Flugzeugabsturz in Indien: Flugdatenschreiber gefunden, Zahl der Toten steigt auf 270

Mindestens 25 Leichen seien bis Freitagabend in den Trümmern entdeckt worden, teilten die Behörden mit.
Opferzahl steigt weiter
Die Gesamtzahl der bestätigten Todesopfer stieg damit auf 270 - 241 Menschen an Bord der Boeing 787 Dreamliner und 29 am Boden. Hunderte Angehörige gaben unterdessen DNA-Proben ab, um die Identifizierung der Getöteten zu ermöglichen.
Die Maschine der Gesellschaft Air India war nach London unterwegs und prallte am Donnerstag wenige Minuten nach dem Start in das Studentenwohnheim einer medizinischen Hochschule in einem Wohngebiet der Stadt Ahmedabad im Nordwesten des Landes. Ein Passagier überlebte das Unglück. Der Arzt Dhaval Gameti sagte in Ahmedabad, der Mann werde wegen seiner Verletzungen noch beobachtet. "Ihm geht es sehr gut, und er kann bald entlassen werden", erklärte Gameti am Samstag.
Einige Angehörige äußerten sich am Samstag frustriert darüber, dass die Identifizierung der Toten zu lange dauere. Die Behörden geben an, dass ein DNA-Abgleich normalerweise bis zu 72 Stunden in Anspruch nimmt, kündigten aber an, das Verfahren zu beschleunigen.
"Wo sind meine Kinder? Haben Sie sie gefunden?", fragte Rafiq Abdullah, dessen Neffe, Schwiegertochter und zwei Enkelkinder an Bord des Flugzeugs waren. "Die Regierung beantwortet diese Fragen nicht."
Flugdatenschreiber gefunden - Unglücksursache wird untersucht
Aufschluss über die Unglücksursache soll der Flugdatenschreiber bringen, der am Freitag in der Nähe der Absturzstelle gefunden wurde. "Das bedeutet einen wichtigen Schritt vorwärts in den Untersuchungen", schrieb der Minister für Zivilluftfahrt, Ram Mohan Naidu Kinjarapu, auf X. Das Gerät wurde demnach innerhalb von 28 Stunden nach dem Absturz von der Behörde für Flugunfalluntersuchung an der Unglücksstelle in Ahmedabad geborgen.
Über den Stimmenrekorder, der ebenfalls in Flugzeugen mitgeführt wird und der die Gespräche im Cockpit aufzeichnet, sagte der Minister nichts. Beide Geräte werden jeweils als Black Box bezeichnet.
Das indische Büro für Flugunfalluntersuchungen teilte mit, es arbeite derzeit an der Analyse der Daten.
Sicherheitsinspektionen an Boeing-Maschinen sollen verbessert werden
Das Generaldirektorium für Zivilluftfahrt wies indes die Fluggesellschaft an, die Sicherheitsinspektionen an ihren Flugzeugen B787-8 und B787-9 zu verbessern. Zusätzliche Wartungsmaßnahmen sollen demnach speziell für Flugzeuge unternommen werden, die mit dem Triebwerkstyp Gneral Electric GEnx ausgerüstet sind.
Für die Aufklärung des Unglücks ist dem Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt zufolge die Auswertung der Daten der Blackbox entscheidend. Derzeit sei es für eine Einschätzung noch zu früh. "Eine Erklärung könnte zum Beispiel sein, dass die Startklappen nicht richtig gefahren sind", sagte Großbongardt in der ARD-"Tagesschau". Aber man könne im Augenblick wirklich nur spekulieren.
Der Fluglinie bescheinigte er eine zuletzt zunehmend bessere Qualität. "Air India hatte lange Zeit einen sehr schlechten Ruf, solange sie im Staatsbesitz war." Der neue Eigentümer, die Tata Group, habe aber viel investiert und den Qualitätsstandard so weit hochgefahren, "dass die Air India Mitglied der Star Alliance sein konnte zusammen mit Lufthansa, United und anderen wirklich sehr renommierten Airlines".
Überlebender von indischem Premier besucht
Indes hat Premierminister Narendra Modi den einzigen Überlebenden unter den Insassen der Unglücksmaschine im Krankenhaus besucht. Modi habe sich bei einem Besuch in Ahmedabad von dem Mann erzählen lassen, wie er trotz Verletzungen entkommen sei, berichtete der indische Sender NDTV. Der Mann habe Modi erzählt, er habe nach dem Aufprall der Maschine am Boden seinen Sicherheitsgurt lösen und das Flugzeug verlassen können.
Jemand habe ihn dann zu einem Krankenwagen gebracht. Bei dem Überlebenden handelt es sich Medienberichten zufolge um einen Briten indischer Herkunft. Demnach saß der Mann auf dem Platz 11A. In Online-Netzwerken verbreitete Videos sollen ihn zeigen, wie er in einem blutverschmierten T-Shirt bis zu einem Krankenwagen humpelt. "Ich habe überhaupt keine Idee, wie ich aus diesem Flugzeug herausgekommen bin", sagte er nach Angaben seines Bruders Nayan Kumar Ramesh, der von der britischen Nachrichtenagentur PA zitiert wurde.
Modi äußerte sich nach einem Besuch der Unglücksstelle bestürzt. "Der Ort der Zerstörung stimmt traurig", schrieb er auf X. Er sprach von einer "unvorstellbaren Tragödie". Er habe sich mit Angehörigen von Opfern getroffen. Im Gespräch mit Beamten und Bergungsteams machte sich Indiens Regierungschef am Freitag ein Bild von der Lage vor Ort.
Die Passagiermaschine der Gesellschaft Air India war am Donnerstag kurz nach dem Start in ein Wohngebiet nahe dem Flughafen der Großstadt Ahmedabad gestürzt. Die Boeing 787-8 war auf dem Weg nach London. Nach Angaben von Air India gab es nur einen Überlebenden. Wie viele Opfer es am Boden gab, war zunächst unklar.
(dpa/AP/APA/AFP)