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Foda glaubt an gute EM, ÖFB-Team sieht große Aufgabe

Arnautovic war einer der Lichtblicke gegen die Slowakei.
Arnautovic war einer der Lichtblicke gegen die Slowakei. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Beim EM-Auftakt gegen Nordmazedonien werde Österreich "auf den Punkt bereit" sein, so Franco Foda gestern nach dem 0:0-Unentschieden gegen die Slowakei. Das Team ist noch wenig euphorisch und sieht Verbesserungspotential.

Die Gefahr, dass rund um Österreichs Fußball-Nationalmannschaft vor der EM eine überbordende Euphorie ausbricht, ist spätestens seit Sonntag gebannt. Das 0:0 im Testspiel im Wiener Happel-Stadion gegen die Slowakei hinterließ eine gewisse Ernüchterung, dennoch glaubt Teamchef Franco Foda bis zum ersten ÖFB-Endrunden-Match am 13. Juni in Bukarest gegen Nordmazedonien an eine Trendumkehr in Richtung Vorfreude. "Ich gehe davon aus, dass die Stimmung Tag für Tag steigen wird."

Man werde für das Duell mit Nordmazedonien "auf den Punkt bereit sein, davon bin ich überzeugt". Die jüngsten Resultate lassen aber wenig Gutes erahnen. Die ÖFB-Auswahl hat von den jüngsten sechs Länderspielen nur eines gewonnen - im März daheim gegen die Färöer 3:1 - und ist seit 316 Spielminuten ohne einen erzielten Treffer. Dabei hätte man die Torsperre vor allem in der zweiten Hälfte durchaus brechen können.

Pech im Spiel

Allerdings hatte man bei Stangenschüssen von Florian Grillitsch und Marko Arnautovic Pech, zudem wurden weitere gute Gelegenheiten vergeben. "Da hatten wir viele Chancen, aber auch der Gegner hatte drei sehr gute Gelegenheiten", sagte Foda. Vor dem Seitenwechsel hätten Tempo, Dynamik und Tiefgang gefehlt, bemängelte der Nationaltrainer. "Wir haben die letzte Linie nicht gut attackiert. Oft hat der letzte Pass nicht funktioniert oder wir waren zu unentschlossen im Torabschluss."

Gegen Nordmazedonien sollte man sich diese Unzulänglichkeiten nicht erlauben. "Da wird uns Ähnliches erwarten, auch eine Mannschaft, die tief steht. Deswegen müssen wir im Spiel nach vorne klarer sein und die Restverteidigung muss sicher stehen", erklärte Foda.

Slowaken konnten kontern

Gegen die Slowaken seien durch unnötige Ballverluste Kontersituationen entstanden. So wie der nordöstliche Nachbar werde auch Nordmazedonien auf ÖFB-Patzer lauern, warnte Foda. "Wir müssen die Fehler minimieren, gegen eine kompakte Mannschaft wie Nordmazedonien möglichst viele Chancen erarbeiten und auch verwerten."

Die Startformation für das Spiel in Bukarest hat Foda laut eigenen Angaben "bis auf zwei, drei Positionen" im Kopf. Ins Detail ging der 55-Jährige nicht - so ist etwa weiterhin offen, auf welcher Position David Alaba eingeplant ist. Nach einigen Einsätzen auf dem Flügel agierte der künftige Real-Madrid-Profi diesmal im Mittelfeldzentrum. "Er ist überall einsetzbar und bringt immer seine Leistung", meinte Foda.

Arnautovic brachte frischen Wind

Ungeklärt ist auch die Frage, ob Marko Arnautovic gegen Nordmazedonien von Beginn an eingesetzt wird. Der China-Legionär war nach seiner Einwechslung ein belebendes Element und könnte den Vorzug gegenüber Sasa Kalajdzic bekommen. Auf eine Variante mit beiden Stürmern gleichzeitig auf dem Platz verzichtete Foda. "Aber beide sind Instinktfußballer. Sollte der Fall eintreten, sind sie in der Lage, zusammenzuspielen", meinte der Teamchef.

Nicht einmal eingewechselt wurde der etatmäßige Kapitän Julian Baumgartlinger. "Es war eigentlich der Plan, ihn zu bringen, aber ich wollte am Schluss noch einen Stürmer bringen", erzählte Foda, der im Finish Michael Gregoritsch auf das Feld schickte.

