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Ex-Vizekanzler: Impfung wird Migration verschärfen

Michael Spindelegger leitet das Internationale Zentrum für die Entwicklung von Migrationspolitik (ICMPD) in Wien.
Michael Spindelegger leitet das Internationale Zentrum für die Entwicklung von Migrationspolitik (ICMPD) in Wien. ©APA/HANS KLAUS TECHT
Ex-Vizekanzler Michael Spindelegger geht mit seinem ThinkTank davon aus, dass die Coronaschutzimpfung als "Magnet für Einwanderung" wirken könnte. Zudem sein die Krise nochnicht zu Ende.

Das Wiener ThinkTank ICMPD erwartet ein schwieriges neues Jahr in Sachen Migrationspolitik. Die Corona-Pandemie habe zwar Mobilität eingeschränkt, Ungleichheiten zwischen reichen und ärmeren Ländern aber verschärft. Der ungleiche Zugang zu Impfstoffen verschärfe dies weiter. Für 2021 rechne man deshalb mit neuen, stärkeren Migrationsbewegungen, sagte der Generaldirektor des Zentrums für Migrationspolitik (ICMPD), Michael Spindelegger, am Dienstag.

"Magnet für Einwanderung"

"Bessere Gesundheitssysteme in Europa können zu einem Magneten für Einwanderung werden", betonte Spindelegger anlässlich der Präsentation des "Migration Outlook 2021". Dass die Corona-Impfung in der EU gratis ist, könne für Migranten aus Afrika, Lateinamerika oder Asien "sehr attraktiv" sein, weshalb man einen Anstieg irregulärer Migration erwarte, so der frühere ÖVP-Außenminister in einer Aussendung.

Zwar habe die Corona-Pandemie die Mobilität im vergangenen Jahr drastisch eingeschränkt, doch habe sich dies auf Migration weit weniger stark als etwa auf touristische Reisen ausgewirkt. So sind laut International Centre for Migration Policy Development (ICMPD) illegale Grenzübertritte in die EU "nur" um 7,8 Prozent zurückgegangen, während sich die Mobilität im Tourismus um 70 Prozent reduziert habe.

Effekte der Coronakrise nehmen zu

Für das kommende Jahr geht das ICMPD davon aus, dass die langfristigen Treiber von Migration ebenso wie die mittelfristigen Effekte der Coronakrise eher zunehmen als abnehmen werden. Es ist also anzunehmen, dass die Zahl jener, die sich aufgrund von Arbeits- und Perspektivenlosigkeit, Armut und Not auf den Weg machen, weiter steigt.

Europa müsse sich auf ein "schwieriges", neues Migrationsjahr vorbereiten und in globale Partnerschaften und Kooperationen - auch mit Ländern, die besonders hart von der Krise getroffen wurden - investieren, um den Herausforderungen besser begegnen zu können, empfiehlt das in Wien ansässige Zentrum. Politiker müssten auch darauf gefasst sein, ihren Wählern zu erklären, warum manche neu geschaffenen Jobs nach der Krise womöglich mit Einwanderern besetzt werden.

Zusammenarbeit mit Herkunftsländern

Als weitere Schlüssel- und Einflussfaktoren für die Entwicklung der Migrationsbewegungen identifizierte das ICMPD für 2021: die generelle Entwicklung der Covid-Krise, den ungleichen Zugang zu Impfungen und wirtschaftliche Erholung der jeweiligen Länder, neue Krisen wie jene in der Sahel-Zone als Auslöser für stärkere Fluchtbewegungen und eine schnelle Reaktion bei Verlagerung der Ströme auf andere Routen (Stichwort: Türkei-Deal). Zudem müsse die Arbeit am im Herbst präsentierten EU-Pakt für Migration und Asyl der Kommission weitergeführt werden, hier strich das ICMPD insbesondere die Zusammenarbeit mit Herkunfts- und Transitländern hervor.

(APA/red)

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