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Fußball: Die Geschichte des Spiels

Die Frühgeschichte des Fußballs ist so umstritten wie die Auslegung der passiven Abseits-Regel. Gleich mehrere Kulturkreise beanspruchen den Ursprung des mittlerweile weltumspannenden Spiels für sich. Die ältesten Beweise in Form von Darstellungen stammen aus China und dokumentieren, dass bereits in der Han-Zeit (206 v. Chr. - 220 n. Chr.) Bälle mit dem Fuß getreten worden sind. Eine Vorform des Spiels war Teil der militärischen Ausbildung.

Doch auch aus dem antiken Griechenland, vorrangig aus Sparta, sind Abbildungen eines Ballspieles auf Vasen und Reliefs erhalten. In den Hochkulturen Mittelamerikas wurde ein Steißballspiel namens “Pelota” praktiziert, bei dem der Ball durch einen hängenden Steinring befördert werden musste. Wurden bei den Maya noch der Kapitän oder die gesamte Sieger-Mannschaft den Göttern geopfert, waren es bei Tolteken und Azteken meist die Verlierer.

Eine martialische Entwicklung nahm das Spiel auch in Europa. Während sich im Spätmittelalter in Frankreich und Italien mit dem Treibball verwandte Kampfspiele großer Beliebtheit erfreuten, traten in Großbritannien ganze Dörfer gegeneinander an und versuchten, eine aufgeblasene Schweinsblase durch das gegnerische Stadttor zu befördern. Da es dabei mitunter zu schweren Verletzungen und Todesfällen gekommen war, wurde das Spiel im 15. Jahrhundert per königlichem Erlass verboten – ohne Erfolg.

Als Mutterland des Fußballs gilt England aber, weil dort im Jahr 1846 Studenten der Uni Cambridge erste klare Regeln niedergeschrieben hatten. Elf Jahre später gründete sich in Sheffield der erste Fußballclub der Welt. Die Football Association (FA) löste sich 1863 in London als erste professionelle Vereinigung vom Rugbysport, als erster Meister ging 1889 Preston North End in die Geschichte ein. Schon 17 Jahre davor hatten Schottland und England in Glasgow das erste “Länderspiel” bestritten. Endstand: 0:0.

Ein derartiges Ergebnis war in den Vorformen des Fußballs undenkbar. “Pelota”-Partien konnten Wochen dauern, ehe durch den ersten Treffer ein Sieger feststand. Im vorchristlichen China entwickelte sich “Tsu Chu” sogar zu einem echten Volkssport. Einen mit Federn und Haaren gefüllten Lederball galt es durch eine lediglich 30 bis 40 cm schmale Öffnung in ein Netz zu befördern. Die Zuhilfenahme der Hände war schon damals untersagt.

Gegen Ende der Tang-Dynastie (618 – 906) eingeführte Bälle, die offenbar mit Luft gefüllte Blasen enthielten, eröffneten durch ihre Elastizität neue technische Dimensionen, das Spiel entledigte sich seines martialischen Charakters zugunsten der Unterhaltung. Selbst chinesische Herrscher waren begeisterte Anhänger des Spiels. Taizu, dem von 960 bis 976 regierenden Gründer der Song-Dynastie, wurde sogar außerordentliches Fußball-Talent nachgesagt.

Körperlos war das Spiel in Japan, beim in der Heian-Zeit (794 – 1185) praktizierten “Kemari” spielten sich die Akteure auf relativ engem Raum den Ball zu, ohne dass dieser den Boden berühren durfte. Im Gegensatz zum griechischen “Episkyros”, von dem es nur wenige Überlieferungen gibt, erfreute sich “Harpastum” in Rom bis ins fünfte Jahrhundert großer Beliebtheit. Ziel war es, den relativ kleinen Ball aus dem rechteckigen Spielfeld über die hintere Outlinie der gegnerischen Mannschaft zu befördern.

Die Römer hatten das Spiel auch nach Großbritannien gebracht, der zeitgenössische Fußball entwickelte sich aber eher aus dem Rugby, dem ersten modernen Mannschaftssport. Die endgültige Abspaltung erfolgte im Herbst 1863, als sich elf Clubs bzw. Schulen in der Freemason’s Tavern in London zur FA zusammenschlossen. Das Regulativ war jenem bereits sehr ähnlich, das im Sommer bei der WM in Südafrika zur Anwendung kommt – mit dem Mutterland als Mitfavoriten.

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