Für dieses Ländle-Unternehmen hat sich der Online-Handel rentiert

Gut 40 Prozent des Umsatzes werden über Amazon erzielt - die zentrale Logistik-Drehscheibe befindet sich in Lauterach - pro Tag werden statistisch gesehen über 800 Produkte verkauft
Vor drei Jahren ging ein Raunen durch die Vorarlberger Bergsport- und Sportartikelhandelswelt. Damals wurde bekannt, dass sich das seit 1993 bestehende Bergsportfachgeschäft Alpin Loacker nur noch auf den Online-Bereich konzentrieren und das Ladengeschäft in Götzis schließen werde. Während die Erfolgsaussichten dieser Entscheidung damals mitunter noch skeptisch gesehen wurden, muss man jetzt zweimal hinhören, um die aktuellen Zahlen von Alpin Loacker fassen zu können.
Über elf Millionen Euro Umsatz
So erzielte der KMU-Betrieb von Inhaber Felix Loacker (Jg. 1988) mit fünf Mitarbeitenden im Geschäftsjahr 2024 einen Netto-Umsatz von über elf Millionen Euro. Wie Loacker im wpa-Gespräch erklärte, rechne er im laufenden Geschäftsjahr mit einem Plus beim Netto-Umsatz von mehr als 30 Prozent auf dann mehr als 14 Millionen Euro. Die Kundschaft sitzt dabei insbesondere in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Amazon als treibende Kraft für KMU-Betriebe
Maßgeblich für dieses Wachstum seit dem Fokus auf das Online-Geschäft verantwortlich sei dabei die Verkaufsplattform des internationalen Onlinehändlers Amazon. "Wir erzielen mehr als 40 Prozent unseres Umsatzes über Amazon. Die Plattform sorgt für eine außerordentlich hohe und internationale Sichtbarkeit bei Kundinnen und Kunden, die wir als kleiner lokaler Händler niemals erreicht hätten. Wir sind deshalb mit Amazon überaus zufrieden." So erziele man 50 Prozent des Umsatzes in Deutschland nur über Amazon.
Viele Käuferinnen und Käufer kämen über Amazon und würden mitunter dann auch direkt im eigenen Online-Shop von Alpin Loacker weiter bestellen. Über diesen eigenen Online-Shop erzielt das Unternehmen gegenwärtig 60 Prozent des Geschäftsvolumens. Allein der eigene Online-Shop verzeichne derzeit 260.000 aktive Kundinnen und Kunden.
Produktion in Asien, Logistik in Lauterach
Loacker verkauft seine Produkte ausschließlich unter der Eigenmarke "Alpin Loacker". Design, Ausgestaltung und Farben legt das Unternehmen in enger Zusammenarbeit mit beauftragten Herstellerbetrieben in Asien fest, wo die Waren gefertigt werden. Die eigene Produktion in Vorarlberg wurde bereits vor längerer Zeit eingestellt, weil sie sich kostenmäßig nicht gerechnet habe.
Nach der Herstellung kommen die Waren in das zentrale Logistiklager bei MH direkt in Lauterach. "Dorthin haben wir die gesamte Logistik ausgelagert. Von dort aus beliefern wir die Lager von Amazon und betreuen die Kundinnen und Kunden unseres Online-Shops", erklärt Loacker. Man habe sich bei der Auswahl des Logistik-Partners bewusst für ein Vorarlberger Unternehmen entschieden.
Die online verkauften Mengen des schlank aufgestellten KMU-Betriebes sind im Vergleich zur Unternehmensgröße beeindruckend: So gingen nach Darstellung von Felix Loacker in den vergangenen zwölf Monaten gut 300.000 Produkte über den virtuellen Ladentisch. Darunter finden sich beispielsweise 150.000 Teile aus Merino-Wolle und 60.000 Wanderstöcke. Statistisch runtergebrochen auf ein Jahr bedeutet dies, dass Alpin Loacker pro Tag mehr als 800 Teile verkauft bzw. ausliefert. Dazu gehören etwa Jacken, Hosen, Merino-T-Shirts, Socken, Wanderstöcke und Zelte sowie Schlafsäcke. Dieses Sortiment soll übrigens schrittweise ausgebaut werden, unter anderem in den Bereich Casual Wear.
Klare Regeln im Online-Business
Das Geschäft im Online-Bereich habe allerdings auch klare Regeln und erfordere zum Beispiel monatlich hohe Werbeausgaben, sagt Loacker. Dafür wiederum benötige man Mitarbeitende, die in der Welt von Amazon und dem Online-Handel zu Hause seien und sich mit Online-Präsenz sehr gut auskennen. Beim Verkauf zeige sich, dass schlechte Qualitäten im Verhältnis zum Preis oder andere Mängel sehr schnell zu unzähligen negativen Bewertungen führen, was direkte Auswirkungen auf den Verkauf von Produkten habe. "Deshalb muss das Preis-Leistungsverhältnis unbedingt passen." Zudem müsse man darauf achten, immer innerhalb kurzer Zeit lieferfähig zu sein, wenn die Kundschaft online bereits bezahlt habe.
(Wirtschaftspresseagentur)