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EZB hebt Leitzins erneut an

Die EZB erhöht Leitzins im Euroraum auf 2,5 Prozent.
Die EZB erhöht Leitzins im Euroraum auf 2,5 Prozent. ©REUTERS/Wolfgang Rattay/File Photo (Symbolbild)
Die EZB hebt Leitzins um 0,5 Punkte auf 2,5 Prozent. Weitere Zinsanhebungen geplant.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit einer erneuten Anhebung der Zinsen auf die ausufernde Inflation reagiert. Die am Donnerstag beschlossene Erhöhung fiel allerdings wegen wachsender Sorgen um die Konjunktur etwas geringer aus als die beiden vorherigen Schritte.

EZB hebt Leitzins um 0,5 Punkte auf 2,5 Prozent

Der Leitzins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der EZB leihen können, steigt auf 2,50 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Dezember 2008. Der Einlagensatz, den Kreditinstitute für bei der EZB geparkte Gelder erhalten, erhöht sich auf 2,0 Prozent.

Die Leitzinsen von EZB und Fed seit 2000 ©APA

"Wir lassen nicht nach. Wir müssen eine längere Strecke gehen", betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde in Frankfurt. Für einige Zeit seien nach aktueller Einschätzung weitere Zinserhöhungen um jeweils 0,5 Prozentpunkte zu erwarten. Zudem tritt die Notenbank bei ihren milliardenschweren Anleihenkäufen auf die Bremse.

Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremst und so hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Steigende Zinsen können aber zugleich die Wirtschaftsentwicklung im Währungsraum dämpfen, der seit Monaten mit den Folgen des Ukraine-Kriegs und einem massiven Anstieg der Energiepreise zu schaffen hat.

EZB-Bilanz soll ab Anfang März abgebaut werden

Zugleich will die Notenbank den Umfang der in den vergangenen Jahren von den Euro-Notenbanken aufgekauften, milliardenschweren Anleihenbestände verringern. Von März 2023 sollen Gelder aus auslaufenden Wertpapieren des billionenschweren allgemeinen Kaufprogramms APP nicht mehr in vollem Umfang in den Kauf neuer Anleihen gesteckt werden. Bis zum Ende des zweiten Quartals 2023 sollen die Bestände monatlich im Durchschnitt um 15 Mrd. Euro verringert werden.

Den Erwerb frischer Wertpapiere hatte die EZB bereits mit 1. Juli 2022 eingestellt. Insgesamt steckte die Notenbank im Rahmen des seit März 2015 genutzten Programms bis Ende November des laufenden Jahres mehr als 3,4 Billionen Euro in Staatsanleihen und Unternehmenspapiere. Mit der nun beschlossenen Eindämmung der Geldflut sendet die EZB ein weiteres Signal in Richtung Inflationsbekämpfung.

Inflation im Euroraum soll auf zwei Prozent sinken

Nach jüngsten Prognosen der EZB wird sich die Inflationsrate im Euroraum erst 2025 - und damit ein Jahr später als noch vor drei Monaten erwartet - in Richtung der Zielmarke der EZB bewegen. Die Notenbank strebt für den Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Inflationsrate von zwei Prozent an. Im November des laufenden Jahres lag die Teuerung im Währungsraum der 19 Länder bei 10 Prozent. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbrauchern.

Die EZB rechnet auf Jahressicht für heuer inzwischen mit 8,4 Prozent Inflation. 2023 werden die Verbraucherpreise nach Einschätzung der EZB noch um 6,3 Prozent über Vorjahresniveau liegen, 2024 wird eine Teuerungsrate von 3,4 Prozent erwartet.

EZB-Eröhung des Leitzins "ohne Alternative"

Das entschiedene Vorgehen der EZB sei "ohne Alternative", kommentierte Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis: "Die Preissteigerungsraten pendeln sich auf sehr hohem Niveau ein, das darf so nicht weitergehen." Friedrich Heinemann vom ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung mahnte: "Diese Zinserhöhung sollte trotz der Sorgen um die Konjunktur nicht der letzte Schritt gewesen sein." Der Realzins - also der Zins abzüglich der Inflation - liege immer noch "klar im negativen Bereich".

Lagarde betonte die Entschlossenheit der Währungshüter: "Insbesondere sind wir der Meinung, dass die Zinssätze noch deutlich und stetig steigen müssen, um ein Niveau zu erreichen, das ausreichend restriktiv ist, um eine rechtzeitige Rückkehr der Inflation zu unserem mittelfristigen Ziel von zwei Prozent zu gewährleisten."

EZB erhöht auch Einlagensatz

Der sogenannte Einlagensatz, den Kreditinstitute erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, steigt nach der Entscheidung vom Donnerstag auf 2,00 Prozent. Sparer profitieren inzwischen von steigenden Zinsen für Tages- und Festgeld. Allerdings mindert die hohe Inflation die Erträge. "Die hohe Inflation gleichen auch die besten Festgeldkonten nicht aus. Sie dienen aber immerhin als Schadensbegrenzung", heißt es in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "Finanztest".

Zinserhöhungen der EZB erst später als die Fed in den USA

Nach längerem Zögern hatte der EZB-Rat bei seiner Sitzung am 21. Juli erstmals seit elf Jahren die Zinsen im Euroraum wieder angehoben. Es folgten zwei weitere historische Erhöhungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte. Die Währungshüter hatten die hohe Inflation lange als vorübergehend interpretiert und leiteten den Kurswechsel daher erst später ein als beispielsweise die US-Notenbank Fed.

Die US-Notenbank hatte am Mittwoch ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Die Fed leitete damit einen etwas moderateren Kurs ein, signalisierte aber weitere Anhebungen. Der Leitzins in den USA liegt nun in eine Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.

(APA/Red)

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