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FSME-Fälle in Österreich drastisch angestiegen

Trotz guter Durchimpfungsrate hat sich die Zahl der FSME-Fälle in Österreich verdoppelt.
Trotz guter Durchimpfungsrate hat sich die Zahl der FSME-Fälle in Österreich verdoppelt. ©pixabay.com (Sujet)
Die Anzahl der registrierten FSME-Fälle hat sich 2020 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Derart hohe Fallzahlen wurden zuletzt in den 1980er-Jahren gemeldet.

Schwankungen bei den FSME-Fällen von Jahr zu Jahr gibt es zwar immer, ein derartig steiler Anstieg konnte allerdings in den letzten Jahren nicht beobachtet werden.

Verdoppelung der FSME-Fälle trotz guter Durchimpfungsrate

Österreich hat zwar im internationalen Vergleich eine hohe Durchimpfungsrate, offenbar scheint aber auch diese nicht mehr auszureichen, um die Fallzahlen zumindest auf einem konstanten Niveau zu halten.

Experten appellieren deswegen an die Bevölkerung mit Blick auf das kommende Frühjahr und den Beginn der Zeckensaison, den Impfpass zu überprüfen und empfohlene Auffrischungsimpfungen rechtzeitig wahrzunehmen oder, falls keine Grundimmunisierung vorliegt, mit dieser zu beginnen.

Heuer Fallzahlen wie in den 1980er-Jahren

Mit Stand November 2020 wurden 219 FSME-Fälle in Österreich registriert. Einen ähnlichen Wert gab es zuletzt 1987. Zum Vergleich: 2019 wurden 108 Fälle registriert, 2018 154.

"In Österreich gab es vor Einführung der FSME-Impfung jedes Jahr hunderte Fälle, durch die Impfung konnten wir sie deutlich reduzieren", erklärt Ursula Kunze vom Zentrum für Public Health an der Medizinischen Universität Wien. "Üblicherweise ist die Mehrheit der Betroffenen über 50 Jahre alt, obwohl auch immer wieder vereinzelt Kinder erkranken. Schwere Verläufe mit Beteiligung des Zentralnervensystems haben wir in den letzten Jahren etwa bei der Hälfte der hospitalisierten Patientinnen und Patienten gesehen."

2019 hat es zwei Todesfälle gegeben, für 2020 ist diese Zahl noch nicht bekannt.

Einhaltung der Impfintervalle wichtig

Im internationalen Vergleich ist Österreich ein Musterland, was die Durchimpfungsrate betrifft. 2019 lag sie bei 79 Prozent. Am besten war sie in Kärnten, am schlechtesten in Vorarlberg.

Apotheker und Präsident der Wiener Apothekerkammer Philipp Saiko: "Auch 2020 haben sich trotz Covid-19-Pandemie viele Menschen gegen FSME impfen lassen. Allerdings beobachten wir immer wieder, dass die vorgeschriebenen Impfintervalle nicht ganz so eingehalten werden, wie sie eigentlich vorgeschrieben sind." Diese könne problematisch sein, da der Impfschutz mit der Zeit nachlasse. Er fordert daher alle in Österreich lebenden Personen auf, beim nächsten Arzt- oder Apothekenbesuch den Impfpass mitzunehmen, um sicherzugehen, dass keine Impfung verpasst wird.

"Impfen geht auch während der Pandemie und gerade diese Fallzahlen zeigen, wie wichtig alle Impfungen sind, nicht nur die zu erwartende Covid-19-Impfung", so Saiko.

Ab dem 60. Lebensjahr alle drei Jahre zur Auffrischung

"Rund 20 Prozent der hier lebenden Personen sind gar nicht gegen FSME geimpft", ergänzt Public-Health-Expertin Kunze. "Die aktuellen Fallzahlen zeigen eindeutig, dass wir diesen Prozentsatz verringern müssen." Man könne in jedem Alter (ab dem vollendeten ersten Lebensjahr) mit der Grundimmunisierung beginnen, nur bei der Häufigkeit der Auffrischungsimpfungen müsse das Alter berücksichtigt werden. Bis zum 60. Lebensjahr müsse man alle fünf, danach alle drei Jahre auffrischen.

Es gibt keinen "FSME-sicheren" Ort in Österreich. Ganz Österreich ist Endemiegebiet. "Im Unterschied zu Covid-19 kann es auch keine Herdenimmunität geben, da keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung stattfindet, sondern die Infektion über einen Zeckenstich erfolgt. Somit hilft bei FSME nur der Individualschutz, also die eigene Impfung", erklärt die Expertin.

(Red)

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