AA

Für Österreich in den Krieg? So denken Vorarlberger über die Wehrpflicht

VOL.AT/Emilia Waanders/Canva
VOL.AT/Emilia Waanders/Canva ©Wehrpflicht in Österreich: Würden die Leute im Ernstfall fürs Land kämpfen?
Am Nationalfeiertag geht es um Heimat, Zusammenhalt und Dienst fürs Land. Doch würden junge Vorarlberger heute wirklich noch für Österreich kämpfen? VOL.AT hat nachgefragt.

VOL.AT hat sich in Dornbirn umgehört: Würden junge Menschen heute noch für ihr Land in den Krieg ziehen? Ist die Wehrpflicht noch zeitgemäß – und wäre es fair, wenn Frauen ebenso verpflichtet wären wie Männer?

Jetzt auf VOL.AT lesen

Video: Vorarlberger über die Wehrpflicht

"Frauen haben schon genug für den Staat getan"

Pia sieht die Wehrpflicht als sinnvolle Sache – zumindest für Männer. "Ich finde, für Buben ist das eine gute Sache", sagt sie. Frauen sollten hingegen nur freiwillig teilnehmen dürfen. "Wenn sie das freiwillig machen möchten, gerne – aber sie haben mit Kindern und Familie eh schon genug für den Staat getan."

Die 18-Jährige spricht sich klar für den Erhalt des Systems aus: "Viele Betriebe oder Krankenhäuser würden ohne Zivis ganz viele neue Arbeiter brauchen. Das passt schon so." Nur bei der Entlohnung sieht sie Verbesserungsbedarf: "Der Gehalt könnte vielleicht etwas angepasst werden – es ist schon eher eine Ersatzhilfe."

Pia Kosmatsch (18) aus Dornbirn.

Für sich selbst schließt die Dornbirnerin den Weg ins Bundesheer aus: "Ich bin körperlich nicht in der Lage dazu. Zivildienst im Pflegebereich – könnte ich mir als Frau verpflichtend vorstellen. Militär? Auf keinen Fall."

"Nicht fair, dass nur Männer das machen müssen"

Der 19-jährige Jakob aus Wolfurt leistet derzeit Zivildienst – und das mit Überzeugung. "Ich war davor schon bei der Rettung, und das hat mir so gut gefallen, dass ich das gleich als Zivi weitermachen wollte."
Warum er sich nicht fürs Bundesheer entschieden hat? "Zivildienst passt besser zu mir." Auch mit der längeren Dauer ist er zufrieden: "Neun Monate finde ich gut – bis man sich eingearbeitet hat, vergeht eh Zeit."

Maria (21) und Jakob (19) aus Wolfurt.

"Rein theoretisch ist es nicht fair, dass nur Männer das machen müssen", sagt Maria Hobel (21). Trotzdem: Selbst würde sie sich nicht dazu verpflichten. "Ich würde das ungern machen."

Ob sie im Ernstfall für ihr Land kämpfen würde? "Nein, das wäre nichts für mich. Da hätte ich zu viel Angst." Gleichzeitig versteht sie, wenn Männer sich über die Ungleichheit beschweren, aber: "Es gibt auch viele Bereiche, wo Frauen im Nachteil sind – sehr viel mehr."

Deutsches System ohne Wehrpflicht "völlig in Ordnung"

Silas musste als deutscher Staatsbürger weder zum Zivildienst, noch zum Militär antreten. Er findet das deutsche System ohne Wehrpflicht "völlig in Ordnung". "Alle, die es machen wollen, sollen es machen, und die, die nicht wollen, müssen es halt nicht", sagt er nüchtern.

Silas (26) aus Deutschland. ©VOL.AT/Emilia Waanders

Er selbst würde nicht für sein Land in den Krieg ziehen: "Ich würde meinem Land helfen wollen, aber für Krieg – nein."

"Finde eine Wehrpflicht sinnvoll"

Die 23-jährige Jana lebt ebenfalls über der deutschen Grenze, steht der Wehrpflicht aber grundsätzlich positiv gegenüber. "Ich finde eine Wehrpflicht schon sinnvoll, weil man sie ja offensichtlich braucht", sagt sie. Situationen, in denen Verteidigungsbereitschaft wichtig wäre, könne es schließlich immer wieder geben.

Doch für sich selbst zieht sie eine klare Grenze: "Machen wollen würde ich es ehrlich gesagt nicht."
Dass es in Österreich die Möglichkeit zum Zivildienst gibt, findet sie gut: "Dann kann man etwas anderes für die Gesellschaft tun."

Zum Thema Gleichberechtigung hat Jana eine klare Meinung: "Ich finde, es sollte die Möglichkeit geben, dass Frauen das machen können, aber ich finde nicht, dass sie es machen müssen."

"Ich habe viele Frauen kennengelernt, die mehr drauf hatten als Männer"

Katharina (49) aus Nenzing. ©VOL.AT/Emilia Waanders.

Katharina hält die Wehrpflicht für nicht mehr zeitgemäß. "Mit all den Kriegen sollte das grundsätzlich komplett aufhören. Dann bräuchten wir auch keine Wehrpflicht", meint sie entschieden.

Stattdessen spricht sie sich leidenschaftlich für den Sozialdienst aus: "Es gibt unglaublich viele ältere Menschen, die niemanden mehr haben. Dass sich Jüngere um sie kümmern, finde ich einfach klasse."

Für sie sollte die Pflicht nicht nur für Männer gelten – am liebsten gar nicht mehr: "Grundsätzlich sollte das generell aufhören. Aber natürlich, wenn Frauen das möchten – warum nicht?" Mit einem Augenzwinkern fügt sie hinzu: "Ich habe viele Frauen kennengelernt, die mehr drauf hatten als Männer – schon beim Fußball sieht man das!"

Darin sind sich die Befragten einig

Keiner der Befragten würde tatsächlich für das Land in den Krieg ziehen. Während manche die Wehrpflicht als notwendig ansehen, wünschen sich andere eine modernere, friedlichere Form des Engagements. Einig sind sich viele aber in einem Punkt: Helfen – ja. Kämpfen – lieber nicht.

(VOL.AT)

  • VIENNA.AT
  • Vorarlberg
  • Für Österreich in den Krieg? So denken Vorarlberger über die Wehrpflicht