Bei elf von 127 Messstellen für den PM10-Feinstaub wurde der Jahresgrenzwert überschritten, so der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) am Freitag. Der VCÖ wies darauf hin, dass Feinstaub umso gesundheitsschädlicher ist, je kleiner die Partikel sind – und hier ist das Messnetz mangelhaft.
Häufige Überschreitungen in Wien
Der stärksten gesundheitsgefährdenden Feinstaubbelastung war die Grazer Bevölkerung ausgesetzt, die häufigsten Überschreitungen gab es in Wien, weitere Überschreitungen gab es in Leibnitz (Steiermark) und in Linz. An der Grazer Messstelle Petersgasse und an der Messstelle Graz Don Bosco wurde nach vorläufigen Daten des Umweltbundesamts an 37 Tagen der Tagesgrenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft überschritten. “Damit wurde der in Österreich erlaubte Grenzwert von 25 Tagen deutlich überschritten”, so VCÖ-Expertin Urbanek. Auch der EU-Grenzwert mit 35 Tagen wurde in Graz überschritten.
Feinstaub hat drei Hauptverursacher
Grobkörniger Feinstaub PM10 (Partikel in Mikrogramm bis zu zehn Millionstel Meter Größe pro Kubikmeter) hat laut VCÖ drei Hauptverursacher: Verkehr, Industrie und Hausbrand (Heizungen). Im Verkehrsbereich seien die Abgase von Dieselfahrzeugen ohne Filter regelrechte Feinstaubschleudern. Und diese enthalten auch besonders viele gesundheitsschädliche Kleinstpartikel. Im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung sollten daher alte Lkw ohne Partikelfilter nicht mehr in Städte und in belastete Gebiete einfahren dürfen. Die in Teilen Österreichs bestehenden Fahrverbote für sehr alte Lkw (Euro 0 und Euro 1) sollten daher auf alle Lkw ohne Partikelfilter ausgedehnt werden, lauteten die Forderungen.
VCÖ fordert Maßnahmen
Dass 2014 trotz günstiger Wetterbedingungen weiterhin der Jahresgrenzwert elfmal überschritten wurde, ist für den VCÖ auch erneut Anlass, verstärkte Maßnahmen gegen die besonders gesundheitsschädlichen Kleinstpartikel zu fordern. Hier herrsche noch Aufholbedarf: So gibt es nur 30 Messstellen für die kleineren Partikel PM 2,5 und nur eine Messstelle für PM1 (in Illmitz). Diese Kleinstpartikel von weniger als 2,5 Mikrometern bergen jedoch enorme Gesundheitsgefahren: Sie können nicht nur in Lungen und Blutkreislauf eindringen – Studien berichten auch von einer Schädigung der Hirngefäße und der Intelligenz- sowie von Gedächtnisdefiziten bei Kinder.
Werte sind in den letzten Jahren gesunken
Insgesamt ist die Entwicklung beim Feinstaub rückläufig: Im Jahr 2013 war bei 14 Messstellen der Wert zu hoch, im Jahr 2012 bei 20 Messstationen und im Jahr 2011 sogar bei 76 Messstationen. Trotzdem hat die EU-Kommission im November 2014 Österreich erneut wegen der Überschreitung der Feinstaubbelastung gemahnt. Und Studien zeigen, dass Feinstaub bereits in Mengen, die unter dem Grenzwert liegen, sehr gesundheitsschädlich ist, vor einem Jahr etwa in einer durch das Münchner Helmholtz Zentrum vorgestellten Untersuchung.
Grenzwerte wurden überschritten
Bei folgenden Messstellen wurde der PM10-Feinstaub-Jahresgrenzwert überschritten (Tage im Jahr 2014 mit Tagesmittelwert von mehr als 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft – in Klammer Jahr 2013 – Erlaubter Jahresgrenzwert: 25 Tage; von der EU erlaubter Jahresgrenzwert: 35 Tage) -Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2015:
Graz Ost Petersgasse: 37 Tage (45 Tage)
Graz Don Bosco: 37 Tage (44 Tage)
Wien Stadlau: 33 Tage (25 Tage)
Leibnitz Lastenstraße: 32 Tage (35 Tage)
Graz Süd Tiergartenweg: 30 Tage (31 Tage)
Wien Kaiser-Ebersdorf: 30 Tage (19 Tage)
Wien Laaer Berg: 28 Tage (27 Tage)
Wien Taborstraße: 27 Tage (28 Tage)
Linz Römerberg B139: 27 Tage (33 Tage)
Wien Floridsdorf: 27 Tage (27 Tage)
Wien Wehlistraße/Südosttangente: 27 Tage (kein Vergleichswert)
(APA)