AA

Feuertaufe bestanden

(VN) Wolfram Öller präsentierte sein erstes Konzert als neuer Militär­kapellmeister.

Gut fünf Jahre nach ihrer Existenzsicherung ist die Militärmusik Vorarlberg durch die Diskussion um Wehrpflicht erneut in die Schusslinie der Politik geraten. Das war natürlich am Montag auch Thema bei der Generalversammlung des von Obmann Wolfram Baldauf geleiteten Fördervereins der Militärmusik im Cubus, der zusammen mit Landespolitikern schon damals diese Kultureinrichtung im Land vor der drohenden Auflösung bewahrt hat.

Neuer Kapellmeister

Die Militärmusik, samt Aushilfen aus Tirol und ziviler weiblicher Aufstockung an Harfe und Kontrabass in einer Stärke von 62 Musikern angetreten, lieferte im anschließenden Konzert auf beachtlichem Niveau und mit höchster Klangkultur für sich selbst das beste Argument. Es war mit dem ersten eigenständigen Programm auch die glänzend bestandene Feuertaufe für den knapp 30-jährigen neuen Bregenzer Militärkapellmeister Wolfram Öller, der dieses Amt von seinem Tiroler Interims-Vorgänger Hannes Apfolterer übernommen hatte. Öller hat in diesem knappen Jahr gute Arbeit geleistet, konnte rasch eine Basis des gemeinsamen Wollens aufbauen. Ein Temperamentbündel ist er nach wie vor nicht, seine Dirigierweise und sein Gehaben sind von bedächtiger Kontrolliertheit, ganz auf Sicherheit bedacht. Doch damit inszeniert er nicht sich selbst so wie andere, sondern lässt der Musik und den Musikern den nötigen Raum zur Entfaltung. Seine Märsche haben ein angenehmes, nie überhastetes Tempo, und auch Waldteufels Walzer „Estudiantina“ klingt nun weit eleganter und geschmeidiger als noch der Wiener Walzer beim Einstandskonzert. In einem Medley aus dem Streifen „Indiana Jones“ lässt er in einem tollen Arrangement Hollywood in Breitwand melodiös-exotisch groß aufblühen, gerät dabei aber nie in Gefahr, mit seiner riesigen Besetzung in extremer Lautstärke feine Farben und Schattierungen niederzudröhnen.

Attraktive Solisten

Dazu hat sich Öller für diesen Abend auch zwei attraktive Solisten ins Boot geholt. Man hat schon ewig im Land keinen Sänger mehr unverstärkt zusammen mit einer Blasmusik gehört. Der aus Amstetten stammende Bariton und Pädagoge Thomas Fellner, den man aus der Konzertszene im Land kennt, beweist in zwei Arien aus Mozartopern nicht nur die stimmliche Kraft, um gegen das machtvolle Gebläse im Hintergrund anzukommen, sondern zeigt dabei auch viel Spielfreude und Ausdruck. Dass in der deutlich reduzierten Besetzung bei Mozart auch die Saxophone zum Einsatz kommen, ist freilich eine Sünde wider den Geist. Und dann ist da noch der Trompeter Bartholomäus Natter im Rang eines Zugsführers aus den eigenen Reihen. Er macht derzeit das Masterstudium in Salzburg und hat zuletzt als Mitglied der „Holstuonar“ ungeahnte Popularität erlangt. Die Reise geht diesmal aber nicht „Vo Mello bis ge Schoppornou“, sondern nach Armenien, wo der Komponist Alexander Arutjunjan 1950 ein folkloristisch-virtuoses Trompetenkonzert ersonnen hat, das zum Standardwerk geworden ist. Natter gibt dem Affen Zucker, ohne jeden Respekt vor halsbrecherischen Klangkaskaden, fasziniert durch spielerische Leichtigkeit, hohe Musikalität und saubere Intonation. Der Saal tobt.

  • VIENNA.AT
  • Kultur
  • Feuertaufe bestanden
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen