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"Formel Austria" auch 2008 stark vertreten

Auch 2008 hat die Formel-1-WM eine starke Österreich-Komponente. Mit Red Bull Racing und dem Schwesternteam Toro Rosso sind die zwei Teams von Dietrich Mateschitz bzw. Gerhard Berger wieder mit von der Partie.

Auch die beiden Piloten Alexander Wurz (Honda) und Christian Klien (BMW-Sauber) sind wie im Vorjahr in den Boxenstraßen anzutreffen, allerdings ist nun auch Wurz nach seinem durchwachsenen Jahr bei Williams wie Klien “nur” noch Test- und Ersatzfahrer.

Dennoch ist die Präsenz von Wurz und Klien die eigentliche Überraschung aus rot-weiß-roter Sicht. Der 34-jährige Wurz, der vergangenen Oktober nach 69 GP-Rennen und drei Podestplätzen sein Karriere-Ende verkündet hatte und bereits in der “F1-Frühpension” gewähnt wurde, dockte Anfang Jänner unerwartet bei Honda an und wurde dort direkter Nachfolger von Klien. Um diesen Job hatte sich mit Andreas Zuber auch ein weiterer Österreicher beworben. Der Steirer wird 2008 aber wie im Vorjahr in der GP2 fahren.

Klien wiederum schien zu diesen Zeitpunkt wegen der Absage des Spyker-Nachfolgeteams Force India endgültig aus dem Rennen um einen Platz in der Formel 1 zu sein und absolvierte in der Folge DTM-Testfahrten bei Mercedes. Anfang Februar gab er aber völlig überraschend sein Engagement als “dritter Mann” beim Spitzenteam BMW-Sauber bekannt. Quasi zum Drüberstreuen dockten Wurz und Klien weitere zwei Wochen später auch noch beim Le-Mans-Projekt von Peugeot an.

Wurz verdankt sein Engagement in erster Linie seinen exzellenten Entwicklungs-Qualitäten. Denn Honda blickt auf eine völlig verkorkste Saison zurück und auch mit dem neuen RA108 gondelte der Niederösterreicher bei den Wintertests meist hinterher. Motor-, vor allem aber Handling-Probleme waren zuletzt in Barcelona offensichtlich. Private Tests von 4.-6. März sollten den japanischen Boliden doch noch in Form für den Saisonauftakt in Melbourne bringen.

Wie Wurz auf die Ausfälle der Stammfahrer Jenson Button/Rubens Barrichello hoffen muss, um wieder Rennluft zu schnuppern, würde der um neun Jahre jüngere Klien nur dann zum Einsatz kommen, wenn Nick Heidfeld oder Robert Kubica nicht einsatzfähig sind. Und was mit dem BMW möglich ist, hat im Vorjahr ja schon Sebastian Vettel bewiesen, der als Ersatz für Kubica in Indianapolis als jüngster Pilot aller Zeiten auf Anhieb einen WM-Punkt holte.

“Wir konnten erst nach der Absage von Force India die anderen Angebote checken”, erklärte Kliens Vater Johannes, warum “CK” erst relativ spät seinen Verbleib in der Formel 1 sichern konnte. “Bis dahin wussten viele ja nicht, ob Christian überhaupt zur Verfügung steht”, so Johannes Klien. “Vom Vizeweltmeister-Team engagiert zu werden, unterstreicht Christians Standing im Motorsport. Das ist von vielen Leuten unterschätzt worden.”

Red Bull Racing und Toro Rosso

Red Bull Racing geht in sein viertes Formel-1-Jahr. Ob der RB4 von Star-Designer Adrian Newey endlich der große Wurf ist, bleibt offen. Zumindest einen weiteren Schritt nach vorne traut man dem austro-englischen Party-Team, das im Vorjahr mit Platz fünf so gut wie noch nie war, aber auf jeden Fall zu.

