Fenice-Musikdirektorin setzt zur Gegenwehr an

"Angesichts von Angriffen, die ebenso gewalttätig wie unbegründet sind, bin ich gezwungen, der Anwältin Giulia Bongiorno Vollmacht zu erteilen, damit sie die zivil- und strafrechtlichen Schritte prüft, die gegen jene einzuleiten sind, die ohne Zögern schwerste Unwahrheiten über mich verbreitet haben. Kritik ist legitim, aber wenn es zu Hetzkampagnen und sogar zu Morddrohungen kommt, ist das Maß voll", schrieb Venezi.
Anwältin sieht Venezi als Opfer von Diskriminierung
Anwältin Bongiorno beklagte, dass Venezi Opfer von Diskriminierung sei. "Wenn bestimmte Spitzenposten einer Frau anvertraut werden, kommt es zu Reaktionen - vor allem, wenn diese Frau nicht den linken Kreisen angehört", sagte die Anwältin, die unter anderem den verstorbenen Premier Giulio Andreotti in einem aufsehenerregenden Mafia-Prozess in Palermo und Vizepremier Matteo Salvini vor Gericht verteidigt hat.
Venezi gilt als enge Vertraute von Regierungschefin Giorgia Meloni und ist mehrfach bei Veranstaltungen der italienischen Rechten aufgetreten. Zudem äußerte sie sich öffentlich zu Themen wie Kultur, Identität und Erziehung. Venezi sprach sich zuletzt mehrfach gegen Genderquoten aus. Sie bevorzugt es, als "Dirigent" statt als "Dirigentin" bezeichnet zu werden. Die Regierung Meloni berief sie in verschiedene Kulturkommissionen, unter anderem als Beraterin für das Kulturministerium.
Auf der Onlineplattform Change.org wurde eine Petition zur Rücknahme von Venezis Ernennung gestartet. Zu den Unterzeichnern zählen Orchestermusiker, Mitarbeitende des Theaters und Kulturschaffende. Gefordert wird ein "transparentes, leistungsbasiertes Auswahlverfahren, bei dem die künstlerische Gemeinschaft miteinbezogen wird". Die Forderung richtet sich unter anderem an Italiens Kulturminister Alessandro Giuli, den Bürgermeister von Venedig und Präsidenten der Stiftung des Fenice-Theaters, Luigi Brugnaro, sowie an den Intendanten des Opernhauses, Nicola Colabianchi.
Offene Kritik an der Qualifikation der Dirigentin
Die Unterzeichner fordern, dass die offene Kritik durch Mitglieder des Orchesters anerkannt wird. Diese äußern gravierende fachliche Einwände gegen Venezi. Die Dirigentin sei nicht auf dem Niveau früherer Musikdirektoren des venezianischen Opernhauses, die über langjährige Erfahrung verfügten. Sie habe bisher weder eine Oper noch ein Konzert aus dem Spielplan von La Fenice dirigiert.
Bemängelt wird außerdem, dass Venezis Ernennung ohne Rücksprache mit Orchester, Chor und Mitarbeitenden erfolgte und lediglich durch eine Pressemitteilung bekannt gegeben wurde. 300 Beschäftigte wehren sich gegen die Entscheidung. Sie drohen mit Streiks, Protestkundgebungen, Sitzblockaden sowie öffentlichen Aktionen in Venedig und darüber hinaus.
(APA)