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Feldkircher Literaturtage 2019: heimat denken

Fragen wir, was Menschen unter Heimat verstehen, bekommen wir die unterschiedlichsten Antworten. Dennoch vermag allein das Wort „Heimat“ Gefühle zu wecken, zu polarisieren und jene auszugrenzen, die ihrer scheinbar verlustig gegangen sind.

Die Feldkircher Literaturtage sollen ein Versuch sein, den vielbelasteten Heimatbegriff zu demontieren, aus verschiedenen Blickwinkeln zu beschreiben und neu zu deuten.
Braucht der Mensch überhaupt eine Heimat? Der Begriff taucht immer dann besonders vehement auf, wenn wir weit entfernt sind von unserem Sehnsuchtsort. Wann und wo verorten wir Heimat? Ist Heimat eine Utopie? Diesen Fragen wollen KünstlerInnen, eine Literaturwissenschaftlerin und ein Kulturwissenschaftler auf den Grund gehen – die Antworten sind zu komplex und subjektiv als dass sie politisch instrumentalisiert werden dürfen. Eine unaufgeregte Debatte darüber tut Not.

Marie-Rose Rodewald-Cerha

 

Donnerstag, 9. Mai 2019, 20.15 Uhr, Theater am Saumarkt

Daniela Strigl, Der Heimatdichter und das Unheimliche, Vortrag

Zu Peter Rosegger und Theodor Kramer

Peter Rosegger gilt vielen als der Heimatdichter schlechthin, sein Verhältnis zu seiner bäuerlichen Herkunft war aber gespalten wie seine politische Haltung gegenüber den Deutschnationalen. Theodor Kramer war Jude, Sozialist und Emigrant und hat sich doch als “verwurzelt” und “bodenständig” verstanden. Über das Unheimliche am Heimatbegriff.

Daniela Strigl, geboren 1964 in Wien. Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin (F.A.Z., Der Standard u.a.). 2005 Scholar in Residence an der Rutgers University, NJ,  seit 2007 am Institut für Germanistik der Universität Wien. 2018 Habilitation. Gehörte u.a. der Jury des Ingeborg Bachmann Preises, des Deutschen Buchpreises sowie des Preises der Leipziger Buchmesse an. Österreichischer Staatspreis für Literaturkritik 2001, Max Kade Essaypreis 2007, Alfred Kerr Preis 2013. Berliner Preis für Literaturkritik 2015. Zuletzt: „Berühmtsein ist nichts“. Marie von Ebner-Eschenbach. Eine Biographie (2016); Alles muss man selber machen. Biographie. Kritik. Essay (2018); Peter Rosegger: Ausgewählte Werke in Einzelbänden. (Mithg., 2018).

 

Petra Piuk, Toni und Moni oder: Anleitung zum Heimatroman, Lesung
Im Rahmen einer Gebrauchsanweisung entwirft Petra Piuk die provinzielle Antiidylle und zerstört Stück für Stück den Schein einer heilen Welt. Bitterböse und zugleich höchst unterhaltsam führt sie den Heimatroman ad absurdum und hebelt alle Regeln des klassischen Erzählens aus.

Petra Piuk, geboren 1975 in Güssing, Burgenland, lebt in Wien. Absolventin der Leondinger Akademie für Literatur. Ihr Debütroman „Lucy fliegt“ wurde mit der Buchprämie der Stadt Wien ausgezeichnet. Einladung zum Floriana Literaturwettbewerb. 2016 Literaturpreis des Landes Burgenland. Für ihren zweiten Roman „Toni und Moni oder: Anleitung zum Heimatroman” erhielt sie den erstmals verliehenen Wortmeldungen-Literaturpreis der Crespo Foundation 2018. Finalistin beim Alpha Literaturpreis 2018.

Im Anschluss an die Lesungen Gespräch zwischen Autorinnen und Publikum.

