Florian Scheuba: "Es gibt einen Unterschied zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Komik"

Bekannt wurde Florian Scheuba als Mitglied der Gruppen "Die Hektiker" und "Die Staatskünstler". Heute ist er Autor, Schauspieler und Kabarettist. Auch beim Eröffnungsabend des FAQ Bregenzerwald in der Bergstation Baumgarten in Bezau kam er zu Wort. VOL.AT traf ihn zum Gespräch.

Vorarlberger erledigen Wahlkampf "in einem Aufwasch"
Passend zum Motto des FAQ alias "Frequently Asked Question" fragte VOL.AT den Wiener, welche brennende Frage ihn aktuell beschäftigt. "Ob die Vorarlberger es zu schätzen wissen, dass sie sich einen Wahlkampf eigentlich ersparen", meint Scheuba darauf. Der "unerträgliche Bundeswahlkampf und der unerträgliche Landeswahlkampf" fallen im Ländle quasi ineinander, wie er erklärt. "Das ist eigentlich von der Rationalität her super, weil es ist einmal weniger mühsam. Es ist in einem Aufwasch erledigt und die Wahlplakate verschwinden schneller."
Video: Florian Scheuba im VOL.AT-Interview
Kickl "hat einfach keinen Spiegel zu Hause"
Im sogenannten Superwahljahr gibt es für Scheuba viel zu tun. Manchmal müsse er auch dazusagen, dass Aussagen der Politiker nicht von Kabarettisten stammen, verdeutlicht er. "Es dilettieren sehr viele Politiker als Hobby-Kabarettisten, aber ich sage dann immer dazu: Es gibt einen Unterschied zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Komik", so Scheuba. "Wenn zum Beispiel Herbert Kickl sagt, er kennt keine Rechtsextremen, habe ich im ersten Moment gedacht: Möglicherweise ist das ein Versuch Satire zu machen", führt er aus. "Nein, der hat einfach keinen Spiegel zu Hause. Und aus diesem Grund hat er auch so ein enormes Selbstbewusstsein." Wenn man keinen Spiegel zu Hause habe, dann erspare das Enttäuschungen, Kränkungen und Selbstzweifel.

Kickl als Kanzler? "You never know"
Laut einer aktuellen Umfrage, die von den Vorarlberger Nachrichten in Auftrag gegeben wurde, würden 30 Prozent der FPÖ bei der Nationalratswahl ihre Stimme geben. Bei der Landtagswahl wären es 28 Prozent. "Es gibt aber auch Umfragen, wie viele Leute auf gar keinen Fall Herbert Kickl in irgendeiner Regierung haben möchten", gibt der Kabarettist und Autor dazu zu verstehen. Das seien rund 60 Prozent – "also doppelt so viele Leute, wie den Herbert Kickl zum Kanzler wählen." Hinter der FPÖ folgen laut Wahlprognosen ÖVP und Grüne. Wäre ein Bundeskanzler Kickl für Scheuba denkbar? "Es scheint mir nicht so wahnsinnig wahrscheinlich", meint er. "Außer die ÖVP ist skrupellos genug, das zu machen als Juniorpartner." Das sei erstens eine schlechte Idee und auch innerhalb der ÖVP werde es für eine solche gehalten. "You never know. Es kann natürlich passieren", so sein Fazit. "Dann gibts zwei Leute, die sich darüber sehr freuen würden. Nämlich den Wladimir Putin und den Viktor Orbán", meint er mit einem Schmunzeln.
Scheuba verfolgt die Inseratenaffäre
Verfolgt Florian Scheuba auch Vorarlberger Medienberichte? "Aktuelle Vorarlberger Nachrichten gehen leider ein bisschen unter im Bundeswahlkampf", meint er. "Aber was wir schon mitbekommen haben damals, dass eure Wirtschaftskammer mit Inseraten auch kreativ umgegangen ist und umgeht. Und dass es für Parteien schon eine ganz wichtige Geschichte war, da dabei zu sein." Er sei gespannt, ob diese Inseraten-Affäre auch wirklich aufgearbeitet werde. Auf Bundesebene komme es hier schon im nächsten Jahr zu Anklagen. "Ich bin gespannt, wie es in Vorarlberg ausgehen wird." Dann müsse er auch nicht mehr die Pointe von damals wiederholen: "Der Balkan beginnt nicht am Rennweg, sondern im Rheintal."
Falschwisser und Schulfach Medienkompetenz
Ein Fünftel der Österreicher zählt laut einer aktuellen Studie zu den "unbelehrbaren Falschwissern". Sie sind aus sozialen Medien fehlinformiert, aber überzeugt, dass ihr Falschwissen der Wahrheit entspricht. "Ja das ist furchtbar", erklärt Florian Scheuba dazu. "Wenn ich sage, es sind eh alle Lügner, dann freuen sich die tatsächlichen Lügner am meisten darüber." Man müsse dagegenhalten und differenzieren. Der Wiener spricht sich daher für ein Schulfach "Medienkompetenz" aus. "Dass man mit Kindern darüber spricht, was ihnen in den sozialen Medien begegnet, was ihnen im Internet begegnet", meint er. Es brauche Aufklärung darüber, wie solche Meldungen entstehen, wie man recherchiere und nachprüfe. "Ist die Quelle seriös, ist es eine Propagandaquelle oder ist es überhaupt ein Fake. Kann man nicht immer gleich erkennen, aber man kann Indizien dafür finden", so Scheuba. Er geht noch weiter: "Auch Erwachsene täten gut daran, Nachschulungen in Medienkompetenz zu bekommen."