Das Problem bei RBR ist nach wie vor, dass das beste Jahr noch immer das Einstiegsjahr 2005 war, als man eigentlich noch mit einem Jaguar fuhr. Die 34 WM-Punkte von damals haben die “Bullen” seitdem nie wieder erreicht, vielmehr musste man 2006 sogar einen Rückschritt hinnehmen. Mit dem ersten Newey-Auto wurden im Vorjahr, in dem man voll auf Performance setzte und erst so nach und nach die Standfestigkeit verbesserte, aber immerhin Teilerfolge wie Platz drei für Mark Webber (der erst zweite Podestplatz überhaupt) im Europa-GP erzielt.

2008 hat Red Bull Racing eine wesentlich solidere Basis. Zwar wurde erneut eine Menge Personal ausgetauscht, dass man Newey, der seine Autos nach wie vor per Hand zeichnet, mit Geoff Willis aber einen erfahrenen Technischen Direktor zur Seite stellte, wirkte sich positiv aus.

Gleich geblieben ist mit Renault der Motor und mit dem Engländer Christian Horner (34) der jüngste Teamchef in der Formel 1. Dafür hält man weiterhin an David Coulthard (36) und Mark Webber (31) und damit an der ältesten Fahrerpaarung im Feld fest. Neu ist mit dem 19-jährigen Schweizer Sebastian Buemi der Test- und Ersatzfahrer.

Mateschitz verspürte zwar nach den ersten Testfahrten des auf dem RB3 aufbauenden RB4 ein “hervorragendes Gefühl”, dass unter normalen Rennbedingungen ein Sieg aber noch nicht drin ist, weiß auch der Firmenchef und Haupt-Geldgeber. Siege werden deshalb erst 2009 erwartet. Bei den Testfahrten für die kommende Saison schlug sich der neue Bolide jedenfalls beachtlich, ein Fixplatz in der Vierer-Verfolgergruppe zusammen mit BMW, Williams und Renault scheint nicht illusorisch zu sein.

Mit einem Drittel (50 Mio.) des RBR-Budgets muss die ins dritte Formel-1-Jahr gehende und aus Minardi entstandene Scuderia Toro Rosso auskommen. Bei den in Faenza ansässigen “Italienern” baut man weiter auf Ferrari-Motoren und greift weiter auf die RB-Technology zurück. In die Saison startet das im Besitz von Mateschitz und Gerhard Berger stehende Team aber dennoch mit dem alten STR2-B. “Wir wollten die Wintertests nicht versäumen und vor allem ein haltbares Auto haben”, erklärte der Salzburger Teamchef Franz Tost.

Die größten Trümpfe der jungen Truppe sind neben Cheftechniker Giorgio Ascanelli aber wohl die beiden “Sebs”. Zum einen der Franzose Sebastien Bourdais, der 2002 schon F1-Testfahrten absolviert hatte, mangels eines Engagements aber in die USA wechselte und dort viermal in Folge die Champcar-Serie gewann. Mit 29 Jahren holte Berger den schnellen Brillenträger nun endlich in die Formel 1.

Mit Sebastian Vettel (20) greift bei Toro Rosso aber auch eines der größten Talente der Gegenwart ins Lenkrad. Als BMW-Ersatzfahrer hatte der ehemalige Red-Bull-Junior schon 2006 in seinem ersten Training Bestzeit erzielt und im Vorjahr holte Vettel in Kanada als damals jüngster Pilot aller Zeiten auf Anhieb einen WM-Punkt.

Nach der Freigabe für Toro Rosso (dort hatte man Tonio Liuzzi gefeuert) punktete “Bubi-Schumi” dann sofort auch für sein neues Team und besorgte seinem Team beim GP in China mit Platz vier den bisher mit Abstand größten Erfolg. “Er ist charismatisch, gescheit und unglaublich schnell”, hat sogar Mateschitz seinen Jungstar bereits gelobt. Das Saisonziel bei den “Toros” lautet: Im Mittelfeld durchsetzen.

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