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Fasching pur

Sie kommt langsam auf Touren, die närrische Zeit. Viel Spaß hatten die Besucher beim Ball der Altenstädter Fasnatzunft in Feldkirch.

Fasnat, Fasching, Karneval oder was . . .?

Aber heuer hat man ja damit keine Eile, die Fasnat dauert außergewöhnlich lang, Aschermittwoch ist erst am 5. März, eine längere Fasnat als heuer gibt es erst wieder 2011.

Mit der Fasnatlänge nichts zu tun hat der Umstand, dass es heuer keinen Narrentag gab. Erstmals seit mehr als 20 Jahren ist diese traditionelle Auftaktveranstaltung, bei der sich das ganze Land zum ersten Umzug traf, ausgefallen, weil sich kein Veranstalter dafür fand.

Ist das Ländle fasnatmüde geworden? – Kaum, denn die “Narrentag-Ersatzveranstaltung” in Fußach, wo vor einer Woche der erste Großumzug durch die Straßen zog, widerlegt diese Befürchtung ganz klar: Die Narren sind sehr wohl gerüstet. Ursprünglich war die “Fastnacht” – wie der Name sagt – die Nacht vor dem Fasten, der am Aschermittwoch beginnenden 40-tägigen Fastenzeit. Da wurde noch einmal ausgiebig gefeiert. So wie am 11. 11., dem Tag vor der adventlichen Fastenzeit, eben den 40 Tagen vom 12. November bis Weihnachten.

Mit einer Nacht des ausgelassenen Feierns begnügt man sich schon lange nicht mehr. Aus der “Fastnacht” wurde die “Fasnat”, die am 11. 11. eingeläutet und am Dreikönigstag offiziell gestartet wird. Auch dort, wo man sich sonst noch den alemannischen Traditionen verpflichtet sieht.


Närrische Mischung

Die “Gralshüter” der Fasnat, die schon beim Wort Fasching oder Karneval die Nase rümpfen, werden mehr und mehr zur aussterbenden Rasse. Auch im Oberland, wo man mit alemannischer Fasnat dem “rheinischen Karneval” noch am längsten und auffallendsten getrotzt hat, konnte man sich den Trends nicht entziehen.

Die närrische Mischung mit traditionellen Elementen wie das Bratenstehlen am Gumpigen Donnerstag und das Anschwärzen am darauffolgenden Freitag oder das Schaanerried-Fahren und die Gealdbittelwäsch in Bregenz ist längst landesweit von rheinischen Gepflogenheiten infiziert. Prinzen, Garden, Schalmeien oder Guggamusig gibt es seit fast 50 Jahren auch bei uns.

Begonnen hat das mit den “Klassikern” der frühen Fernsehzeit, als die Übertragung des Mainzer Karnevals oder des Kölner Rosenmontagszugs noch Straßenfeger waren und auch Vorarlbergs Närrinnen und Narren in ihren Bann zogen. Man hat diese Elemente “importiert” und auch die Basler Fasnat hat “abgefärbt”.


Heimisches Brauchtum?

Und wo bleibt bei allem närrischen Import noch Platz für heimisches Brauchtum? Es ist nicht ganz untergegangen im schrillen Lärm der Guggamusigen.

Regionale Elemente haben sehr wohl ihren Platz. Da gibt es beispielsweise die Zunft der Feldkircher Spältabürger. Früher waren das Feldkircher Bürger, die ein Holzlos besaßen. Und dass die Feldkircher keinen Prinzen, sondern einen Grafen an der Spitze haben, versteht sich fast von selbst.

In Klaus nennt sich die 1966 gegründete “Vereinigung der Ortsvereine zur Organisation von Faschingsveranstaltungen” – no, na, ned – “Klushundzunft” und die Hörbranzer erinnern als Raubritter an die frühere Zeit, als tatsächlich finstere Gesellen in dieser Gegend ihr Unwesen trieben.


Schollenstechen

Mit großem Eifer haben sich die Narren in Lauterach dafür eingesetzt, die Tradition des Schollenstechens närrisch zu bewahren.

Sie lassen es dabei nicht nur beim Namen (Luteracher Schollesteachar) bewenden, sondern führen eine originalgetreue Nachbildung des letzten Schollenstands seit Anfang an auf ihrem Zunftwagen mit.

Jetzt haben sie für den neuen Wagen tief in die Taschen gegriffen und haben zusätzlich auch Fotos des Schollenlochs zu großflächigen Postern machen lassen, die den Wagen schmücken.

Vielleicht bald das letzte Dokument für das Schollenstechen, das Lauterach bekannt machte und für viele Bürger finanzielle Existenz bedeutete. Wenn die Zunft das letzte Schollenloch aufgibt, dann wächst buchstäblich Gras darüber . . . Der letzte Schollenstand wird von Lauterachs Narren hochgehalten und präsentiert.


In Höchst erste Entmachtung


Zu den närrischen Gepflogenheiten der Ländle-Fasnat zählen landauf, landab die Entmachtungen der Stadt- und Gemeindeväter. Meist geschieht dies am Gumpigen Donnerstag, am Fasnatsamstag oder am Rosenmontag.

Eine Ausnahme bildet dabei die Höchster Narrenzunft, die ihren Bürgermeister seit jeher am letzten Jänner-Sonntag in die Wüste schickt. Die Schlüsselübergabe fand gestern auf dem Kirchplatz statt und ist traditioneller Vorbote des Zunftballs am 1. Februar.

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