Fr. 10. Mai 2019, 20.15 Uhr, Theater am Saumarkt

Felix Mitterer, Mein Lebenslauf, Lesung

Felix Mitterers Stücke zählen zu den meistgespielten in Österreich. Er bezeichnet sich selbst als Volksautor und Heimatdichter, steht mit seinen Dramen in dialektaler Kunstsprache formal wie inhaltlich in der Tradition des Volksstücks. Die Themen kreisen um die soziale Isolation von Außenseitern, das Eindringen des Faschismus in das dörfliche Leben in Tirol („Kein schöner Land”, 1987) oder das Verhältnis von Deutschen und Österreichern am Beispiel des Tourismus in Tirol in der berühmten Satire „Die Piefke-Saga“.  Zum 70. Geburtstag erschien 2018 seine Biographie.

Felix Mitterer, geboren 1948 in Achenkirch, Tirol. Dramatiker, Hörspiel- und Drehbuchautor, Erzähler, Schauspieler. Schreibt seit den 60er Jahren. Ab 1970/71 Veröffentlichungen  seiner Arbeiten im Rundfunk und in Zeitschriften, seit 1977 freiberuflicher Schriftsteller. Lebte von 1995 bis 2010 in Irland. Lebt heute auf einem Bauernhof im Weinviertel. Bisher rund 40 Theaterstücke, zahlreiche Hörspiele, Kinderbücher („Superhenne Hanna“) und Drehbücher u.a. für den „Tatort”. Zahlreiche Auszeichnungen u.a. das Ehrenzeichen des Landes Tirol oder das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

Theodora Bauer, Chikago, Lesung

Feri und Katica leben Anfang der zwanziger Jahre in einem Gebiet des Aufruhrs und des Umbruchs und vor allem der Armut: an der noch jungen ungarisch-österreichischen Grenze. Die große Hoffnung heißt „Amerika“, vor allem für Feri, der die schwangere Katica mitnehmen will. Ein Unglück und das beherzte Eingreifen von Katicas Schwester Anica lassen die Auswanderungspläne zur Flucht werden.

Theodora Bauer, geboren 1990 in Wien, lebt im Burgenland, studiert Publizistik und Philosophie in Wien. Publikationen in Anthologien sowie im Radio. Außerdem Essays z.B. „Così fanno i filosofi“ (über zwei der bekanntesten Mozart-Opern) sowie Theaterstücke z.B. das preisgekrönte „papier.waren.pospischil“ (Verlag Schultz & Schirm). Im Picus Verlag erschien 2014 ihr erster Roman „Das Fell der Tante Meri“, 2017 folgte „Chikago“, das den zweiten Platz beim Burgenländischen Buchpreis 2018 gewann, Finalistin für den Literaturpreis Alpha 2018. www.theodorabauer.at

Anschließend Gespräch mit beiden AutorInnen und Daniela Strigl

Samstag, 11. Mai 2019, 19,30 Uhr, Theater am Saumarkt

Ijoma Mangold, Das deutsche Krokodil. Meine Geschichte, Lesung
Ijoma Alexander Mangold  hat dunkle Haut, dunkle Locken. In den siebziger Jahren wächst er in Heidelberg auf. Seine Mutter stammt aus Schlesien, sein Vater war aus Nigeria nach Deutschland gekommen, um sich zum Facharzt für Kinderchirurgie ausbilden zu lassen. Weil es so verabredet war, geht er bald nach Afrika zurück und gründet dort eine neue Familie. Erst zweiundzwanzig Jahre später meldet er sich wieder und bringt Unruhe in die Verhältnisse.
Ijoma Mangold, heute einer der prominentesten Literaturkritiker, erinnert sich an seine Kindheits- und Jugendjahre. Wie wuchs man als „Mischlingskind“  und „Mulatte“ in der Bundesrepublik auf?

Ijoma Mangold, geboren 1971 in Heidelberg, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in München und Bologna. Nach Stationen bei der „Berliner Zeitung“ und der „Süddeutschen Zeitung“ wechselte er 2009 zur Wochenzeitung „Die Zeit“, deren Literaturchef er von 2013 bis 2018 war. Inzwischen ist er kulturpolitischer Korrespondent der Zeitung. Zusammen mit Amelie Fried moderierte er die ZDF-Sendung „Die Vorleser“. Außerdem gehört er zum Kritiker-Quartett der Sendung „lesenswert“ des SWR-Fernsehens. Mangold lebt in Berlin.

Reinhard Johler, Heimat-Haben. Einige Überlegungen zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Heimat

Anschließend Podiumsdiskussion: Petra Piuk, Ijoma Mangold, Theodora Bauer
Moderation: Reinhard Johler

Reinhard Johler, geboren 1960 in Alberschwende/Vbg./Österreich, Studium in Wien, Mailand und Cambridge, seit 2002 Professor am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen, seit 2008 Leitung des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde.

Forschungsschwerpunkte: Migration, kulturelle Vielfalt, kulturelles Erbe, Europa Heimat u.a. im Bregenzerwald

 
Begleitprogramm:

Dienstag, 7. Mai 2019, 19.00 Uhr, Villa Müller, Feldkirch
Literarischer Salon in der Villa Müller
Ijoma Mangold, Das deutsche Krokodil. Eine Geschichte über das Erinnern und Verdrängen, Rowohlt 2017
Eingeladen sind alle an Literatur interessierten Menschen. Wer Zeit und Lust hat, „Das deutsche Krokodil” von Ijoma Mangold zu lesen, hat am Dienstag, dem 7. Mai 2019 um 19.00 Uhr Gelegenheit, in einer ungezwungenen Runde bei Wein und Gebäck darüber zu diskutieren oder ihre/seine Leseerfahrungen mitzuteilen.

Wer denkt, dass Lesen mehr sein kann als ein einsames Geschäft, der ist richtig bei uns. Wir freuen uns auf jede und jeden – und wäre es auch nur zum Zuhören.

Ort: Villa Müller, Weinberggasse 10, 6800 Feldkirch, veranstaltet von Kulturkreis Feldkirch – Theater am Saumarkt. Um Voranmeldung wird gebeten: office@saumarkt.at

Samstag, 11. Mai 2019, 11.00 Uhr, Raiffeisenplatz, Feldkirch
Teehaus
Kunstaktion von Pao Kitsch & Lesung von AutorInnen der Literatur Vorarlberg
Eine Zusammenarbeit von Theater am Saumarkt mit POTENTIALe Feldkirch und Literatur Vorarlberg!

 

Ausstellung

Nadine Hirschauer, heimaten

„Nadine Hirschauers Umgang mit Räumen und Orten, ihren Geschichten und Kontexten, fokussiert auf die Menschen, die in ihnen leben und sie gestalten. Dem künstlerischen Werk wohnt eine Sensibilität und Intensität inne, die unerschrocken Themen unserer Zeit aufgreift. Die Künstlerin entwickelt eine Kraft der leisen Irritation, die von einem Optimismus im Alltäglichen kündet, den Dialog sucht und den Blick öffnet.“ Sina Wagner

Nadine Hirschauer, geboren 1990 in Feldkirch, wo sie heute lebt und arbeitet. 2008–13 studierte sie Landschaftsdesign sowie 2013–15 Landschaftskunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien, Abschluss mit Auszeichnung. 2012 Gaststudentin der Kunming University for Art & Design in China. 2013 Praktikum bei WES LandschaftsArchitektur in Hamburg. 2017 Arbeitsstipendium der Fundación BilbaoArte in Bilbao, Spanien. www.nadinehirschauer.com

Besichtigung während der Veranstaltungen bis 30. Juni 2019

Eintritt: Euro 8.- / Euro 6.-
Freier Eintritt bis 20 Jahre
Festivalpass: Euro 20.-

Quelle: Theater am Saumarkt

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