut, ist nachvollziehbar, wieso die Forderungen so hoch sind, aber die Unternehmen müssen das auch finanzieren können. Zweistellige Lohnforderungen entsprechen nicht der Realität des Einkommens der Unternehmen. Wenn das so weitergeht, werden wir bald ein Problem bekommen. Auf der einen Seite gibt es riesige Gehaltsvorstellungen und auf der anderen Seite will man immer weniger leisten. Wenn man international agiert, mit Konkurrenz aus China und anderen Ländern, sind zehn Prozent Preiserhöhung einfach nicht machbar.

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«Das braucht viel Fleiß, aber Social Media suggeriert oft, dass man mit wenig Aufwand schnell Geld
verdienen kann. Die junge Generation muss lernen, dass Geld verdienen viel Einsatz braucht.»
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WANN & WO: Welche Ratschläge hast du für die junge Generation?

Maximilian Lehner: Wenn man das Ziel hat, 80.000 Euro plus zu verdienen, kann man sich sehr wohl einen Plan zurechtlegen. Das braucht viel Fleiß, aber Social Media suggeriert oft, dass man mit wenig Aufwand schnell Geld verdienen kann. Die junge Generation muss lernen, dass Geld verdienen viel Einsatz braucht.

WANN & WO: Was waren die größten Herausforderungen in deinem Leben?

Maximilian Lehner: Beruflich war das sicher der Hackerangriff. In dieser Größenordnung hat es sonst nicht annähernd etwas gegeben. Persönlich war es, herauszufinden, was wirklich meine Aufgabe ist, oder was ich in meinem Leben erreichen will. Das war für mich schon während des Studiums eine gewisse Sinnkrise. Darum habe ich angefangen, an mir selbst zu arbeiten, ohne wirklich das Ziel zu kennen.

WANN & WO: Was macht ihr im Unternehmen, um junge Menschen für euch zu gewinnen?

Maximilian Lehner: Da wir oft Schwierigkeiten haben, Lehrlinge zu uns zu bringen, haben wir den „Tech’n’Talents Christmas Market“ für Lehrlingsinteressierte und Eltern entwickelt. Dabei geben unsere Lehrlinge Einblicke in das Berufsleben bei uns. In Vorarlberg wird das am kommenden Samstag, den 2. Dezember wieder stattfinden. Für uns ist es wichtig, die Lehrlingsposition zu stärken, denn viele ehemalige Lehrlinge sind mittlerweile in sehr wichtigen Positionen, weil sie von der Pike auf alles gelernt und entsprechendes Wissen über unsere Produkte und unser Unternehmen haben. Der Lehrlingsberuf ist ein zentraler Baustein für unsere Entwicklung und für unser Wachstum.

Zur Person: Maximilian Lehner

  • Alter, Wohnort: 33, Lustenau
  • Beruf: Geschäftsführer IMA Schelling
  • Familie: Verheiratet, zwei Kinder
  • Hobbys: Tennis, Segeln, Skitouren

(WANN & WO)

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