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Flatz-Zelle ist begehrte Kunst

Sammler interessieren sich für die "Cella"-Arbeit, die zur Festnahme von Flatz führte.
Flatz in Rom festgenommen

Mittwochnachmittag ist der Künstler Flatz aus Rom zurückgekehrt. Der einstige Teilnehmer an der Weltkunstschau „documenta“ in Kassel, dem vor wenigen Monaten in seiner Heimatstadt Dornbirn ein Museum eingerichtet wurde, hat in den letzten Wochen nicht nur – wie beabsichtigt – Ausstellungsbesucher, sondern auch die italienische Polizei beschäftigt. Wie berichtet, sah sein Beitrag zur Schau mit Titel „Strukturen der Ausgrenzung und Disziplinierung“, die Professor Christoph Bertsch von der Universität Innsbruck in einem zum Kunsthaus gewordenen ehemaligen römischen Gefängnis organisierte, das Einsitzen vor. Nachdem das Publikum reges Interesse an seiner komplexen Arbeit sowie an Werken von so bedeutenden Zeitgenossen wie Matthew Barney, Jannis Kounellis oder Pipilotti Rist bekundete, war die effektive Auseinandersetzung des Österreichers mit dem Thema der italienischen Exekutive ein Dorn im Auge. Was für Christoph Bertsch unter dem Aspekt der Freiheit der Kunst trotz erwarteter Konflikte mit dem italienischen Kunstministerium akzeptabel und tolerierbar war, führte vor rund einer Woche dann zum Einschreiten der Polizei. Flatz wurde vorübergehend festgenommen und die Ausstellung zugesperrt.

Kein Einlenken

Auch eine Intervention von Seiten der Österreichischen Botschaft in Rom habe, so Flatz, zu keiner Wiedereröffnung der Ausstellung geführt. Der Künstler wie auch Christoph Bertsch durften die Räume erst vor wenigen Tagen wieder betreten. Allerdings mit dem Auftrag, alle Kunstwerke aus dem Gebäude schaffen zu lassen. Flatz, dessen Aktion und Arbeit in den letzten Tagen zu zahlreichen Medienberichten in Österreich wie in Deutschland führte, wird diese Aufforderung so vorläufig nicht gelten lassen. Seine größten Sammler haben nicht nur Interesse am Ankauf seines komplexen Werkes bekundet, sie beantragen auch den Erhalt seiner Installation mit Titel „Sixtinische Kapelle der Gefangenen“ in diesem Gebäudekomplex aus der Renaissance. Es gilt überhaupt als eines der wenigen Zeugnisse für diese frühe Einzelzellen-Bauart in Europa.

Anwälte beschäftigt

Flatz: „Einige Anwälte beschäftigen sich inzwischen mit der Frage, wie das Werk bestehen bleiben kann.“ Auch ein Vertreter der Vatikanischen Museen hat sich eingeschaltet. Bekanntermaßen wurde vor wenigen Jahren dort ein Flatz-Bild, und zwar eine Kreuzigungsszene, angekauft. Derweil bereitet Flatz im Übrigen seine Fernsehserie vor. Sie wird demnächst im SWR gestartet, trägt den Titel „Nie wieder keine Ahnung“ und handelt – wie könnte es anders sein – von der Auseinandersetzung des Durchschnittsbürgers mit zeitgenössischer Kunst. Bildungsfernsehen im modernen Format, kommentiert Flatz sein Engagement, das in dieser Form „längst fällig ist“.

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