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Filmauftritt von Naked Lunch

In Hollywood gilt oft die Devise, dass Filmmusik dann am besten ist, wenn sie nicht auffällt.

“Ich habe diesen Satz immer für kompletten Schwachsinn gehalten”, erklärte der Sänger Oliver Welter im Gespräch mit der APA. Seine Band Naked Lunch schuf in engster Kooperation mit Regisseur Thomas Woschitz den Musik-Liebesfilm “Universalove”, der in Saarbrücken den renommierten Max-Ophüls-Preis einbrachte. Am Freitag (17. April) startet der Film regulär im Kino, teils mit Live-Musikbegleitung. Woschitz relativiert denn auch die Ablehnung der Hollywood-Regel: “Das geht auch in die Richtung, dass Film und Musik eine Einheit sein sollen – und das widerspricht unserem Konzept ja nicht.”

“Universalove” erzählt in sechs Episoden in sechs Städten dieser Welt von der Liebe – manchmal traurig, immer wieder schön, gerne ein bisschen hoffnungslos und trotzdem intensiv, romantisch und ständig in Bewegung. Zusammengehalten werden die von Woschitz inszenierten Episoden von der Musik von Naked Lunch. “Wir sind von einem Genre ausgegangen, das wir überhaupt nicht schätzen, nämlich dem klassischen Musical”, erzählte Welter. “Die musikalische Ebene sollte nicht untermalen, sondern kommentieren, sich brutal draufsetzen, sich erheben und die Handlung und die Emotion vorantreiben. Wir haben versucht, ein Musical zu machen für Leute, die Musicals nicht mögen.”

“Ich halte sehr wenig von plätschernder Hintergrundmusik”, ergänzte Woschitz. “Die Musik wird sichtbar gemacht, soll dastehen.” Interessant sei, dass er oft höre, dass in “Universalove” sehr viel Musik sei, so der Regisseur. “Dabei ist im normalen Hollywoodfilm viel mehr Musik. Bei uns ging es ums Ausloten: wann ist Pause, wann ist Musik, wann ist Originalton mit Musik.” Und was war zuerst da – die Bilder oder die Musik? “Das ist eine klassische Henne-Ei-Situation”, meinte Welter, “und im Endeffekt ist das auch wurscht. Es gab die Idee, einen Film über ein Thema zu machen, über das sich noch niemand drüber getraut hat, nämlich die Liebe – und da kennen wir von Naked Lunch uns nach den letzten beiden Alben gut aus.”

Der Episodenfilm ist ab Freitag in ganz Österreich sowohl mit musikalischer Live-Begleitung als auch als “normaler” Film zu erleben. Wie die Live-Situation in der endgültigen Form funktioniert, konnte im März bei der Diagonale in der Grazer Postgarage ausprobiert werden: “Von der Rezeption her war es dort leider mehr wie ein Konzert mit Bildern im Hintergrund”, war Woschitz nicht ganz überzeugt von der Österreich-Premiere. “Uns hat es in Graz sehr viel Spaß gemacht”, hielt Welter dagegen, “aber ich unterschreibe das natürlich, was der Thomas gesagt hat. Es ist schön zu beobachten, dass es kaum mehr Orte gibt im kulturellen Kontext, die für mehr als eine Sparte funktionieren: ein Club ist ein Club, ein Kino ist ein Kino.”

Die Landestheater wären eine reizvolle Location für eine “gleichzeitige Aufmerksamkeit”, den Auftakt der Österreich-Tour begeht man aber im Wiener Gartenbaukino. Das werde sicher sehr lustvoll, freute sich Welter auf das Live-Erlebnis. “Da habe ich das Gefühl, dass ich die Bilder beeinflussen kann, dass ich eingreifen kann, ein Teil davon bin. Ich besinge die Charaktere und sie sprechen zu mir – das ist jetzt vielleicht Pathos, aber im Bestfall empfinde ich das so.” Dass der Film trotzdem recht pathosfrei geworden sei, liege an Woschitz, streut Welter seinem langjährigen Freund Rosen. “Bei starken großen Bildern kann sich die Musik zurücknehmen. Und wenn sich das Bild zurücknimmt, erzeugt das an beiden Polen eine Dynamik.”

Woschitz selbst schaut sich seine eigenen Filme eigentlich nicht gern noch einmal an. “Aber mit Live-Aufführungen schwingt immer etwas Besonderes mit, wird es fleischlicher, greifbarer.” Ideal wäre es für ihn, wenn sich das Publikum so richtig “auf diese emotional-musikalische Weltreise einlässt – von einer Geschichte in die nächste und dabei das große Ganze sieht”. Tatsächlich ist “Universalove” ein Film, den man sich gerne anschaut, am besten mit lauter Musik und einem Gefühl zum Träumen und Abschweifen. “Das waren jetzt zwei Jahre Arbeit”, fasste Welter die Vorfreude auf den Kinostart und die Tour zusammen. “Jetzt ist es Zeit, die Ernte einzuholen.”

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