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Fall Mladic: Belgrad hat neue "Informationen"

Die serbischen Behörden haben nach Angaben des serbischen Arbeitsministers Rasim Ljajic "neue Sachkenntnisse und Informationen" über die zwei weiterhin flüchtigen Angeklagten des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im früheren Jugoslawien (ICTY) Ratko Mladic und Goran Hadzic.

Ihre Bekanntgabe würde zu diesem Zeitpunkt allerdings die Fahndung gefährden, wurde Ljajic, der in der Regierung für die Zusammenarbeit mit dem Haager Tribunal zuständig ist, von Medien zitiert.

Nach den Worten des Ministers gehen die Behörden nun davon aus, dass sich Mladic nicht wie der im Juli festgenommene ehemalige Präsident der Bosnisch-Serbischen Republik, Radovan Karadzic, und der einen Monat zuvor verhaftete ehemalige bosnisch-serbische Polizei-Spitzenfunktionär, Stojan Zupljanin, unter einem falschen Namen versteckt. Wie sein einstiger Chef des Militärnachrichtendienstes, Zdravko Tolimir, der im Sommer 2007 festgenommen worden war, dürfte Mladic gemäß Ljajic mit einer kleinen Gruppe von Helfern rechnen und seine Verstecke ständig wechseln.

Nach Erkenntnissen serbischer Ermittler, die Ende Dezember durchgesickert waren, würde sich Mladic nicht freiwillig stellen. Demnach müsse damit gerechnet werden, das der ehemalige bosnisch-serbische Militärchef nach mehreren Jahren auf der Flucht “psychisch unberechenbar” sei und damit eine “Zeitbombe” darstelle, ” die leicht auch unschuldige Menschen aus seiner Umgebung in den Tod reißen könnte”.

Sowohl Ljajic als auch der serbische Sonderstaatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic, versicherten in den letzten Tagen, dass beide, Mladic wie auch Hadzic, heuer festgenommen würden. Worauf genau sich diese Erwartungen stützen, wurde allerdings nicht erläutert. Die Behörden behaupten nämlich weiterhin, die Annahme, dass sich Mladic und Hadzic in Serbien versteckten, gründe sich nur auf Vermutungen. Nach der Festnahme Karadzics, der wie Mladic des Völkermordes in der ehemaligen muslimischen Enklave Srebrenica angeklagt worden war, wurde allerdings bekannt, dass der ehemalige bosnisch-serbische Präsident von der Polizei gut einen Monat vor der Festnahme observiert worden war.

Die Festnahme Mladics ist die wichtigste Voraussetzung für die Umsetzung des im April mit der Europäischen Union unterzeichneten Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens (SAA). Sollte die Zusammenarbeit mit dem Haager Gericht heuer nicht abgeschlossen werden, dann werde eine weitere Annäherung an die Europäische Union völlig eingestellt, warnte unterdessen Ljajic.

Unter dem Kommando von Mladic hatten Truppen der bosnischen Serben im Sommer 1995 rund 8.000 muslimische Einwohner von Srebrenica ermordet. Goran Hadzic wird sich vor dem Haager Gericht wegen Kriegsverbrechen in Kroatien zu verteidigen haben.

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