AA

Früh aufstehen für etwas Olympia-Spirit

Er ist müde, sagt er, und hofft, dass er eine gute Verbindung von Whistler Village nach Pemberton erwischt. Jeden Tag quält sich der etwa 70-jährige Pensionist Howard Giffin um 03.30 Uhr aus dem Bett und fährt auf langen Wegen via das Village in den Whistler Olympic Park. Natürlich nicht mit dem eigenen Auto. Bis er täglich wieder zu Hause ankommt, sind mehr als zwölf Stunden vergangen.

Und all das tut der gute Mann nicht für Geld – er ist einer von unzähligen Volunteers, die stehts freundlich und hilfsbereit, wenn nötig auch bestimmt, ihren Dienst tun.

“Der Transport ist gratis und das Essen ist eigentlich ganz gut”, sagt Howard, befragt, ob er denn wirklich gar nichts für seine Zeit bekommt. Kleine Aufmerksamkeiten gibt es, erzählt er. Auf der Rückseite seiner Akkreditierung sind die einzelnen Tage der Spiele aufgelistet, jeden dritten Tag gibt es Kleinigkeiten, aber natürlich nur, wenn man sich jeden Tag seinen Sticker holt, der beweist, dass man auch da war.

“Am Anfang war es ein Pin, dann ein Maskottchen. Am Schlusstag soll es dann etwas Größeres sein, aber keiner hat eine Ahnung, was es sein wird”, ist er doch ein wenig neugierig. Er selbst überprüft den ganzen Tag Akkreditierungen, hindert die Leute daran, einen Bereich zu betreten, wo sie nicht hingehören.

Erst im Verlauf des Gesprächs auf dem Rückweg im Transport-Shuttle stellt sich heraus, dass der nette Mann selbst einmal Olympia-Teilnehmer war. “Ich war 1960 bei den Sommerspielen in Rom im irischen Rugby-Team. Wir haben damals viermal gespielt und viermal verloren, aber, glauben Sie mir, wir haben trotzdem gefeiert”, erinnert sich Howard lachend.

Als der aus Belfast stammende Ire die Unruhen in seiner alten Heimat nicht mehr ausgehalten hat, ist er mit seiner Frau nach Kanada ausgewandert. “Wir wollten auch, dass unsere Kinder nicht in so einer Umgebung aufwachsen”, erinnert sich Howard zurück. Sein Leben ist ein gutes gewesen, jedes Jahr fliegt er einmal in die alte Heimat zurück. “Vergangenen Oktober war es das erste Mal, dass ich mich dort etwas eigenartig gefühlt habe.” Zu viele alte Freunde sind mittlerweile verstorben.

Er spricht gerne mit den internationalen Gästen, erkundigt sich, was sie von den Spielen und den Leuten halten. Und hört immer wieder, wie freundlich die Kanadier doch seien. “Uns ist schon gesagt worden, dass wir immer freundlich sein sollen. Aber das ist kein Problem, es liegt uns Kanadiern doch im Blut”, lacht er – und hat einen Menschen mehr beeindruckt.

  • VIENNA.AT
  • Olympia
  • Früh aufstehen für etwas Olympia-Spirit
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen