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"Fischi" verneigte sich am schönstem Tag ihres Lebens

Andrea Fischbacher hat sich am schönsten Tag ihres Lebens verbeugt. Als die 24-jährige Salzburgerin am Samstagabend auf der rammelvollen Medal Plaza von Whistler zur Entgegennahme ihrer Goldmedaille aufgerufen wurde, stieg sie auf das Podest, kniete nieder und verneigte sich vor den Fans und dem zu Ende gehenden Tag.
Goldparty für Fischbacher

“Ich danke damit allen Menschen, die hinter mir gestanden sind”, erklärte sie später. “Und ich danke auch Kanada, dass ich hier gewinnen durfte. Ich verneige mich vor allen”, sagte die frischgebackene Super-G-Königin aus Österreich. “Das war der schönste Tag meines Lebens.”

Schon bei der Blumenzeremonie am Nachmittag im Zielstadion hatte “Fischi” neugierig zu Lindsey Vonn geblickt. “Ich wusste ja nicht, was man da jetzt genau tut”, erklärte sie lachend, nachdem sie wie tags zuvor ihr norwegischer Atomic-Markenkollege Aksel Lund Svindal mit Startnummer 19 zu Super-G-Gold gerast und dabei das bisher wohl beste Rennen ihres Lebens gefahren war.

Bei der abendlichen Medaillenübergabe, die mit IOC-Mitglied Pernilla Wiberg eine der größten Skifahrerin der Geschichte vornahm, war Fischbacher dann sogar nervöser als beim Rennen. “Es war faszinierend, als ich vor dem Treppchen gestanden bin. Mir haben richtig die Knie geschlottert. Es war verrückt, die Hölle war los. Einfach genial”, sprudelte es aus der an sich eher ruhigen Salzburgerin nur so heraus.

Bei der folgenden Feier wurde das energiesparende Österreichhaus dann kurzfristig vom Passiv- zum “Aktivhaus”. Fischbacher und Skispringer Gregor Schlierenzauer, der unmittelbar nach der Super-G-Siegerin seine zweite Bronzene erhalten hatte, wurden von der Begeisterung fast erdrückt. Als Fischbacher durch ein Spalier einzog, intonierte die Musikkapelle mit dem Rainermarsch die zweite Salzburger Landeshymne.

“Schön, lässig, großartig. Mir fehlen die Worte, die das beschrieben. Es ist überwältigend”, rang Fischbacher auch am Abend noch um Worte. Über 100 Kurznachrichten hatten sich auf ihrem Handy eingenistet, viel Zeit für sich selbst war der blonden Pongauerin nach dem Gold-Coup am Whistler Mountain nicht geblieben.

“Ich war echt ein bissl überfordert, es gab so viel zu tun”, gestand “Fischi” und erzählte: “Der ruhigste Moment war der unter der Dusche. Erst auf dem Weg zur Zeremonie habe ich erstmals Zeit gehabt, alles ein bisserl sickern zu lassen.”

Die 24-Jährige aus Eben im Pongau kommt wie ihr berühmter Großcousin, der Flachauer Hermann Maier, aus Orten, die vom Namen her nicht zwingend darauf schließen lassen, dass es sich hier um Gemeinden einer imposanten Bergwelt handelt. Und doch ist es so. Fischbacher ist zudem nur eine weitere Medaillengewinnerin aus dem Salzburger Pongau, aus dem besonders viele erfolgreiche österreichische Skifahrer stammen.

Von der zweifachen Olympia-Zweiten Putzi Frandl über Brigitte Totschnig, Roswitha Steiner, Jahrhundert-Sportlerin Annemarie Moser-Pröll, Petra Kronberger bis hin zu Michaela Kirchgasser, Brigitte Obermoser (bei der sie die Fitnesstrainerprüfung absolviert hat), Andreas Schifferer, Hannes Reichelt, Michael Walchhofer und Hermann Maier, mit dem Fischbacher einen gemeinsamen Urgroßvater hat, reicht alleine nur der “alpine” Auszug. Der Pongau ist zweifelsfrei ein Skifahrergau.

Fischbacher ist in Eben aufgewachsen. Die Waldwege, die sie als Kind noch mit den Skiern abgefahren war, bewältigt sie heute eher auf der Trialmaschine. Es ist nur eines der Hobbys der leidenschaftlichen Endurofahrerin, deren Leben sich insgesamt sehr um Sport dreht und deren Vorbilder Ulrike Maier und Renate Götschl waren.

Mountainbike-Rennen ist sie gefahren, selbst bei Ausflügen mit der Familie wollte die kleine Andrea immer schon als erste oben sein. Nur beim Lernen in den Skihauptschulen Bad Gastein und Schladming, wo sie später auch die Handelsschule besuchte, sei der Ehrgeiz nicht ganz so groß gewesen, blickt sie heute lachend zurück. “Aber ich bin überall durchgekommen.”

“Wirklich fixiert”, so Fischbacher, “war ich aber immer nur auf’s Skifahren.” Zweimal Super-G-Gold bei der Junioren-WM bewies schon 2004 und 2005, dass das “Maier-Gen” (24 Weltcupsiege und 1998 ebenfalls Olympiasieger im Super-G) auch in ihr schlummert.

Was Fischbacher am auffallendsten unterscheidet? Kaum eine hat so viele Ex-Aequo-Spitzenplätze wie die Salzburgerin und das auffallend oft mit der Schweizerin Fabienne Suter.

Den ersten von bisher zwei Weltcupsiegen musste sie sich im Februar 2008 in Sestriere (Super-G) ebenso (mit Suter) teilen wie ihr erstes Junioren-Gold oder die zweiten Plätze in den Super-G-Rennen 2008 in Lake Louise (wieder mit Suter) und zuletzt in St. Moritz hinter Lindsey Vonn. WM-Bronze im Vorjahr – natürlich im Super-G – gehörte ihr hingegen ebenso ganz alleine wie der zweite Weltcupsieg, den sie 2009 in der Super-G-artigen Abfahrt von Bansko feierte.

Fischbachers Fixierung auf den Skirennsport konnte der mit fünf Freunden vom Fanclub (www.fischi-fanclub.com) nach Kanada mitgereiste Vater Hans, bei den Flachauer Bergbahnen für die Pisten zuständig, nur bestätigen. “Sie war immer eine wilde Henne und vom ersten Tag an ein Talent”, erzählte Fischbachers Vater. “Wir haben sie auf Ski gestellt und sie ist gefahren.” Alternativen gab es ganz offensichtlich keine. “Andrea hat immer gesagt, dass sie nur Skirennfahrerin werden will. Dieser Tag heute ist das Größte, was es gibt.”

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