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Für Kurz wird’s eng

Quo vadis, Sebastian Kurz?
Quo vadis, Sebastian Kurz? ©APA
Gastkommentar von Johannes Huber. Kanzler Kern sucht das Duell mit Heinz-Christian Strache. Ein Dritter ist dabei nicht vorgesehen.

Die Schwarzen sind zurück. „Black is back“, skandiert die Junge ÖVP aus guten Gründen: Sebastian Kurz, ihr Chef, ist nicht nur der letzte Hoffnungsträger der Volkspartei; er ist vielmehr so beliebt, dass er sie zumindest theoretisch auf Platz eins führen könnte. Praktisch spricht jedoch einiges dagegen. Zum Beispiel, dass die Partei zurzeit viel zu weit weg von diesem Ziel ist. Kurz bräuchte also Zeit, das zu ändern. Nun mag das Beispiel des designierten Obmanns der deutschen Sozialdemokraten, Martin Schulz, zeigen, was geht; nämlich, dass einer, der’s kann, nur antreten muss, damit sich alle Umfragewerte in einer atemberaubenden Geschwindigkeit drehen. Kurz jedoch hat den Nachteil, dass zwei Mitbewerber schon an der Inszenierung des kommenden Wahlkampfes arbeiten: Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

Strache kann den Urnengang kaum noch erwarten: In allen Umfragen liegen die Freiheitlichen vorne. Also muss er als wahrscheinlicher Spitzenkandidat nicht einmal mehr erwähnen, dass er zugleich auch Kanzlerkandidat ist; das liegt in der Natur der Sache. Amtsinhaber Christian Kern bleibt da quasi nur die Rolle des Herausforderers; doch diese nimmt er ganz selbstverständlich wahr.

Kurz und die ÖVP-Spitze

„Kern gegen Strache“ wird das Duell der nächsten Nationalratswahl voraussichtlich heißen. Wobei es diese Woche von den Sozialdemoraten schon einmal um eine entscheidende Facette bereichert wurde: Letzten Endes soll es eine rot-grün-pinke Koalition geben. Kern soll folglich als eine Art Rot-Grün-Pink-Obmann antreten. Gegen wen? Gegen Blau-Schwarz oder Schwarz-Blau natürlich. Je nachdem, wie man es gerne hätte. Eher angeführt wird ein solches aber wohl von Strache. Was das Blöde für Sebastian Kurz ist; er ist bei einer solchen Auseinandersetzung so etwas wie ein Beiwagerl; irgendwie überflüssig.

Das kann der Außen- und Integrationsminister ändern. Dafür aber müsste er sich zunächst einmal trauen, an die Spitze der ÖVP zu treten und die Partei wieder so weit auf Vordermann zu bringen, dass sie zumindest in die Nähe der Freiheitlichen und der Sozialdemokraten kommt. Das wäre die Voraussetzung dafür, dass er Kern und Strache im Rennen ums Kanzleramt überhaupt dazwischenfunken könnte. Was immer schwieriger wird, je länger er zögert bzw. weiter die beiden die Auseinandersetzung getrieben haben.

Was Kurz daran hindert, den entscheidenden Schritt zu wagen, ist zunehmend schleierhaft: Seine Hauptsorge sind angeblich die lästigen Bünde und Landesorganisationen der ÖVP, die noch jeden Obmann in den Wahnsinn getrieben haben. Mit dem Abgang von Josef Pühringer und Erwin Pröll hat er von diesen jedoch nichts mehr zu befürchten; im Gegenteil, dort gibt es nur noch Politiker von durchschnittlichem Format.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik

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