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Frauentag: Immer noch Nachteile im Job und ungleiche Verteilung bei Hausarbeit

Frauen fühlen sich im Beruf nach wie vor benachteiligt
Frauen fühlen sich im Beruf nach wie vor benachteiligt ©Pixabay (Sujet)
Zum Weltfrauentag werfen Umfragen Licht auf Themen, bei denen nach wie vor Verbesserungsbedarf besteht: Unternehmen sind noch weit von echter Geschlechter-Chancengleichheit entfernt und bei der Hausarbeit wird halbe/halbe auch selten gelebt.
Frauen leiden unter "Mental Load"

In der Pandemie hat sich die Chancengleichheit von Mann und Frau in der Arbeitswelt weiter verschlechtert, so das Ergebnis einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte. Die Geschlechtergleichstellung habe in vielen österreichischen Unternehmen sogar an Bedeutung verloren, die entsprechenden Maßnahmen gingen insgesamt zurück, wird wenige Tage vor dem Weltfrauentag am 8. März "großer Nachholbedarf" geortet.

Gleichstellung in Betrieben "weiterhin gering"

Österreichs Unternehmen seien "mehrheitlich noch weit von echter Chancengleichheit entfernt", so das Fazit. Die Bedeutung der Gleichstellung in den Betrieben sei "weiterhin gering". Im Vergleich zum Vorjahr sei sie sogar um 4 Prozent gesunken - nur 43 Prozent der Befragten vergaben bei der aktuellen Erhebung einen "hohen Reifegrad". Kleinere Betriebe erweisen sich dabei aber noch als fortschrittlicher als größere: Insgesamt hätten sie im Vergleich zum vergangenen Jahr in Sachen Gleichstellung etwas aufgeholt, so die Unternehmensberatung.

Gleichstellungsorientierte Firmen setzen laut Deloitte verstärkt Maßnahmen zur flexiblen Gestaltung von Arbeitszeit und Arbeitsort. Als besonders hilfreich wurden von den Befragten in diesem Zusammenhang Maßnahmen wie die virtuelle Teilnahme an Meetings und ein höheres Maß an Selbstorganisation bei der Erfüllung von Aufgaben eingestuft. Flexibilität wirke sich auf die Karriere und die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben aus, fehlende Flexibilität wirke sich besonders negativ auf Karrierechancen aus.

Work-Life-Balance und Flexibilität

29 Prozent der Frauen und 23 Prozent der Männer gaben an, dass die eigene inhaltliche und fachliche Verantwortung mit den flexiblen Möglichkeiten gestiegen sei. Auf die Work-Life-Balance wirke sich die Flexibilität für 49 Prozent der Frauen positiv aus, für 24 Prozent allerdings auch negativ. 55 Prozent der Befragten, die betreffend Arbeitszeit gar nicht flexibel sind, orten im Zuge der Pandemie gesunkene Karrierechancen.

Was sich Frauen von Arbeitgebern wünschen

Frauen wünschen sich von den Arbeitgebern den Angaben zufolge vor allem mehr finanzielle Unterstützung von Betreuungs- und Pflegeangeboten, regelmäßige Gespräche zur Arbeitsauslastung und klar vereinbarte Kernarbeitszeiten.

Generell tragen flexible Arbeitszeitmodelle - sowohl räumlich (Stichwort Homeoffice) als auch zeitlich - der Erhebung zufolge zu einer besseren Stimmung im Unternehmen bei. Von der größeren Flexibilität, auf die zahlreiche Unternehmen in den vergangenen Monaten pandemiebedingt umgestellt haben, profitierten derzeit aber öfter Männer als Frauen. Bei den weiblichen Erwerbstätigen führten flexible Arbeitszeiten häufiger zu einem höheren Arbeitspensum als bei Männern, der Arbeitsdruck steige.

An der Online-Umfrage im Februar nahmen 534 Frauen und Männer teil.

Weltfrauentag: Hausarbeit noch immer ungleich verteilt

Auch die Hausarbeit ist noch immer ungleich verteilt, wie eine am Donnerstag veröffentlichte repräsentative Umfrage im Auftrag von Vorwerk (500 vom Institut TQS Befragte) zeigt: 82 Prozent der Frauen waschen (16 Prozent der Männer), 77 Prozent bügeln (Männer: 14 Prozent) und 73 Prozent putzen (Männer: zwölf Prozent) ausschließlich oder häufiger. Lediglich kleine Reparaturen (77 Prozent) und die Autoreinigung (67 Prozent) sind vorwiegend Männerdomänen.

Mental Load: Organisieren und Planen bleibt überwiegend an Frauen hängen

Auch das Organisieren und Planen - seit einigen Jahren unterm dem Begriff "Mental Load" zusammengefasst - bleibt überwiegend an den Partnerinnen hängen. Geburtstagsgeschenke (69 Prozent), Mahlzeiten planen (66 Prozent) oder Arzttermine vereinbaren (58 Prozent) bleibt in deren Verantwortung. Mehr als die Hälfte der Frauen stuft ihre persönliche "Mental Load" als sehr hoch beziehungsweise hoch ein. Bei den Männern ist dies hingegen nur bei 31 Prozent der Fall.