Lachen als "Form der Notwehr"
In seiner Arbeit möchte Scheuba vor allem Missstände beleuchten, die in der Berichterstattung oft untergehen. Sich selbst nehme er nie wichtig, meint er gegenüber VOL.AT. "Wichtig ist ein relativer Begriff. Wenn ich etwas beitragen kann zur Aufklärung, freut es mich, weil das ist mein Ziel", so Scheuba. "Dinge aufzuzeigen und Augen zu öffnen und gleichzeitig das auf eine Art zu tun, dass man auch darüber lachen kann." Lachen sei für ihn eine wesentliche "Form der Notwehr": "Dinge, über die man lachen kann, vor denen fürchtet man sich auch weniger."
Heutige Politiker "für Parodien relativ mäßig geeignet"
Immer noch legendär sind "Die Hektiker". Die Kabarettgruppe kannte in den 80ern jeder Österreicher. Scheuba war eines der Gründungsmitglieder. Wäre politische Satire in dieser Form für ihn noch einmal denkbar? "Die jetzigen Politiker sind eigentlich für Parodien relativ mäßig geeignet. Da wäre jetzt keine Figur dabei, die ich wahnsinnig gerne parodieren würde", verdeutlicht er gegenüber VOL.AT. Früher habe man es hier leichter gehabt. "Da hat das auch mehr Spaß gemacht und das würde ich in der Form heute nicht mehr machen", so Scheuba. Satire bleibt weiterhin ein wichtiger Punkt in seiner Arbeit. Er ist Teil der Staatskünstler und tritt mit Programmen auf. "Die Satire kann immer wieder Dinge so zuspitzen, dass sie mehr Leute verstehen und mehr mitbekommen und im Idealfall eben auch drüber lachen. Das sehe ich nach wie vor als meine Aufgabe", erklärt er abschließend.
Florian Scheuba ist auch bei der Veranstaltung "Miteinander. Möglich. Machen" im Rahmen des FAQ Bregenzerwalder mit dabei. Am Samstag ab 19:30 Uhr in der Zimmerei und Tischlerei Kaufmann in Reuthe. Mehr Informationen zum Programm des FAQ Bregenzerwald gibt es hier.
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(VOL.AT)