Sie hätten es einfacher haben können. WM-Leader Lewis Hamilton und McLaren-Mercedes haben sich in China mit einem von Reifenproblemen heraufbeschworenen Ausfall um ein entspanntes Finale gebracht. Nun kommt es am Wochenende in Brasilien zum Dreikampf um den WM-Titel. Neben Hamilton (107 Punkte) und dessen Teamkollegen Alonso (103) hat auch Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen (100) noch Chancen.
Die besten Karten hat immer noch Hamilton. Der Engländer wäre nicht nur der jüngste Weltmeister, sondern auch der erste Rookie, der sich die Krone aufsetzt. Die Superlative für den 22-Jährigen sind der Sportpresse längst ausgegangen. Hamilton reicht Platz zwei zum Titel. Sollte das Supertalent zwischen den Plätzen drei und fünf landen, wäre er immer noch Weltmeister, wenn Titelverteidiger Alonso in Interlagos/Sao Paulo nicht gewinnt.
Von einer Sicherheits-Taktik will Hamilton aber nicht sprechen. “Ich gehe in dieses Rennen wie in jedes andere. Ich will es gewinnen”, versicherte der Jungstar, der ebenso wie Alonso bei vier Saisonsiegen hält. Räikkönen hat sogar einen mehr eingefahren. Mit sieben Punkten Rückstand dürfte aber nur noch ein sechster Triumph die Chancen des Finnen am Leben erhalten. “Mehr kann ich nicht tun. Wer die WM gewinnt, hängt von den McLaren ab”, bestätigte Räikkönen. Ein Doppelausfall wäre der absolute Alptraum für die Silberpfeile, die im bisherigen Saisonverlauf mit großer Standfestigkeit brilliert haben.
McLaren-Rivalen auf Schmusekurs
Die beiden McLaren-Stallrivalen sind vor dem WM-Finale demonstrativ auf Friedenskurs gegangen. “Wir haben niemals Probleme miteinander gehabt”, betonte Titelverteidiger Alonso in der offiziellen Pressekonferenz am Donnerstag in Interlagos. Hamilton stimmte zu: “Die Beziehung ist jetzt so gut wie sie immer war.”
Zu einer Nervenschlacht könnte am Samstag das Qualifying im aufgrund eines neuen Asphalts womöglich etwas schnelleren Autodromo Jose Carlos Pace werden. Eine nicht unerhebliche Rolle könnte auch Felipe Massa spielen, dessen Ferrari-Vertrag am Dienstag bis 2010 verlängert worden war.
Erstmals seit 1986, als der führende Nigel Mansell seine Hoffnungen nach einem Reifenplatzer in Adelaide begraben und Alain Prost den Vortritt lassen musste, kämpft beim Finale noch ein Trio um den Titel.