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Fischsterben durch chemische Verunreinigung? "Wäre nur logisch, wenn ein giftiges Mittel ins Wasser gelangt wäre"

Tragisches Fischsterben im Sohlgraben: Tote Fische werden im Fischereizentrum untersucht.
Über 500 tote Fische, zerstörte Kleinlebensräume und ein Rätsel um die Ursache: Der Sohlgraben in Hohenems wurde am vergangenen Sonntag zum Schauplatz einer Umweltkatastrophe. Gerd Rüdisser, Obmann des Fischereivereins Hohenems, war an den Rettungsmaßnahmen beteiligt und schildert gegenüber VOL.AT die Ereignisse.
"Wasser war farb- und geruchlos"
Über 500 Fische verendet

Gemeinsam mit der Polizei setzte sich der Fischereiverein Hohenems für die Rettung der noch lebenden Tiere ein. "Wir haben die Fische geborgen – die verendeten Tiere haben wir anfangs zur Seite gelegt, damit wir die wenigen noch lebenden Tiere retten konnten", erklärt Rüdisser. Diese seien in Bottiche mit frischem Wasser befördert worden, um sie mit Sauerstoff zu versorgen.

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Chemikalien als mögliche Ursache

Rüdisser vermutet, dass das Fischsterben durch eine chemische Verunreinigung ausgelöst wurde. "Es wäre nur logisch, wenn ein giftiges Mittel ins Wasser gelangt wäre", so der Obmann des Hohenemser Fischereiverbands. Obwohl das Wasser farb- und geruchlos war, seien die Anzeichen eindeutig: "Die Fische waren mit ausreichend Wasser und Sauerstoff versorgt, demnach liegt die Ursache des Fischsterbens nicht an unzureichendem Wasserzufluss", betont er. Die wenigen noch lebenden Fische seien eigenartig im Wasser herumgetaumelt, was, laut Rüdisser, auf den Einfluss giftiger Schadstoffe deute.

Gerd Rüdisser, Obmann des Fischereizentrum Hohenems.
Gerd Rüdisser, Obmann des Fischereivereins Hohenems. ©VN

Ob die Chemikalien nun mit Absicht oder unabsichtlich in das Gewässer gelangten, sei noch immer unklar. "Ich will niemanden beschuldigen. Es könnte ein Unfall gewesen sein. Aber wenn jemand bewusst oder unwissend gefährliche Stoffe in einen Abwasserschacht kippt, dann ist das einfach eine Tragödie, die hätte vermieden werden können", meint Rüdisser.

Die toten Fische werden aktuell im Fischereizentrum untersucht.
Die toten Fische werden aktuell im Fischereizentrum untersucht. ©LPD Vorarlberg

Bis man die Ursache für die Zerstörung des Ökosystems im Sohlgraben herausfindet, soll es aber noch etwas dauern. Aktuell werden Wasserproben im Vorarlberger Umweltinstitut, sowie die verendeten Fische im Fischereizentrum analysiert. Laut Thomas Blank, Leiter der Vorarlberger Wasserwirtschaft, ist mit den Untersuchungsergebnissen bis Ende der Woche zu rechnen.

Ein ökologisches Desaster: "Nicht nur die Fische sterben"

Die 500 toten Fische seien nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. "In einem Gewässer befinden sich Millionen von Kleinlebewesen, die genauso betroffen sind. Diese Lebewesen, die wir mit bloßem Auge gar nicht sehen können, sterben leider genauso", erklärt der Obmann des Fischereivereins. Nicht nur der Verlust der Fische, sondern auch das Sterben dieser Kleinorganismen sei ein harter Schlag für das Ökosystem des Hohenemser Sohlgrabens.

Rüdisser macht deutlich, wie schwer solche Vorfälle wiegen: "Geschehnisse wie diese müssen nicht sein. Es ist nicht nur schade um die Fische, sondern um das gesamte Leben im Wasser, das nun für unbestimmte Zeit ausgelöscht bleiben wird."

"Man sollte sich möglichen Konsequenzen bewusst sein"

Zum Abschluss richtet Rüdisser einen eindringlichen Appell an die Bevölkerung: "Es ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass beispielsweise Poolwasser mit Chlor nicht einfach in den Kanal geleitet werden darf und dass beim Reinigen von Hausfassaden kein Schmutz in die Kanalisation gespült werden sollte. Generell sollten wir uns bewusster mit den möglichen Konsequenzen unseres Handelns auseinandersetzen. Chemikalien, die in einen Abwasserschacht gelangen, fließen nicht immer direkt zur Kläranlage, sondern können auch in empfindliche ökologische Lebensräume gelangen."

(VOL.AT)

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