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Faustlos schon im Kindergarten

Seit 2003 wird das Anti - Aggressionstraining „Faustlos“ in den Wiener Kindergärten abgehalten.

„Faustlos“ ist ein Programm, das von einem Team aus PädagogInnen, PsychologInnen und MedizinerInnen speziell für Kinder entwickelt wurde. Ziel dieses Programms ist, Kindern allgemeine soziale Verhaltensmuster zu lernen und gegen Gewalt vorzubeugen. „Faustlos“ ist die deutsche Version des in Amerika entwickelten Gewaltpräventionsprogramm „Second Step“. Entwickelt wurde die Deutschfassung von Prof. Dr. Manfred Cierpka. Im Heidelberger Präventionszentrum (HPZ) werden Lehrerinnen und Erzieherinnen ausgebildet, um „Faustlos“ den Kindern vermitteln zu können. KindergartenpädagogInnen, wie Gabriele Zapletal, die Pädagogin im Kindergarten in der Jungstraße 1 im 2. Bezirk ist,halten einmal pro Woche das Gewaltpräventionsprogramm in den Kindergärten ab.

 

Vorgegangen wird nach den Büchern zu „Faustlos“, die in Lektionen unterteilt sind. Schwerpunkte bilden die Bereiche Empathieförderung, Impulskontrolle und der Umgang mit Wut und Ärger. Neben den Büchern ist der „Faustlos Koffer“ ein wichtiger Bestandteil des Programms. In ihm befinden sich zwei Handpuppen. Mit ihnen beginnt „Faustlos“. Der Hund „Wilder Willi“ schlägt gerne zu, während der Schneck „Ruhiger Schneck” lieber redet wenn er sich ärgert und dem Wilden Willi eine Beruhigungstechnik zeigt, damit dieser sich abreagiert. Auch die Kinder wenden diese Beruhigungstechnik an, indem sie tief durchatmen – eine Einleitung zu den jeweiligen Lektionen des Programms. Wichtig ist auch, dass diese Handpuppen nur während der “Faustlos“ Lektion aus dem Koffer geholt werden. Spielen dürfen die Kinder damit nicht.

Nachdem Gabriele Zapletal mit dem Puppen eine Situation vorgespielt hat, in der sich der Wilde Willi geärgert hat und der Ruhige Schneck versucht hat ihn zu beruhigen, wird den Kindern, ein Bild gezeigt, auf dem eine Situation aus ihrem Kindergartenalltag dargestellt ist. Zum Beispiel ist ein Kind abgebildet, das Xylophon spielt. Ein anderes Kind sitzt daneben und aus seinem Gesichtsausdruck ist zu erkennen, dass es auch gerne mit dem Instrument spielen würde.

Die Kinder werden gefragt, was das Problem ist und erklären die Situation, die auf dem Bild abgebildet ist. Dadurch wird das Empathievermögen gefördert.

Gabriele Zapletal fragt nach möglichen Lösungsvorschlägen für diese Situation. Die Kinder zählen sofort Möglichkeiten auf, um dieses Problem zu lösen. Spontan wird vorgeschlagen, dass das Kind, das auch gerne Xylophon spielen würde, warten soll und in der Zwischenzeit etwas anderes spielen könnte, in den Garten gehen, oder einfach fragen könnte, ob es mitspielen darf.

Nach diesen Lösungsideen, bringt die Pädagogin ein ähnliches Beispiel einer Problemsituation, indem sie die Kinder ihrer Gruppe mit einbezieht, damit die Kinder die Lösungsvorschläge in ihrem Alltag anwenden können. Am Schluss werden die beiden Lösungswege zu dem Problem, wenn zwei Kinder gleichzeitig mit dem selben Spielzeug spielen wollen noch einmal wiederholt. „Lass uns abwechseln, spiel inzwischen mit etwas anderen, ich warte.“ Die wichtigste „Faustlos“ Regel ist: „Zuhören und miteinander Sprechen.“ Und diese Regel haben sich die Kinder sehr gut eingeprägt, denn wenn es im Kindergartenalltag zu kleinen Auseinandersetzungen kommt, erinnern sie sich an die Faustlosregel und der Konflikt wird durch Sprache und nicht durch Schläge gelöst.

Was meinen Sie? Glauben Sie, dass “Faustlos” die Gewaltbereitschaft unter Kindern/Jugendlichen verringert?

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