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Flüchtlinge aus Syrien zu Gast

Claudia Wurzer, Manfred Hagen, Nada, Christine Bösch-Vetter, Mohamad, Andrea Hollenstein, Suhaib, Monika Ruppe
Claudia Wurzer, Manfred Hagen, Nada, Christine Bösch-Vetter, Mohamad, Andrea Hollenstein, Suhaib, Monika Ruppe ©Edith Rhomberg
Schüler der Handelsakademie nutzen die Gelegenheit, sich im persönlichen Gespräch mit betroffenen Menschen ein Bild zu machen.
HAK Lustenau

Lustenau. In seiner Eigenschaft als Referent des Jugendrotkreuzes organisierte Professor Manfred Hagen einen eindrucksvollen Vormittag für die Klassen 3 a und 4 b der Handelsakademie. Wie könnten die Schüler die Flüchtlingsthematik besser verstehen, als im persönlichen Kontakt mit betroffenen Menschen aus Syrien? Diesen praktischen Unterricht unterstützten auch die Lehrerinnen Monika Ruppe, sie wird Manfred Hagen als Referentin des Jugendrotkreuzes an der Schule folgen und Claudia Wurzer. Beide werden außerdem die gemeinsam mit den Schülern ins Leben gerufene Aktion weiterhin begleiten.

Es war also ein besonderer Vormittag und die Schüler warteten gespannt auf den angekündigten Besuch. Eingeladen waren neben Andrea Hollenstein und Christine Bösch-Vetter drei syrische Flüchtlinge, eine Frau und zwei Männer.

Als sich Nada, Hausfrau und fünffache Mutter, Mohamad, 23, Medizinstudent aus Damaskus und Suhaib, 27, Hotel-Rezeptionist vorstellten, hatten die meisten Schüler erstmals Flüchtlinge als „Menschen zum Angreifen“ vor sich.

 „Das Ziel von heute ist das gegenseitige Kennenlernen“, betonte Andrea Hollenstein zu Beginn. „Nur so könne man auch die Hintergründe besser verstehen“, ergänzte sie. Die Sozialarbeiterin ist seit Mitte September Flüchtlingskoordinatorin der Gemeinde Lustenau, die als erste eine derartige Stelle geschaffen habe“, informierte Hollenstein weiter. Christine Bösch-Vetter ist nicht als Gemeinderätin in die Schule gekommen, sondern als ehrenamtliche Helferin für die Flüchtlinge. „Wir haben gemerkt, dass das Ehrenamt koordiniert werden muss“, erklärt Bösch-Vetter die Vielschichtigkeit dieses Engagements.

Eine Fülle von Fragen der Schüler mündete in persönliche Gespräche mit den Gästen.

„Wie sieht der Tag von einem Flüchtling aus? Warum kommen viele Männer und wo sind ihre Frauen und Familien?“ Suhaib erzählte von seinem schwierigen Fluchtweg, Mohamad pflichtete ihm bei. Und Nada, die bereits Asyl in Österreich hat, sprach über ihr Leben mit den Kindern, das am Anfang hier nicht einfach gewesen sei.

Schließlich waren die Schüler überzeugt, dass auch sie helfen und einen Beitrag leisten können. Für die bereits in Lustenau aufgenommenen 18 Männer und 10 Familien und besonders für 35 unbegleitete Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren, die im November in Lustenau ankommen werden, wird unter anderem Winterbekleidung benötigt. Die Zivilgesellschaft sei gefordert, zu helfen und sie erbringe bereits unglaubliche Leistungen für die Menschen, sagt Bösch-Vetter.

Hagen klärte die Schüler zwischendurch über die politische Situation und die herrschenden Machtkämpfe in Syrien auf. Abschließend bedankte er sich für die engagierte Teilnahme seitens der Gäste und der Schüler.

Weitere Informationen unter: dô sin – Netzwerk für Flüchtlinge in Lustenau.

 

Was konntest du persönlich aus dem Gespräch mit Flüchtlingen lernen?

 

Man hört viel über Flüchtlinge in den Nachrichten, auch in der Schule. Es ist gut, die Menschen einmal persönlich kennenzulernen. Wir sollten allgemein offen sein und Verständnis haben, weil sie ein schlimmes Trauma haben durch ihre Erlebnisse und die Flucht. Ich persönlich werde sicher mit Sachspenden wie Winterkleidung helfen.

Sarah Nägele

 

Ich lese Zeitung und bin informiert. Aus erster Hand und unverfälscht über die Schicksale der Menschen und den beschwerlichen Fluchtweg zu erfahren, ist aber ganz anders. Mohamed hat Medizin studiert und hat plötzlich keine Perspektive mehr. Mit mir spielt ein Flüchtling aus Syrien Fußball beim FC und wir verbringen auch Zeit miteinander.

Dominik Hagen

 

Ich habe erst jetzt durch den persönlichen Kontakt erfahren, wie das wirklich ist. Es ist schockierend, was die Menschen in Syrien und auf der Flucht erlebt haben, jetzt kann ich mich hineinfühlen. Unsere Hilfe ist wichtig. Ich mache mit beim Projekt von Monika Ruppe und kann mir vorstellen, die Flüchtlinge zu besuchen oder etwas mit ihnen zu unternehmen.

Isabella Baldauf

 

Ich finde es gut, dass bei uns die Flüchtlinge aufgenommen werden. Meine Eltern waren selber Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien. Manche Menschen haben eine positive Einstellung, andere nicht, weil sie Angst haben. In meinem Wohnort Hohenems spreche ich manchmal mit Flüchtlingen. Ihre Anliegen interessieren mich. Jetzt weiß ich viel mehr zum Beispiel auch von Nada. Man lernt dabei etwas über ihre Kultur.

Aida Mahmutovic

 

Bis jetzt war ich nur über die Medien informiert. Es ist ganz anders, wenn Betroffene persönlich über ihr Schicksal sprechen. Interessant fand ich die Wegbeschreibung der Flucht. Ich denke, dass jeder helfen kann mit Kleidung, das ist leicht zu bewerkstelligen. Wichtig ist, sich immer ein eigenes Bild zu machen, keine Vorurteile zu haben, sondern kritisch zu hinterfragen.

Valentin Hammerl

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