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Fall Cain: Bessere Verknüpfung von Daten

Bregenz - Vorarlbergs Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch spricht sich nach dem gewaltsamen Tod des dreijährigen Cain für ein Nachdenken über eine bessere Verknüpfung von Daten im Jugendwohlfahrtsbereich aus.
Miroslav M. einvernommen

“Wenn man alle bekannten Fakten zusammengeführt hätte, hätte man einen Hausbesuch machen können”, erklärte Rauch am Mittwoch im Gespräch mit der APA. Das solle aber nicht heißen, dass diese schreckliche Tat auf diese Weise zu verhindern gewesen wäre.

Erstmals in Kontakt mit der Jugendwohlfahrt kam die 25-jährige Mutter von Cain im Jahr 2005, als ihr ambulante Unterstützung für ihr erstes Kind angeboten wurde. Seit 2007 übernahm die Behörde die Vertretung in Unterhaltsangelegenheiten. Im Sommer 2010 gab es telefonischen Kontakt der Jugendwohlfahrt mit der Mutter: Ihr sechsjähriger Sohn war auf das Dach gestiegen, als der 26-jährige Tatverdächtige – der Lebensgefährte der Mutter, mit dem sie seit kurzer Zeit liiert war – auf den Buben hätte aufpassen sollen. In weiteren Hinweisen wurde die Behörde auf Kontakte des Serben mit der Drogenszene aufmerksam gemacht.

Auch die Gewaltbereitschaft des Mannes war amtsbekannt. So besteht gegen den 26-Jährigen nicht nur ein rechtskräftiges Waffenverbot, er darf nach einem gewalttätigen Vorfall im November 2010 auch sein Elternhaus im Bezirk Bregenz nicht mehr betreten. Schon im Sommer war der Jugendwohlfahrt zugetragen worden, dass der Serbe massive Drohungen gegenüber andere Personen ausgesprochen habe – allerdings nicht gegen die 25-jährige Mutter und ihre beiden Söhne. Der 26-Jährige, der eine Invaliditätspension bezieht, ist nach Angaben von Staatsanwaltschaftssprecher Heinz Rusch vorbestraft.

Die Frage ist laut Rauch nun, wie man solches Wissen zusammenführe kann, ohne einen nicht mehr handhabbaren Datenwust zu erzeugen. Dass bei einer solchen Gesamtschau ein Hausbesuch durchgeführt worden wäre, steht für Rauch außer Zweifel. Sonst sei das Erkennen einer Gefahren-Situation mitunter schwierig: “Der Bub war Anfang Dezember noch beim Arzt, damals ist nichts aufgefallen. Auch im Kindergarten wurde nichts bemerkt”, so Rauch. Schließlich sei der 26-Jährige auch nicht in der Wohnung seiner Partnerin gemeldet gewesen.

Dass angesichts der offenbar massiven Misshandlungen der beiden Kinder keine dementsprechenden Meldungen eingingen, war auch für Werner Grabher, den Leiter der Jugendwohlfahrt im Amt der Vorarlberger Landesregierung, unmittelbar nach Bekanntwerden des Falles ein Rätsel. Am Ende blieb die traurige Tatsache, dass Cain am vergangenen Wochenende zu Tode geprügelt wurde. Ob mit einem Besenstiel, wie diverse Medien kolportieren, ist derzeit nicht zu beantworten. “Möglich ist es, aber dafür gibt es keinen objektiven Beweis”, so Chefermittler Norbert Schwendinger vom Landeskriminalamt.

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