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Faktencheck zu Debatte rund um falsch-positive Antigentests

Der Faktencheck zu falsch-positiven Antigentests.
Der Faktencheck zu falsch-positiven Antigentests. ©APA/dpa/Sebastian Gollnow
In den letzten Tagen kam es erneut zu einer Debatte über falsch-positive Antigentests. Hier der Faktencheck.

Erneut ist in den letzten Tagen eine Debatte über die Verlässlichkeit der in der Corona-Pandemie eingesetzten Antigentests entbrannt. Medienberichten zufolge soll an manchen Orten ein hoher Anteil falsch-positiver Tests an den gesamten positiven Ergebnissen aufgefallen sein. In Wiener Neustadt war von 50 Prozent falsch-positiven Tests die Rede, an anderen Orten wurden höhere Quoten genannt. APA-Faktencheck hat sich die Daten in den Bundesländern genauer angesehen.

Überprüfung: Vermehrt falsch-positive Antigentests?

Zu überprüfende Information: Der hohe Anteil falsch-positiver Tests an der Gesamtzahl positiver Schnelltests an manchen Orten ist im Vergleich unüblich und könnte die Vorgehensweise infrage stellen.

Einschätzung: Der Anteil der falsch-positiven an den positiven Testergebnissen variiert beträchtlich von Bundesland zu Bundesland. Laut einem Experten der MedUni Wien gibt es herstellerspezifische Unterschiede in der Testqualität, falsch-positive Ergebnisse seien zumeist auf ein falsches Handling oder chargenabhängige Fehler zurückzuführen. Deutschen Wissenschaftern zufolge kann der Einsatz von Antigen-Schnelltests bei Beibehaltung der etablierten Hygienemaßnahmen sinnvoll sein.

Überprüfung: Erhält man in Österreich bei einem Antigentest ein positives Ergebnis, so wird dieses danach normalerweise mittels PCR-Test überprüft. Nur diejenigen, bei denen auch der sehr sensible PCR-Test positiv anschlägt, müssen die begonnene Quarantäne fortsetzen. Das lässt sich auch auf gesundheit.gv.at nachlesen.

Erkenntnisse aus den Bundesländern

Wie die niederösterreichische Sanitätsdirektion der APA mitteilte, konnten 25 Prozent der positiven Antigentests mittels PCR-Test nicht bestätigt werden, waren also falsch-positiv. 75 Prozent der positiven Antigentests seien auch beim PCR-Test positiv gewesen. Das gelte für den Zeitraum von 11. März bis 13. März 2021, doch diese Erfahrungen seien mit allen bisher durchgeführten Antigentests gemacht worden.

Die in Medien kolportierten vermehrt falsch positiven Antigentests in Wiener Neustadt könne die niederösterreichische Sanitätsdirektion nicht bestätigen. Dazu habe auch kein Vertreter des Landessanitätsstabes Stellung genommen.

Ähnlich niedrig ist die Quote der falsch-positiven Tests gemessen an den positiven Ergebnissen in Tirol. Dort sind laut einem Pressesprecher der Tiroler Landesregierung von knapp 2.000 positiven Antigen-Testungen 21 Prozent falsch-positiv. 79 Prozent würden also nach der Kontrolltestung mittels PCR das richtige Ergebnis anzeigen. Es wurde aber betont, dass sich der Anteil der falsch-positiven Tests lediglich auf einen Auszug der Testungen beziehe und er daher als annähernder Richtwert zu sehen ist.

Höher ist die Quote im Burgenland. Laut einer Pressesprecherin des Landes waren bis 22. März 2021 rund 42 Prozent der positiven Antigentests falsch-positiv, etwa 58 Prozent seien vom PCR-Test bestätigt worden. Auch hier wurde darauf hingewiesen, dass die Zahlen einer gewissen "Diskrepanz" unterliegen, da es sich um sich ständig verändernde Zahlen handle.

In Vorarlberg wurden nach Informationen der Landespressestelle 77,9 Prozent der positiven Antigen-Tests in Schnellstraßen seit 1. Jänner durch einen PCR-Test bestätigt. Bei etwa 17,3 Prozent ergab ein PCR-Test ein negatives Ergebnis, bei 4,8 Prozent ist das Ergebnis noch offen.

In Oberösterreich stellte sich einem Pressesprecher des Krisenstabs zufolge bei der Kontrolle durch den PCR-Test "in der Regel bei etwa 50 Prozent der positiven Antigen-Tests ein negatives PCR-Folgeergebnis ein." In Salzburg wird die Quote der falsch-positiven Antigentests nicht gesondert erhoben, da ohnehin jede positiv getestete Person nochmals einen PCR-Test absolvieren müsse, wie ein Pressesprecher des Landes der APA mitteilte. Aus den restlichen Bundesländern wurden bis zur Fertigstellung des Faktenchecks keine Daten zugesendet.

Falsch-positiv oft auf Handling und Charge zurückzuführen

Der Bereichsleiter vom Klinischen Institut für Labormedizin der Medizinischen Universität Wien, Robert Strassl, sagte in einer Stellungnahme der APA, dass es sehr gute Antigentests am Markt gebe, die sich grundsätzlich für die Durchführung von Screeningprogrammen gut eignen würden. "Herstellerspezifische Unterschiede in der Testqualität bedingen jedoch, dass es daneben auch Tests gibt, die sich nicht oder nur eingeschränkt für die Anwendung eignen. (...) Prinzipiell zeigen Antigentests eine sehr gute Spezifität (Anm. Rate falsch positiver Testergebnisse)", so Strassl. Falsch-positive Ergebnisse seien zumeist auf ein falsches Handling oder chargenabhängige Fehler zurückzuführen.

Der Vizedirektor der MedUni Wien, Oswald Wagner, betonte im Dezember im Gespräch mit der APA, dass vor allem die Schnelligkeit der Schnelltests relevant und noch wichtiger als die Sensitivität sei. Er sprach sich dafür aus, dass mittels PCR nachgetestet wird.

In einem Positionspapier von deutschen Wissenschaftern des Nationalen Forschungsnetzwerks der Universitätsmedizin von Jänner 2021 zu Antigen-Schnelltests wird unter anderem darauf hingewiesen, dass falsch-positive Befunde von Antigen-Schnelltests vor allem bei Reihentestungen gesunder Menschen mit niederer Inzidenz ins Gewicht fallen würden. In einer Gruppe asymptomatischer Personen könne die Anzahl falsch-positiver Ergebnisse die Anzahl richtig-positiver Ergebnisse übertreffen. Zusammenfassend könne der Einsatz von Antigen-Schnelltests bei Beibehaltung der etablierten Hygienemaßnahmen aber sinnvoll sein, heißt es in dem Papier. Darüber berichtete auch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) etwa auf "Zeit Online".

Erneut wird auch wieder eine Infografik des deutschen Robert Koch-Instituts (RKI) zur Aussagekraft von Antigen-Schnelltests aufgegriffen. Dazu gibt es bereits einen APA-Faktencheck.

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(APA/Red)

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