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Faszinierendes Zeitprotokoll

Feldkirch - Licht, Farbe, Musik – und Staub werden in der Johanniterkirche zum Erlebnis.

Es war nach einem längeren Auslands­aufenthalt, als die Liechtensteiner Künstlerin Brigitte Hasler wieder zurück in ihr Atelier kam. Dort hatte sich inzwischen der Staub der Oberflächen bemächtigt. Von Gegenständen befreit, ergaben sich zwischen staubfreien und staubigen Partien wunderbar zufällige, abstrakte Kompositionen, die die Künstlerin mit der Kamera festgehalten hat.

Prozesshaft

Diese vor einigen Jahren entstandenen Schwarz-Weiß-Fotografien bilden die Basis für die variantenreiche, in immer neuen Serien und Medien durchgespielte, prozesshaft-experimentelle Beschäftigung von Brigitte Hasler mit dem Thema Staub. Die aktuell in der Feldkircher Johanniterkirche zu sehende Installation „Staub“ bildet nun den vorläufigen Abschluss. Dabei werden zwei Videos mit Staubbildern auf die Ausgrabungsfläche des Kirchenbodens projiziert. Kongenial unterlegt von der Komposition „Lux aeterna“ von György Ligeti, als 16-stimmiger Chor ohne instrumentale Unterstützung, überlagern sich die beiden Projektionen als grünliches Feld und als lila Fläche in unterschiedlichen Sequenzen. Diese Bewegung, der Wandel der Bilder, die Übergänge und der Fluss interessieren Brigitte Hasler.

Protokoll der Zeit

Wie der Staub durch den Raum wirbelt und sich irgendwann festsetzt, Symbol für Zersetzung und Entstehung in einem ist, geht es auch in den Bildern um den Gegenstand und seine Auflösung. Für Brigitte Hasler ist Staub „ein Protokoll der Zeit“, ein Geschichtsspeicher. Verdichtet, sedimentiert, lagert sich in den Schichten Zeit ab, schließt sich Erinnerung ein. Teil der Materie, aus der wir sind und zu der wir werden, Sternenstaub oder ganz banaler Dreck? Das gewöhnlichste und zugleich feinste aller Dinge, der Staub, wird zur Metapher. Der Staub zeichnet aber auch einfach wunderschöne Bilder auf den Kirchenboden, öffnet schwarze Löcher und macht das Unsichtbare sichtbar, entwirft diffuse Landschaften, erodiert und lässt im Vergehen Neues entstehen. Neues, für das der Kirchenraum, als Ort der Präsentation, einen mehr als sinnfälligen Hintergrund bildet. Begleitet wird die Installation von einer aufwendig gestalteten, zweiteiligen Grafikmappe der Künstlerin mit Texten und Pigmentdrucken.

Die Ausstellung wird heute Abend um 18.30 Uhr in der Johanniterkirche in Feldkirch eröffnet. Zu sehen ist sie bis 23. Dezember, Di bis Fr, 10 bis 12 und 13 bis 18 Uhr, Sa, 10 bis 16 Uhr.

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