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Experten prüfen Fusionspläne von Tirol Milch und Berglandmilch

Fusionspläne mit der oberöster­reich­ischen Berglandmilch sorgen für Turbulenzen bei der größten Molkerei Tirols, der Tirol Milch mit Hauptsitz in Wörgl. Nach Bekanntwerden der "Beurlaubung" des Fusionskritikers und Geschäftsführers Carl-Albrecht Benker durch Obmann Hans Schweiger warnte der für Landwirtschaft in der Landesregierung zuständige LHStv. Anton Steixner (V) am Mittwoch, die Fusion "übers Knie zu brechen".

Gegenüber der APA riet er zur Einholung von Expertengutachten, die das Unternehmen Tirol Milch durchleuchten sollen. Schweiger selbst verteidigte die Fusionspläne. Am Freitag würden die zuständigen Gremien unter anderem mit der “Beurlaubung” befasst.

Der Raiffeisenverband prüfe bereits, wie die Tirol Milch tatsächlich dastehe, berichtete Steixner, der auch Obmann des Tiroler Bauernbundes ist. Nur wenn es tatsächlich strukturelle Vorteile gebe, sei die Fusion der richtige Schritt. “Mir persönlich wäre es lieber, es gibt Kooperationen und man arbeitet gscheit, dann bleibt der eigenständige Weg”, sagte Steixner. Die Entscheidung sei allerdings nicht mit bäuerlichem Hausverstand zu lösen, sondern mit fundierten Expertengutachten.

Auch wenn es derzeit gut laufe, müsse man versuchen, gemeinsam stärker zu werden, sagte Schweiger zur APA. Eine Entscheidung könnte im Herbst fallen. Die “Beurlaubung” seines Geschäftsführers Carl-Albrecht Benker sei “nichts Ungewöhnliches”. Benker könne “jederzeit wieder anfangen”, meinte Schweiger.

Es gebe “keine Eile” für die Fusion, sagte Schweiger. Bis Ende September könne eine Entscheidung fallen, “wenn es später ist, ist es auch keine Tragödie”. Er stehe für den Weg der Fusion, “der aber sicher nicht der einzige ist”. Die Tirol Milch bleibe aber damit zu 100 Prozent in bäuerlicher Hand. Durch das große Aufkommen von Versandmilch (exportierter Rohmilch) sei ein hoher Milchpreis nur schwer zu erzielen. Und für den Konsumenten ändere sich nichts, in der Tirol Milch bleibe ausschließlich Tiroler Milch. Keiner werde bei der Fusion “geschluckt”. Schweiger bestätigte Prüfungen von Experten des Raiffeisenverbandes über den Zustand des Unternehmens und den Fusionsweg.

Am Mittwoch gab es eine heftige politische Debatte über die Genossenschaft, die in der kommenden Woche auch Thema im Landtag sein dürfte. Der Chef der stärksten Oppositionspartei im Landtag, LAbg. Fritz Dinkhauser, forderte einen Stopp für die Fusionspläne der Tirol Milch mit der Berglandmilch. “Millionen Euro Steuergeld” stünden auf dem Spiel. Es gehe um Standortpolitik, nicht um Standespolitik.

SP-LAbg. Elisabeth Blanik meinte, dass durch die Fusion vor allem die Produktion in Tirol “angezählt” sei. Die Arbeitnehmer säßen “auf Schleudersitzen in die Arbeitslosigkeit”. Bereits der Abzug der Tirol Milch aus Innsbruck sowie die Fusion mit der Osttiroler Molkerei und der Tirol Milch habe Menschen ihren Arbeitsplatz gekostet, “gefördert mit Mitteln aus der öffentlichen Hand”.

Die Bauern sollten durch den Schritt nicht kurzfristig einen Vorteil, langfristig aber “große Nachteile” haben, meinte der Grüne Klubobmann, LAbg. Georg Willi. Die “überfallsartige Beurlaubung” des Geschäftsführers sei wohl Beweis genug, dass die Fusionspläne der Tirol Milch “dringendst” hinterfragt werden müssten. Willi forderte einen Stopp der Fusionspläne.

2009 verzeichnete die Tirol Milch einen Umsatzrückgang von knapp neun Prozent auf 136,2 Mio. Euro (2008: 153,9 Mio.). Das Unternehmen konnte nach einem “dramatischen Verlustjahr 2008” (minus 5,145 Mio. Euro) einen Bilanz-Überschuss von 352.000 Euro verbuchen. Für 2010 wurde ein Umsatz von 140 Mio. Euro sowie einen Bilanzgewinn von einer halben Million Euro angepeilt. Rund 4.000 der insgesamt 5.700 Milchbauern in Tirol liefern an die Tirol Milch.

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