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Finanzmärkte werden sich erst 2009 schrittweise erholen

Mit einer Erholung der Finanzmärkte von den Schocks der Immobilien- und Kreditkrise ist erst weit im Jahr 2009 zu rechnen, nimmt RZB-Chefanalyst Peter Brezinschek an. Eine nachhaltige Aktienkurserholung könne im 4. Quartal dieses Jahres nicht erwartet werden.

Es werde zwar neben Regenphasen auch Erholungsphasen geben, aber noch keine Entspannung, “weil uns die Rezessionstendenzen Anfang 2009 zu schaffen machen werden”, meinte Brezinschek bei einer Veranstaltung der ÖPAG Pensionskasse in Utrecht. Änderungen bei der Risikoaversion werde es frühestens im 1. Quartal bzw. 1. Halbjahr geben. Bei Aktien sei eine Bodenbildung in den nächsten zwei, drei Quartalen möglich.
An den Aktienmärkten seien die Bewertungen derzeit so schlecht wie seit der Börsenkrise von 1987 nicht mehr, betrachte man die Kurs-Gewinn-Verhältnisse. Allerdings hätten in den vergangenen 60 Jahren in Zeithorizonten von achteinhalb Jahren Aktien immer besser performed als Anleihen oder der Geldmarkt. Im 4. Quartal werde man noch keine langfristigen Investoren finden können, “die haben ihren Risikopolster ausgeschöpft”. Nach zwei schlechteren Jahren werde sich der Finanzsektor 2009 stabilisieren, dennoch werde “Konsolidierung im Finanzsektor” mit Zusammenlegungen, Stilllegungen auch noch in den nächsten zwei Jahren ein häufig gebrauchtes Wort sein.

Der Geldmarkt könnte im Laufe des 1. Halbjahrs 2009 besser funktionieren, sofern auch die Europäische Zentralbank (EZB) bereit ist, Geld für längere Fristen zur Verfügung zu stellen und nicht nur “overnight” oder für die nächste Woche, so Brezinschek. Früher seien 75 Prozent auf Wochengeld entfallen und nur 25 Prozent auf längere Fristen – “heute ist es schon umgekehrt. Und das sollte noch stärker Schule machen.”

Kombiniert mit Signalen für eine Zinssenkung – die erste erwartet Brezinschek mittlerweile bereits heuer vor Weihnachten – und dann weiteren Senkungen könnten Tender mit längerer Laufzeit von ein, zwei, drei Monaten bewirken, dass der Geldmarkt wieder besser funktioniert. Der Aufschlag auf den Euribor sollte sich bis Mitte 2009 von derzeit 60 auf 30 bis 35 Basispunkte verringern.

Für die Konjunktur in der Eurozone erwartet der Experte der Raiffeisen Zentralbank (RZB) den Tiefpunkt zwischen dem 1. und 2. Quartal 2009. Die annualisierte Wachstumsrate werde sich von einem Prozent im 3. Quartal auf ein halbes Prozent im 4. Quartal und auf ein Nullwachstum im 1. Quartal 2009 verringern: “Europa flirtet mit einer Rezession”, so Brezinschek: Im 3. Quartal sei die Wirtschaft in der Eurozone gegenüber dem Vorquartal schon 0,4 Prozent geschrumpft.
Eine Erholung der Konjunktur im Euro-Raum sei, mit gewissen Talfahrt-Phasen, erst 2010 denkbar: “Erst ab 2010 werden sich die Wachstumsraten wieder ein bis zwei Prozent annähern.”

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