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Filmfestival Locarno: Depardieu, Huppert und der Sommer

Die Regenschirme mit dem schwarz-gelben Leopardenmuster sind in Locarno den gleichfärbigen Sonnenschirmen gewichen.

Der Auftakt zur zweiten Woche des Internationalen Filmfestivals wurde am Montag bei sommerlichen Temperaturen und abends mit Gerard Depardieu und Isabelle Huppert auf der Piazza Grande des malerischen Ortes begangen. Die beiden Schauspielstars stellten das Spezialprogramm zum vor acht Jahren verstorbenen französischen Regisseur Maurice Pialat vor, bevor sich der kanadische Spielfilm “Bachir Lazhar” von rund 8.000 Besuchern bei der Freiluftvorführung seinen verdienten Applaus abholte. Die Wettbewerbsfilme des Tages hatten sich zuvor etwas durchwachsen präsentiert. Der italienisch-rumänische Film “Die sieben Werke der Barmherzigkeit” (Sette opere di misericordia) von den Brüdern Gianluca und Massimiliano De Serio trägt zwar den Titel eines Gemäldes von Caravaggio, hat aber als prätentiöses Machwerk mit seinen fast wortlosen Protagonisten mit unklaren Motivationen das Publikum in Scharen aus dem Saal getrieben. Einen stärkeren Eindruck hat der argentinisch-schweizerische Beitrag “Abrir puertas y ventanas” (Back to Stay) von Milagros Mumenthaler hinterlassen, in dem drei sehr unterschiedliche Schwestern den Tod ihrer Großmutter in der gemeinsam geerbten Villa verarbeiten.

Filme kommen für “Goldenen Leoparden” nicht in Frage

Für einen Goldenen Leoparden, für den bisher vor allem der israelische Beitrag “Hashoter” (Polizisten) gehandelt wird, kommen die beiden Filme aber wohl nicht in Frage – ebenso wenig wie “Bachir Lazhar” des Kanadiers Philippe Falardeau. Auf der Piazza gibt’s zwar keine “pardi”, wie das Festivaltier im italienischsprachigen Touristenzentrum auf der Schweizer Seite des Lago Maggiore genannt wird, dafür aber fast immer eine Party. Und so wurde nicht nur der schön erzählte Film über eine Schulklasse, deren Lehrerin den Freitod wählt und einen migrantischen Ersatzlehrer erhält, sondern auch die hochkarätige Gästerunde bei ihrem Kurzauftritt frenetisch bejubelt. Depardieu lobte Maurice Pialat (“Die Sonne Satans”, 1987) dabei in Anwesenheit seiner Witwe Sylvie als einen “großen Autorenfilmer”, Huppert – die am Sonntag in Locarno gerade für ihr Lebenswerk den Excellence Award bekommen hatte – sprach von dem Filmemacher als jemandem, der immer optimistisch nach der Wahrheit gesucht habe. Das Festival zeigt heuer vier gemeinsame Filme von Pialat und Depardieu, darunter auch “Loulou” mit Huppert. Morgen, Mittwoch, läuft mit “Evolution der Gewalt” von Fritz Ofner in der Sektion “Semaine de la Critique” der einzige aktuelle österreichische Beitrag im Festival. APA

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