Finanzielle Freiheit oder hohe Verluste? "Vorsicht vor Modellen, die schnellen Reichtum versprechen"

Drei Vorarlberger, die anonym bleiben möchten, haben VOL.AT über ihre Erlebnisse mit iGenius berichtet. Sie schildern hohe Erwartungen, schwierige Handelsbedingungen und finanzielle Verluste. Zudem hat sich Dr. Franz Valandro von der Arbeiterkammer Vorarlberg zu den Risiken solcher Finanzmodelle geäußert.
"Die Realität sah anders aus"
Markus*: „Mir wurde iGenius von einer Bekannten empfohlen. Nachdem ich die versprochenen Gewinne gesehen hatte, dachte ich, das funktioniert. Erfolgsquoten von mindestens 70 Prozent wurden in Aussicht gestellt. Doch die Realität sah anders aus. Ich habe immer wieder nachgefragt, warum die KI ins Minus geht. Dann wurde mir gesagt, dass sie Gewinne erzielt, wenn der Bitcoin fällt. Doch auch beim Trading war der Gewinn oft gering oder wurde am nächsten Tag wieder verloren. Die Verluste wurden auf äußere Einflüsse wie Wahlen oder Marktschwankungen geschoben. Am Ende hatte ich Verluste, aber zumindest keine Schulden.“
"Unternehmen verspricht finanzielle Freiheit und zweites Standbein"
Lara*: „Ich habe keine Erfahrung mit Finanzmärkten und wurde über eine Freundin auf iGenius aufmerksam. Das Unternehmen verspricht finanzielle Freiheit und ein zweites Standbein. Besonders interessant klang das KI-gestützte Trading, das gegen eine Einmalzahlung von 1.300 Dollar automatisch für mich handeln sollte. Doch die KI hat selten getradet – und wenn, dann meist mit hohen Verlusten. Obwohl iGenius mit einer angeblichen Performance von 400 Prozent im Vorjahr geworben hat, konnte ich nicht nachvollziehen, wie solche Gewinne möglich sein sollen, wenn mein Kapital immer weiter schrumpft. Zusätzlich war es extrem schwierig, mein Geld wieder zurückzubekommen. Die Plattformen waren kompliziert und intransparent, und am Ende erhielt ich nur noch die Hälfte meines ursprünglichen Investments zurück. Das entspricht mehreren Monatsgehältern. Zudem hätte ich monatliche Gebühren zahlen müssen, die ich jedoch sofort gekündigt habe. Ich habe gelernt: Wer glaubt, dass hier Experten für einen traden, kann schnell Geld verlieren – und es nur schwer wieder zurückbekommen.“
"Ich stieg nach drei Monaten aus und verlor 2.500 Euro"
Magdalena*: „Ich folgte schon länger einer Person auf Instagram, die von Trading-Profit postete und angeblich nach kurzer Zeit ihren Job kündigen konnte. Da ich selbst investieren wollte, aber wenig Ahnung von Kryptowährungen hatte, schien iGenius eine gute Möglichkeit zu sein. Beim ersten Videocall wurde mir eine 'Ausbildung' zum Traden für eine Einmalzahlung von 1.499 Dollar angeboten. Zusätzlich gab es eine monatliche Gebühr von 175 Dollar für den Zugang zu Tools und Signalen zum Traden. Ich fragte, ob ich diese Gebühr allein durch das Traden decken kann, da ich nicht jeden Monat Geld von meinem Konto zahlen wollte. Die Antwort lautete: ‚Auf jeden Fall, das machst du teilweise am Tag.‘ Tatsächlich gingen jedoch eher 70 Prozent der Signale ins Minus. Als ich nach drei Monaten ausstieg, stellte ich fest, dass ich 2.500 Euro verloren hatte. Zudem konnte ich die gekauften Schulungsvideos nur nutzen, solange ich zahlte – obwohl mir zuvor etwas anderes gesagt wurde.“
(*Namen von der Redaktion geändert)
Warnung der Arbeiterkammer Vorarlberg
VOL.AT hat bei der Arbeiterkammer Vorarlberg nachgefragt, wie solche Finanzmodelle einzuschätzen sind und worauf Konsumenten achten sollten.
- Dr. Franz Valandro von der Arbeiterkammer Vorarlberg rät zur Vorsicht: „Alle Modelle, die schnellen Reichtum versprechen, sollten mit Vorsicht betrachtet werden – besonders dann, wenn sie sich gezielt an Personen mit wenig Finanzwissen richten.“
- Ein Warnsignal sei es laut Dr. Valandro auch, wenn komplexe Finanzprodukte als besonders einfach dargestellt werden. „Wenn das Modell tatsächlich so gut wäre – warum braucht es dann die Anwerbung privater Personen? Warum ist es nicht längst unter Finanzexperten etabliert?“

Die Arbeiterkammer empfiehlt, genau zu prüfen, ob der eigentliche Produktverkauf im Mittelpunkt steht oder das Werben neuer Mitglieder.
Bislang keine Stellungnahme von iGenius
iGenius wurde mit den in diesem Artikel geschilderten Vorwürfen konfrontiert. Das Unternehmen hat auf eine Anfrage jedoch nicht geantwortet.
(VOL.AT)