Unfaire Arbeitsaufteilung mit Folgen für Beziehungen

Die aktuelle Arbeitsaufteilung hat Folgen für die Beziehungen: Als Hauptursache für Unzufriedenheit gaben Frauen zu wenig Zeit (35 Prozent), gefolgt von der Aussage, dass der Partner zu wenig Aufgaben übernimmt (32 Prozent) und sie selbst zu viele erledigen (28 Prozent) an. Gerade einmal ein Drittel hat täglich zwischen einer halben und einer Stunde Zeit für sich selbst.

Aber auch bei den Männern sorgt die spärliche Me-Time mit 23 Prozent für das größte Unbehagen. Danach folgt auf Platz zwei die geringe Zeit für die Partnerschaft (22 Prozent) sowie auf Platz drei - da sind sich beide Geschlechter erstaunlicherweise einig - die Meinung, dass die Partnerin zu viele Aufgaben übernimmt (18 Prozent). Das zeigt sich auch darin, dass über die Hälfte der Männer über eine Stunde am Tag Ich-Zeit haben.

Hohe Altersarbeitslosigkeit gefährdet Pensionsaltereffekt

Auch im Alter kommen auf Frauen Herausforderungen zu: Die 2024 startende Angleichung ihres Pensionsalters wird Frauen nicht generell höhere Pensionen bringen. Denn ein höheres Pensionsantrittsalter führt nicht automatisch zu längerem Verbleib am Arbeitsmarkt und damit besseren Bezügen im Alter - ist doch die Altersarbeitslosigkeit unter Frauen hoch. Nicht einmal die Hälfte der unselbstständig Erwerbstätigen ist 2019 direkt vom Vollzeitjob in Pension gegangen, ergaben Studien von "Diskurs. Das Wissenschaftsnetz".

Schrittweise wird ab 2024 bis 2033 das Antrittsalter der Frauen von 60 Jahren an die für Männer geltenden 65 Jahre angeglichen. Das wird aber nur dann positive Effekte auf die Frauenpensionen - und die Finanzierung der Alterssicherung - haben, wenn die Integrationsmaßnahmen verstärkt werden und Betriebe ihre Mitarbeiterinnen auch bis zur Pensionierung behalten, betonte Christine Mayrhuber (WIFO) am Donnerstag bei der Präsentation der Studienergebnisse. Die Betriebe seien aber noch nicht wirklich auf die Anhebung des Frauenpensionsalters vorbereitet, es gebe kaum Maßnahmen, hat Ingrid Mairhuber (FORBA) festgestellt.

Keine Besserung bei den Direktübertritten

Besserung hat sich im letzten Jahrzehnt nicht abgezeichnet - im Gegenteil: Der Anteil der Direktübertritte von Frauen war rückläufig. 2010 lag er noch bei 57,1 Prozent bei den unselbstständig Erwerbstätigen und 80,4 Prozent bei Selbstständigen - und 2019 waren es nur mehr 48,1 bzw. 72,4 Prozent, ergab Mayrhubers Studie.

Sie hat allerdings erhebliche Unterschiede nach Wirtschaftsbereich und Betriebsgröße festgestellt: In der Saisonbranche Hotellerie/Gastronomie ging nur ein Drittel der Frauen direkt in Pension, in der Verwaltung knapp über zwei Drittel. Und je kleiner der Betrieb ist umso weniger Direktübertritte gibt es: Bei unter zehn Beschäftigten war es auch nur ein Drittel.

Arbeitsfähigkeit spielt für langen Verbleib am Arbeitsmarkt große Rolle

Eine entscheidende Rolle für den längeren Verbleib von Frauen am Arbeitsmarkt - vor allem wenn es darum geht, in fortgeschrittenem Alter noch einen neuen Job zu finden - spielt die Arbeitsfähigkeit. Selbst Branchen mit Arbeitskräftemangel würden Personal suchen, dessen Gesundheitszustand gut ist, stellte Ingrid Mairhuber (FORBA) bei näherer Betrachtung der Situation in drei ausgewählten Bereichen - Mobile Pflege, Handel und Gebäudereinigung - fest. Aber durch die in diesen Branchen über weite Strecken sehr belastenden Bedingungen leide die Arbeitsfähigkeit besonders stark. Und bei Frauen komme noch die Doppel- oder Dreifachbelastung dazu.

Zudem seien Frauen mit Unterbrechungen oder Teilzeitarbeit für Kinderbetreuung oder Pflege schlechter im Arbeitsleben verankert. Damit steigt das Risiko der Altersarbeitslosigkeit. 2021 war laut Mairhuber die Arbeitslosigkeit von 55- bis 59-jährigen Frauen mit 8,3 Prozent im Handel oder 20,5 Prozent in der Gebäudereinigung sehr hoch.

(APA/Red)

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