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"Für immer tot": Aichners neuer Max-Broll-Krimi

"Buried - Lebend begraben" hieß ein Film, der im vergangenen Jahr wegen seiner beklemmend realistischen Darstellung und seines extrem minimalistischen Schauplatzes nicht nur unter Klaustrophobikern für Furore sorgte.

Der Tiroler Autor Bernhard Aichner scheint den Film des Spaniers Rodrigo Cortes gesehen zu haben. In seinem Krimi “Für immer tot” entdeckt eine Kriminalbeamtin, dass sie von jemandem betäubt und in einer Kiste vergraben wurde. Ein mitgegebenes Handy sorgt für die Dauer einer Akkuladung für Hochspannung: Wird es den Suchtrupps gelingen, sie rechtzeitig zu orten und zu bergen? Ein simpler Trick. Doch siehe da: Er funktioniert.

“Für immer tot”

Vor einem Jahr hatte Aichner bei seinem Krimidebüt “Die Schöne und der Tod” den Provinztotengräber Max Broll und seinen Spezi und Saufkumpanen, den prominenten ehemaligen Fußballprofi Johann Walder alias Baroni, als seltsames Ermittlerduo eingeführt. Diesmal wird “Für immer tot” bereits als “Max-Broll-Krimi” angekündigt, wie die Fortsetzung einer lange eingeführten Marke. Doch als Leser muss man zugeben: Die Wiederbegegnung mit dem seltsamen Paar macht tatsächlich Spaß. Nicht lange allerdings, denn dann ist klar, dass Brolls bei der Polizei arbeitende Stiefmutter nicht nur echt in der Klemme, sondern in einem Sarg steckt. Dass Derartiges einem Totengräber nicht fremd sein sollte, ist nur die erste einer Reihe von bösen Pointen, dass ausgerechnet jene junge Frau, die dem Totengräber frische Lebenslust geschenkt hat, die erste echte Tote des Buches ist, nicht die letzte.

Hauptverdächtige steht nach wenigen Seiten fest

Mit Plausibilitäten und sorgsam konstruierten Ablenkungsmanövern hält sich Aichner nicht auf, und auch der Hauptverdächtige steht bereits nach 18 von 236 Seiten fest. Da dieser aber seit langem eine Haftstrafe im Gefängnis absitzt, konzentriert sich die Polizei auf die Suche nach der Kiste. In einem mehrere Quadratkilometer großen Gebiet keine einfache Sache. Von Todesangst um die Stiefmutter getrieben, wird der Totengräber, assistiert vom Fußballpensionisten, unterdessen zum blindwütigen Rächer, der auch vor handfesten Verhörmethoden nicht zurückschreckt.

Ist Max Broll selbst der Mörder?

Die Geschichte bekommt einen Drive, die einem zunehmend atemlos Seite um Seite verschlingen lässt. Doch immer neue Einfälle der beiden Do-it-yourself-Ermittler führen zu immer neuen Pleiten. Wie schon beim ersten Max-Broll-Krimi führt Ratlosigkeit zum einen oder anderen Vollrausch, die diesmal in einem unschönen Verdacht in eigener Sache gipfeln: Sollte Max in seiner Verzweiflung diesmal selbst zum Mörder geworden sein? Der Totengräber baue haltbarer als ein Maurer, ein Schiffsbaumeister oder ein Zimmermann, versichert in “Hamlet” ein Totengräber seinem Kollegen, denn die von ihm gebauten Häuser hielten bis zum jüngsten Tage. Das wird sich von den Max-Broll-Krimis möglicherweise nicht sagen lassen, aber Bernhard Aichner hat mit seiner ungewöhnlichen Nummer 2 erreicht, dass seinem Totengräber doch ein längeres literarisches Leben beschieden sein dürfte. Nur die Menschen in Brolls Umgebung sollten auf der Hut sein. Ihre Leben, soviel steht nach zwei Folgen fest, sind außergewöhnlich gefährdet. (Bernhard Aichner: “Für immer tot. Ein Max-Broll-Krimi”, Haymon Taschenbuch, 236 S., 12,95 Euro, ISBN: 978-3-85218-882-9; Buchpräsentation: 13. September, 19 Uhr, Wagner’sche Buchhandlung, Museumstraße 4, Innsbruck) APA

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