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Fabian oder Der Gang vor die Hunde - Kritik und Trailer zum Film

Dominik Grafs neuer Film nimmt einen mit ins Berlin der Weimarer Republik. Der Regisseur hat sich mit "Fabian oder Der Gang vor die Hunde" einen Roman von Erich Kästner aus dem Jahr 1931 als Ausgangspunkt gewählt. Die Geschichte erzählt vom Germanisten Jakob Fabian, der mit seinem Freund Labude durchs Nachtleben streift und bald seinen Job verlieren wird. Er verliebt sich in die angehende Schauspielerin Cornelia. Im Hintergrund erstarkt der Nationalsozialismus.

Es ist ein leidlich unbekanntes literarisches Werk aus Zeiten der Weimarer Republik: Erich Kästners "Fabian" - ein Roman, der erst 2013 in ungekürzter Originalfassung und unter dem vom Autor ursprünglich angedachten Untertitel "Der Gang vor die Hunde" erschien. Nun hat Dominik Graf das rohe Stück Literatur in ein rohes Stück Kino verwandelt. Nach der Berlinale-Premiere kommt "Fabian" in die heimischen Lichtspielhäuser.

Fabian oder Der Gang vor die Hunde - Kurzinhalt zum Film

Die Verfilmung, die sich eng an die Romanvorlage hält, rückt vollends Jakob Fabian ins Zentrum, enigmatisch interpretiert von Tom Schilling. Der Werbetexter - ein Beruf, den auch Kästner eine Zeit lang ausübte - schlägt sich im Zwischenkriegsberlin mit seinem reichen Freund Labude (Albrecht Schuch) die Nächte um die Ohren. Mittendrin träumt Meret Becker in einer fantastisch heruntergekommenen Rolle von einem Männerbordell. Es ist eine Stadt, ein Land auf der Suche nach Orientierung, gezeichnet von den Traumata des Weltkrieges, gespiegelt im Protagonisten, der sich hierbei mehr als nüchterner Beobachter denn Teilnehmer versteht.

Er lernt auf seinen ziellosen Flanierwegen Cornelia (Saskia Rosendahl) kennen, die einen Augenblick lang zum Anker in seinem Leben wird. Und doch ist diese Stabilität nur von kurzer Dauer. Seine große Liebe schläft sich in der Filmbranche nach oben, der ebenso idealistische wie dem Kommunismus zugeneigte Labude bringt sich um.

Fabian oder Der Gang vor die Hunde - Die Kritik

Graf erzählt diese episodenhafte Lebensgeschichte dreckig, in körnigen, schnell geschnittenen Bildern im 4:3-Format, in die sich bisweilen Techniken wie Splitscreens, Texttafeln oder als Stimmungsflicker eingestreute historische Aufnahmen mischen. So hebt sich "Fabian" in einer gewissen Fassbinder-Anmutung vom konventionellen TV-Historienfilm ab. Eine ostentative Erzählstimme zitiert Kästner und gibt doch mehr als nur den Rahmen vor, sondern doppelt bisweilen die Bilder, unterstreicht ihre Herkunft aus der Literatur.

Die von Graf intendierte Anbindung des Geschehens ans Heute funktioniert indes nur begrenzt. Bereits zum Auftakt gestaltet er einen fließenden Übergang von einer Berliner U-Bahn-Station des Jahres 2021 in das historische Berlin des Jahres 1931. Und doch ist der Moralist Fabian nicht wirklich angebunden an die Themen der Gegenwart, bleibt die Frage, ob sich der Beobachter ohne Eingreifen schuldig macht, zu abstrakt. Es gibt kein richtiges Leben im falschen, ist die Erkenntnis des autobiografisch angehauchten Kästner-Romans. Diese entsteht im Treibenlassen, eine Haltung, die auch der Film aufnimmt und mit seinen knapp drei Stunden durchaus Längen aufweist. Ein Gang vor die Hunde will eben mit Muße gegangen sein.

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(APA/Red)

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