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Filmmuseum zeigt Gesamtwerk von Resnais

©© Filmmuseum Wien
Er hat alles gemacht - Science-Fiction-Filme, Dokus, Komödien - und gilt als trickreicher Zauberkünstler des Kinos.

Alain Resnais sieht sich selbst jedoch mehr als Handwerker: “Ich muss immer experimentieren. Mich interessiert, ob man dies oder jenes auch im Kino zeigen kann. Ich habe kein Konzept. Ich suche immer nach etwas Neuem.” Rund zwei Monate vor seinem 86. Geburtstag zeigt das Österreichische Filmmuseum erstmals das Gesamtwerk des französischen Regisseurs in Österreich. Am Montag (7. April) startet die Retrospektive mit Resnais’ erstem Spielfilm “Hiroshima mon amour”.

Das Debüt entstand nach einem Drehbuch von Marguerite Duras und behandelt die traumatische und unmögliche Liebesgeschichte zwischen einer französischen Filmschauspielerin und einem japanischen Architekten in Hiroshima nach dem Atombombenabwurf. Der Film wurde ebenso wie “Letztes Jahr in Marienbad” (“L’annee derniere a Marienbad”) zu einem Kultfilm, für den Resnais 1961 den Goldenen Löwen in Venedig gewann. Alain Robbe-Grillet hatte für dieses surrealistische Oeuvre das Drehbuch geschrieben.

Beide Filme sind aber nicht unbedingt typisch für das Gesamtwerk des Regisseurs. Sie waren Schlüsselwerke des Aufbruchs in die Moderne um 1960 und der Pariser “Rive Gauche”-Bewegung, die zu Unrecht oft der Nouvelle Vague rund um Francois Truffaut, Eric Rohmer oder Jacques Rivette zugerechnet wurde. Resnais bewegte sich jedoch am linken Seine-Ufer, wo Leute wie Agnes Varda, Jacques Demy und Chris Marker tätig waren. Nach Varda, Demy und Marker widmet sich das Filmmuseum nun innerhalb kürzester Zeit der vierten Zentralfigur der “Rive Gauche”, der ein Hang zum Progressiven und Spielerischen sowie zur modernen Literatur zu eigen war.

In seinem Science-Fiction-Werk “Je t’aime, je t’aime” (1968) verwirrte Resnais Frankreichs Publikum und Fachpresse mit einem komplizierten Spiel mit Zeit- und Realitätsebenen. In “Provence” von 1976 konfrontierte er die Zuschauer mit dem Streben und den Fantasien eines kranken Schriftstellers. Der Regisseur drehte mit “Mon oncle d’Amerique” (1980) eine Mischung aus Tragikomödie und Wissenschaftsfilm, mit “I Want To Go Home” (1989) eine interkontinentale Comic-Maskerade und mit “Smoking / No Smoking” (1993) eine Komödie nach Alan Ayckbourn – “das Spektrum eines täuschend sanften Surrealisten”, so das Filmmuseum.

Die großen Themen Erinnerung und Tod, Verlangen und Verlust hätten sich schon früh herauskristallisiert, heißt es in der Beschreibung der Retrospektive weiter, gerade in seinen jüngsten Werken wie “On connait la chanson” (1997), “Pas sur la bouche” (2003) oder “Herzen” (Coeurs/2006), für den er den Silbernen Löwen für die Beste Regie in Venedig erhielt, falle jedoch besonders auf, wie perfekt persönlichen Meditationen als Unterhaltungsstücke getarnt seien. “Ganz nebenbei eröffnen sie uns den emotionalen Kern im Kino von Alain Resnais. Er macht im Grunde immer: verdunkelte Liebes- und Musikfilme.”

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