Die Verbindung von Schuberts Winterreise zur Drehleier entstand durch den Leiermann, der im letzten Lied des Zyklus als Sinnbild für den Tod verstanden werden kann. Nataa Mirkovic – De Ro als Interpretin ist durch ihre fabelhafte Stimme und ihr Schicksal als bosnische Migrantin die ideale Besetzung.
In der Fassung von Franz Schuberts Winterreise für Stimme und Drehleier bekommen die Texte von Wilhelm Müller eine erfrischende Intensität. Durch die karge, auf das Wesentliche und Mögliche reduzierte Begleitung der Drehleier erhält die Stimme Raum für eine unpathetisch berührende Interpretation. Das intime Zusammenspiel von Nataa Mirković –De Ro und Leiermann Matthias Loibner bringt dem Zuhörer die innewohnende Sehnsucht der 24 Lieder ergreifend nahe.
Mein Herz ist wie erstorben, kalt starrt ihr Bild darin, schmilzt je das Herz mir wieder, fließt auch ihr Bild dahin!, heißt es in dem LiedERSTARRUNG. Mit diesem Bild könnte man die Zugangsweise zudiesem Projekt am besten überschreiben. Liebe und Tod – die beiden ewigen Gegenspieler begegnen hier einander als siamesische Zwillinge, die auch getrennt nicht lassen können voneinander. Als eine Fußnote der Geschichte mag die Tatsache gesehen werden, dass Schubert die letzten Lieder dieses Zyklus erst kurz vor seinem Tod vollendete. Dass Schubert und Müller einander nie begegnet sind, erzählt vielleicht etwas von dem unterschiedlichen Zugang von Sängerin und Musiker. Als ob eines sich zum anderen verhängnisvoll verwunschen fügte, wissen wir, dass Müller sich insgeheim wünschte, dass jemand seine Texte vertonen würde. Ob er noch vor seinem Tod von Schuberts Vertonungen erfuhr, ist unklar. Müller starb 1827 im Alter von 33 Jahren an Keuchhusten. Schubert folgte ihm 1828 nach. Er verstarb 31-jährig an Nervenfieber.
Die Veranstaltung wird gefördert von der Sparkasse Bludenz, Hauptsponsor von Bludenz Kultur.