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Folgepleiten nach Ende der Corona-Hilfen befürchtet

Experten warnen vor Folgepleiten gesunder Firmen.
Experten warnen vor Folgepleiten gesunder Firmen. ©pixabay.com (Sujet)
Experten warnen vor Folgeinsolvenzen gesunder Firmen, wenn nach Auslaufen der staatlichen Corona-Unternehmenshilfen mit mehr Firmenpleiten zu rechnen ist.

Es droht ein Dominoeffekt", warnte Helmut Tenschert, selbstständiger Berater für Versicherungsmakler und -betriebe, bei einem Experten-Gespräch der Auskunftei CRIF. Manch angeschlagener Betrieb sei mit Coronahilfen "durchgefüttert" worden. Pleiten solcher Firmen hätten "möglicherweise auch Folgen für gesunde Unternehmen".

Experten warnen vor Folgepleiten gesunder Firmen

"Bei gesunden Unternehmen lauert die Gefahr in der Lieferkette und im Bestand", ergänzte der Chef des Inkassounternemens INKO Inkasso und Vorstand im Inkassoverband Österreich, Walter Strobl. Es gehe um Kunden, Lieferanten und Partner, die man gut kennt und von denen in normalen Zeiten kein Risiko ausgeht. "Durch die Corona-Pandemie ergibt sich aber eine andere Risiko-Dynamik und es kann durch bisher stabile Partner eine plötzliche und unerwartete Gefahr für mich selbst entstehen."

Nach Einschätzung der Fachleute dürften Masseverwalter im Falle eines Konkurses den Fokus künftig vermehrt auf die Sorgfaltspflicht des Geschäftsführers legen. Wird diese Sorgfaltspflicht nicht eingehalten oder war sein vorbeugendes Risikomanagement ungenügend, so haftet der Manager für den eingetretenen Schaden mit seinem privaten Vermögen. "Geschäftsführer sind jetzt mehr denn je gefordert, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Wenn das Unternehmen in eine finanzielle Schräglage gekommen ist, dann gilt: Fakten auf den Tisch legen und erforderlichenfalls den Insolvenzantrag stellen", so Laurenz Strebl, Rechtsanwalt mit Fokus auf Unternehmens- und Wirtschaftsrecht.

Firmen sollen bestehende Kunden überprüfen

"Bestehende Kunden sollten überprüft und auf Alarmsignale hinsichtlich Zahlungsverhalten geachtet werden", empfahl Strobl. "Je früher man entsprechende Warnsignale erkennt, desto eher lässt sich die eigene Existenz nachhaltig absichern", so Roland P. Wallner von CRIF Österreich.

Insgesamt werden die vergangenen sehr herausfordernden Monate wirtschaftlich noch länger nachwirken, so die Fachleute. Aber es werde die Zeit des Aufbruchs kommen, in der jene Unternehmen profitierten, die offen für Neues seien, vorausschauend agierten und ihre Prozesse entsprechend anpassten.

Vorerst laufen die Coronahilfen noch bis Ende Juni. Gestundete Steuern- und Abgaben können in Raten gezahlt werden. Es gibt auch Gespräche über eine etwaige Verlängerung, deren Ausgang zuletzt offen war.

(APA/Red)

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