AA

Faule Osteuropa-Kredite: Das Schlimmste kommt noch

Das Rezessionsjahr 2009 war für die Banken in Mittel- und Osteuropa kein Zuckerschlecken - steigende Arbeitslosigkeit und starke Wechselkursschwankungen ließen den Anteil uneinbringlicher Kredite in die Höhe schnellen.

Der Höhepunkt dieser Entwicklung sei aber nach Ansicht der meisten Bankmanager in einigen Ländern noch nicht erreicht, heißt es im aktuellen “CEE Banking Sector Report” von Raiffeisen, der heute, Dienstag, veröffentlicht wurde.

Die Wirtschaftsleistung dürfte in einigen Ländern stagnieren oder sogar schrumpfen, was zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit und bestenfalls leicht steigenden Reallöhnen führen würde, heißt es in der Analyse.

Eine besonders unglückliche Hand bei der Kreditvergabe hatte dabei die in Ost- und Südosteuropa tätige Hypo Group Alpe Adria, deren Außenstände Ende 2009 zu fast einem Viertel uneinbringlich waren. Bei der Volksbank International schoss der Anteil der Non-performing Loans (NPL) von 2,8 Prozent im 1. Quartal 2009 innerhalb eines Jahres auf 20 Prozent in die Höhe, so die Studie. Die VBI kann diese Zahl “überhaupt nicht nachvollziehen”, wie Vorstandschef Friedhelm Boschert auf APA-Anfrage meinte. Im ersten Quartal 2010 habe die NPL-Quote 9,9 Prozent betragen.

Nicht ganz so düster sieht laut Report es bei Raiffeisen International aus, wo man zumindest vorerst fast jeden zehnten Kredit (9,8 Prozent) in den Wind schreiben muss. Etwas besser steht die Erste Group (8,6 Prozent NPL in Q1 2010) da und bei UniCredit sind es 4,3 Prozent, wie die Raiffeisen-Analysten auf Grundlage von Berichten der Bank Austria und Pekao errechnet haben.

Längerfristig betrachtet machen sich die CEE-Banker aber keine Sorgen, da der Bankensektor in der Region noch relativ unterentwickelt ist. Die Bilanzsummen der Banken im Osten gemessen am BIP betragen nur etwa ein Drittel des Wertes in der Eurozone. Das an Nichtbanken vergebenen Kreditvolumen ist nicht einmal halb so groß wie in der Eurozone. Der Abstand Südosteuropas zu Zentraleuropa entspricht ungefähr jenem zwischen CEE und Westeuropa.

Dass die ausländischen Banken ihr Engagement im Osten bekräftigt haben, hat nach Ansicht der Raiffeisen-Analysten entscheidend zur wirtschaftlichen Stabilisierung in Mittel-Osteuropa beigetragen und möglicherweise eine viel schlimmere Entwicklung verhindert.

Dennoch sank die reale Wirtschaftsleistung in der Region 2009 um 5,9 Prozent (nominell sogar um 18 Prozent). Das Kreditvolumen ging im Vorjahr um 1,8 Prozent auf 962,2 Mrd. Euro zurück, die Bilanzsummen legten sogar um 0,7 Prozent leicht zu, auf 1.657 Mrd. Euro.

Die Zusammensetzung der führenden Fünfer-Gruppe am CEE-Bankenmarkt hat sich durch die Krise nicht geändert. Platzhirsch ist die UniCredit/Bank Austria mit konsolidierten Aktiva von 107,6 Mrd. Euro, die Erste Group stieß mit 79,1 Mrd. Euro auf Platz zwei vor, Raiffeisen International kam 2009 auf 75,2 Mrd. Euro, die französische Societe Generale auf 65,2 Mrd. Euro und die belgische KBC-Gruppe auf 64,9 Mrd. Euro.

Für heuer und 2011 rechnet die Studie mit einem moderaten Wachstum der Bankenaktiva.

  • VIENNA.AT
  • Wirtschaft
  • Faule Osteuropa-Kredite: Das Schlimmste kommt noch
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen