Die pensionierte Flugbegleiterin Herta Neumüller kann auf ein äußerst turbulentes und ereignisreiches Berufsleben zurück blicken. Die Liste ist lang und reicht von einem Bombenattentat an Bord über einen Putsch in Moskau bis hin zu einem folgenschweren Aufenthalt in Tschernobyl. Es war schon immer mein Kindheitstraum, Flugbegleiterin zu werden. Ich habe mich bereits mit 16 für eine Stelle bei den Austrian Airlines beworben, erinnert sich Neumüller. Auf die Bewerbung sollte aber vorerst nur ein Schreiben folgen, dass die 16-Jährige für den Beruf über den Wolken fünf Jahre zu jung sei und es ihr an umfassenden Englisch- und Französischkenntnissen mangle. Gesagt, getan: Die ambitionierte Jugendliche nahm das Schreiben der Austrian Airlines wörtlich und bemühte sich nach ihrem Schulabschluss in der französischen Schweiz und in England als Sekretärin und Au pair, um ihre Sprachkenntnisse zu perfektionieren und bei der AUA zu punkten.
Bombenexplosion
1969 dann begann der langersehnte Einsatz als Flugbegleiterin nur ein Jahr später passierte das Schreckliche: Kurz nach dem Start von Frankfurt nach Wien explodierte eine Bombe direkt unter meinen Füßen. Die Detonation war so schrecklich ich hatte das Gefühl, dass das Flugzeug entzwei bricht, schildert die Bregenzerwälderin, als wäre es gestern gewesen. Trotz Loch im Rumpf der Maschine schaffte es die Crew wieder sicher zurück auf die Landebahn, um nur eine Stunde später zu erfahren, dass einer Swissair-Maschine dasselbe widerfahren ist bei diesem Anschlag mussten jedoch 47 Menschen mit ihrem Leben bezahlen. Für beide Bombenanschläge wurden arabische Guerilla-Organisationen verantwortlich gemacht. Die Anschläge jährten sich gestern, Sonntag, zum vierzigsten Mal. Ans Aufhören hat Neumüller aber nie gedacht: Ich habe immer versucht, diesen Zwischenfall aus meinem Bewusstsein zu verdrängen, erinnert sie sich. Damit schien sie erfolgreich zu sein. 1986 dann aber machte ihr ein Aufenthalt in Tschernobyl, kurz nach der Explosion des Kernkraftwerkes, einen Strich durch die Rechnung: Seit diesem Flug war ich stets müde und ausgelaugt, erzählt die 63-Jährige. Den Grund dafür, die radioaktiven Strahlen, erfuhr sie aber erst Jahre später von einem Arzt. Die passionierte Flugbegleiterin musste aufgrund dessen ihre Frühpension antreten. Fliegen, fremde Länder und Kulturen sind aber nach wie vor ihre Leidenschaft: Meine Pension nutze ich, um weiterhin neue Länder kennenzulernen nun eben in privater Mission.
zur Person
Herta Neumüller pensionierte Flugbegleiterin (Austrian Airlines) Geboren: 11. August 1947 in Au Ausbildung: Handelsschule, diverse Kurse (Geisteswissenschaften, Psychologie) Laufbahn: Sekretärin und Chefsekretärin bei verschiedenen Firmen, 30 Jahre Flugbegleiterin