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Für Raich beginnt der Weltcup-Winter erst

Benjamin Raich, in den letzen fünf Jahren stets unter den Top-Drei und 2006 Gewinner der großen Kristallkugel, ist auch im WM-Winter Österreichs Speerspitze im Kampf um den Gesamtsieg.

Bisher ist dem Pitztaler, der im Jänner 31 Jahre alt wird, aber noch nicht allzu viel gelungen. Nur auf Platz 19 der Weltcup-Gesamtwertung ist ein ungewohntes Bild.

Raich ist das bewusst, doch der zweifache Weltmeister und Olympiasieger ist wie meist die Ruhe in Person. “Es waren erst vier Rennen, es ist ja noch nichts passiert. Es gibt keine Aufgabe, schon gar nicht bereits im Dezember”, zerstreute Raich vor den vier Auftritten in Beaver Creek die Bedenken. Seine Speed-Ambitionen hat Raich zugunsten der Technikbewerbe wieder aufgegeben.

Deshalb nahm er die Plätze 40 (Abfahrt) und 24 (Super-G) in Lake Louise auch nicht besonders tragisch. Im Sölden-RTL war Raich Vierter geworden, im Levi-Slalom auf dem Weg zu einem Podestplatz ausgeschieden. Es ist also nachzuvollziehen, warum Raich nach vier von 37 Rennen mit lediglich 57 Punkten nur auf Platz Rang 19 rangierte. Aber für den Erfolgsmenschen Raich ist dies natürlich trotzdem wenig zufriedenstellend.

Dass ihn der schwere Trainings-Unfall und Saisonausfall seiner Freundin Marlies Schild am Saisonbeginn etwas gebremst habe, glaubt Raich nicht. “Natürlich war das schlimm. Ich bin aber gleich am nächsten Tag wieder Skifahren gegangen, damit war das Vertrauen wieder da. Und jetzt, da Marlies schon wieder so große Fortschritte macht, ist das auch positiv für mich.”

“Ruhigbleiben”, ist daher Raichs Devise. Der Tiroler hat im Schnitt im Jänner immer seine stärkste Phase, ist umgekehrt aber auch schon seit Bad Kleinkirchheim am 9. Dezember des Vorjahres sieglos. “Benni hat zwei Jahre viel in Speed investiert. Auch wenn es nicht aufgegangen ist, war es gut und notwendig”, meinte Rainer Gstrein, der seit diesem Winter zusammen mit Raichs Bruder Florian den Pitztaler speziell coacht.

Man dürfe zudem nicht vergessen, dass es gerade im Slalom immer wieder viele junge Spezialisten als harte Konkurrenz gebe. “Und die Zeiten, als man mit Erfolgen in zwei Disziplinen den Weltcup gewonnen hat, sind längst vorbei”, erklärte Gstrein, warum es für Raich immer schwerer wird.

Dazu komme, dass es mit Bode Miller, Aksel Svindal sowie den Schweizern Didier Cuche, Daniel Albrecht, Marc Berthod und sogar Silvan Zurbriggen viele andere Fahrer gebe, die in drei Disziplinen gewinnen könnten. “Benni war trotzdem stets in den Top-Drei der Gesamtwertung. Wir wären froh, hätten wir nur einen zweiten solchen Fahrer”, so Gstrein.

Raich weiß natürlich, dass er sich neben der Konzentration auf die technischen Bewerbe auch in den Speedbewerben steigern muss. Deshalb plädiert er gegen superschnelle Super-G. “Es ist traurig, dass man aus dem Fall Lanzinger nichts gelernt hat. So einen schnellen Super-G wie in Lake Louise bin ich überhaupt noch nie gefahren”, gab sich der Tiroler kritisch. In Kanada hatte FIS-Renndirektor Günther Hujara den ursprünglichen Kurs ohnehin “eingebremst”, dennoch waren viele Fahrer, darunter Sensationssieger Hermann Maier, mit Abfahrtsski gestartet.

“Alleine dass man am Start über Abfahrtsski diskutiert hat, ist der falsche Ansatz”, bekam Raich von Super-G-Spezialist Hannes Reichelt Unterstützung. “Dass man aus Kvitjell nichts gelernt hat, ärgert mich”, so der Salzburger. Endlich so etwas wie eine Fahrergewerkschaft zu gründen, sei eine gute Idee. “Ein zurückgetretener Ex-Rennfahrer könnte gute Inputs geben”, ist Raich überzeugt.

Michael Walchhofer ist auch der Überzeugung, dass so ein Job für einen aktiven Rennläufer zu viel Aufwand bedeuten würde. “Dadurch entstehen einem sicher sportliche Nachteile.” Außerdem würden heikle Themen stets auch durch unterschiedliche Interessen schwer unter einem Hut diskutiert werden können. Walchhofer lieferte selbst das beste Beispiel dafür, denn der Speed-Spezialist ist wie viele seiner Abfahrtskollegen dagegen, die Rennen zu sehr einzubremsen. “Wir sind ja Rennfahrer und keine Skischulfahrer.”

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