ÖFB-Kicker sehen bis EM-Start noch Hausaufgaben

"Wir müssen in gewissen Bereichen nachlegen. Das werden wir tun, und dann bin ich nach wie vor überzeugt, dass wir das erste Spiel gewinnen werden", sagte Youngster Christoph Baumgartner. Viele Spielanteile in der gegnerischen Hälfte hätten bei der Generalprobe wenig Ertrag gebracht. "Wir müssen da mehr auf den Endzweck kommen." Dass die mangelnde Chancenverwertung zum leidigen Dauerthema werden könnte, befürchtet der 21-Jährige nicht. "Mir ist das scheißegal. Wenn wir im ersten Spiel ein paar reinhauen, wird das Thema schnell vom Tisch sein."

Für mehr als die Hälfte aller ÖFB-Treffer in diesem Jahr sorgte Sasa Kalajdzic. Der Stürmer bekam gegen die Slowaken aber wie schon davor gegen Dänemark (0:4) und in England (0:1) wenig brauchbare Bälle in den Strafraum. "Das Ergebnis ist nicht zufriedenstellend", sagte der Stuttgart-Goalgetter. Im Abschluss sei man mitunter etwas unglücklich, aber auch unkonzentriert gewesen. "Wir haben noch ein bisschen was, an dem wir zu arbeiten haben - aber wir haben noch fast eine Woche bis zum Spiel."

Nationalmannschaft wollte Kräfte sparen

Ernst wird es für die Österreicher am kommenden Sonntag (13. Juni) in Bukarest. Nordmazedonien dürfte eine ähnlich defensive Spielanlage wählen wie die Slowaken. "Wir wollten kontrollieren, überlegen sein, Chancen rausspielen", erklärte David Alaba. Gleichzeitig sei es wichtig gewesen, für die EM Kräfte zu sparen. "Dementsprechend haben wir gewechselt." Er selbst machte bereits zur Pause für Konrad Laimer Platz. Ob Alaba auch bei der EM im zentralen Mittelfeld agieren wird, ist offen.

Gegen die Slowaken hieß sein Nebenmann Florian Grillitsch. "Defensiv war es ganz gut. Wir sind auf einem guten Level", meinte der Niederösterreicher, der wie der eingewechselte Marko Arnautovic die Stange getroffen hatte. Laimer rief sich in Hälfte zwei mit einer starken Leistung in Erinnerung. Lob hatte der Salzburger aber vor allem für Torhüter Daniel Bachmann parat: "Er hat die eine oder andere Sache für uns ausgebügelt. Es freut mich für ihn, dass er das so souverän gemacht hat."

Bachmann im Tor

Bachmann blieb bescheiden - auch wenn die Beförderung zu Österreichs Nummer eins für die EM am Vorabend Freude ausgelöst hatte. "Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte. Es war ein guter letzter Test, um Kleinigkeiten aufzuzeigen", sagte der Watford-Legionär. Die Leistung sei gut gewesen, kein Gegentor zu erhalten für einen Torhüter immer zufriedenstellend. "Ich habe meinen Teil dazu beigetragen."

Den freien Montag verbringt Bachmann bei seinen Eltern, seine Frau und Kinder kann er wegen der Einreisebestimmungen aus Großbritannien im Gegensatz zu vielen Kollegen nicht sehen. "Die Vorfreude auf die EURO überwiegt natürlich." Laimer stand sie ins Gesicht geschrieben: "Wir werden am Dienstag alle mit einem breiten Grinser einrücken." Dann bricht das ÖFB-Team gemeinsam ins EM-Basislager nach Seefeld auf.

Spieler tankten Kraft mit Familien

Davor durften die Kicker am Montag noch ein letztes Mal vor dem Turnier zu ihren Familien. "Es tut jedem gut, ein bisschen Kraft zu tanken und noch frischer zurückzukommen", meinte Laimer. "Jetzt machen wir den Kopf ein bisschen frei, dann starten wir voll in die nächste Woche rein. Ich freue mich da einfach unmenschlich drauf. Wir können eine sehr geile EURO spielen, wenn wir unsere Qualitäten auf den Platz bringen."

(APA/red)

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