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Fall Natascha Kampusch vor Lösung

"Der Fall Natascha Kampusch könnte glücklich zu Ende gegangen sein." Mit diesen Worten begann am Mittwochabend eine Pressekonferenz zu einem Kriminalfall, dessen Lösung nach acht Jahren nicht mehr für möglich gehalten worden war. Chronik

Doch genau das könnte Realität sein: Kurz nach 13.00 Uhr wurde – aller Wahrscheinlichkeit nach – die vor acht Jahren verschwundene Natascha Kampusch im Bezirk Gänserndorf wieder gefunden. Ein 44-jähriger Nachrichtentechniker dürfte sie entführt und gefangen gehalten haben, so der vorläufige Ermittlungsstand.

Haidinger zufolge wurde um 13.04 Uhr ein Funkwagen alarmiert, der zu einem Haus in Strasshof (Bezirk Gänserndorf) fahren sollte. Dort habe sich eine junge Frau befunden, die behauptete, sie sei Natascha Kampusch und gerade aus einem Versteck im Keller eines Hauses entkommen, wo sie acht Jahre festgehalten worden war. Die zu dem Fall eingerichtete Sonderkommission wurde ebenfalls nach Niederösterreich gerufen: „Es wurde wahrscheinlicher und wahrscheinlicher, dass es sich um Natascha Kampusch handelt.“

„Zu 100 Prozent können wir das nicht sagen, ob es sich um Natascha Kampusch handelt“, sagte Haidinger. Letzte Gewissheit wird es erst durch einen DNA-Abgleich geben, der noch am Mittwoch in die Wege geleitet werden sollte. Das Ergebnis solle „in Stunden vorliegen, aber es geht Qualität vor Geschwindigkeit“, so der BK-Chef. Bei einer Gegenüberstellung mit Verwandten des Mädchens wurde die Identität der heute 18-Jährigen aber bestätigt.

„Der jungen Frau geht es den Umständen entsprechend“, sagte Haidinger. Sie werde ärztlich betreut, wurde untersucht, und es sei auch ein Psychologe beigezogen worden. In den nächsten Tagen werde die Frau von einer speziell geschulten Mitarbeiterin des Landespolizeikommandos Wien einvernommen. „Wir gehen sehr zart mit ihr um“, sagte Nikolaus Koch, Landespolizeikommandant im Burgenland und Leiter der Sonderkommission zur Natascha. Auf einen sexuellen Missbrauch haben die Ermittler in den ersten Einvernahmen bisher keinen Hinweis erhalten.

Der mutmaßliche Entführer, der 44-jährige Wolfgang P., hatte nach dem Entkommen der Frau mit seinem Auto die Flucht ergriffen. Sein Opfer hatte den Ermittlern einen Hinweis auf das Fluchtfahrzeug, einen roten BMW, gegeben. Ihn fanden die Polizisten später in einer Tiefgarage des Donauzentrums. Von dem Verdächtigen, einem Nachrichtentechniker, fehlte jede Spur. Es lief eine Großfahndung im Osten des Bundesgebiets. Unter der Leitung des amtsführenden Wiener Landespolizeikommandanten Karl Mahrer war ein Einsatzstab eingerichtet.

Zudem absolvierten die Beamten drei Hausdurchsuchungen – zwei in Wien und eine in Strasshof. Dem Haus, wo Natascha festgehalten worden sein soll, näherten sich die Einsatzkräfte sehr vorsichtig. Es wurde für möglich gehalten, dass er das Gebäude mit Sprengfallen oder Ähnliches gesichert hatte. Spezialisten durchsuchten das Haus schließlich und entdeckten eine „verliesartige Garage“, in der die 18-Jährige festgehalten worden sein könnte. Überprüft wurde auch die Wohnung der Mutter des Verdächtigen in der Rugiergasse in Wien-Donaustadt, der Zulassungsadresse des roten BMW.

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