Knapp die Hälfte von fast 200 Patienten wurde inzwischen befragt – wieder zeigten sich beim Prozess gegen den Arzt in einigen Fällen deutliche Unterschiede punkto tatsächlich erfolgter und abgerechneter Behandlungsgespräche.
Zeuge belastet Angeklagten
Besonders eklatant wurde es im Fall eines 48-jährigen Mannes, der im Zeugenstand angab, lediglich ein Erstgespräch mit dem Arzt geführt zu haben und anschließend gar keines mehr. Laut dem Vertreter der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) wurden allerdings 243 Gespräche abgerechnet.
Im Laufe der Verhandlung sagten zahlreiche Patienten aus, sie hätten nur einige Male pro Jahr mit dem 68-Jährigen gesprochen – dieser hatte jedoch mitunter dreistellige Konsultationszahlen angegeben.
Arzt verursachte 700.000 Euro Schaden
Der Schaden beträgt laut Staatsanwaltschaft mehr als 700.000 Euro. Der Angeklagte hatte sich bereits am ersten Verhandlungstag teilweise schuldig bekannt. Es seien “Malversationen passiert”, jedoch bei weitem nicht in dieser Höhe. Bei Hunderten Patienten soll der Arzt über deren E-Cards Behandlungen vorgegeben haben, die – zumindest laut Überprüfungen der Behörden – niemals stattgefunden haben dürften.
Ein Großteil suchte den Mediziner zum Zweck einer Drogen-Substitutionstherapie auf, im Rahmen derer sie ein bis mehrere Male pro Monat Rezepte abholten. Der Arzt war vor knapp eineinhalb Jahren den Behörden aufgefallen.
Mediziner versorgte Drogen-Szene
Es wurde bekannt, dass er die Drogen-Szene mit Medikamenten versorgt haben dürfte, indem er Rezepte für psychotrope Stoffe an Nichtberechtigte weitergab. Im Zuge der umfangreichen Ermittlungen kamen dann auch die Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung mit der WGKK zutage.
Ärzten in seiner Umgebung war nach dem Einschreiten der Behörden zunächst aufgefallen, dass plötzlich zahlreiche Drogenpatienten auftauchten, die neue betreuende Ärzte für die Substitutionstherapie benötigten. Zum Teil waren ihnen zuvor offenbar auffällig hohe Dosierungen an Beruhigungsmitteln zusätzlich zu den Opiaten verschrieben worden.
Prozess erneut vertagt
Richter Harald Craigher, der Vorsitzende des Schöffensenats, setzte die Verhandlung am Montagnachmittag mit weiteren Befragungen fort. Da jedoch Beweisanträge gestellt wurden und Dutzende aufgerufene Zeugen nicht erschienen waren, war vorerst kein Urteil gegen den Arzt zu erwarten.
Der Prozess ist schließlich erneut vertagt worden. Richter Harald Craigher hat mit 17. und 24. Februar 2014 zwei neue Verhandlungstermine (jeweils 9.00 Uhr, Saal 307) angesetzt. Es sollen weitere Patienten des Angeklagten einvernommen sowie ein Sachverständiger befragt werden.
(apa/red)